„Du bringst mich aus der Fassung“, sagte der Diamant, etwas ungeschliffen, zur Sonne, die sich geschickt in einer seiner Facetten spiegelte. Aber die Sonne lächelte nur. Erröten wollte sie nicht, denn es war noch nicht Abend genug dafür und die Wolken mit denen sie sich hätte verschleiern können, zogen sich unkeusch zurück, da auch sie wussten, daß der Reiz der Natur nicht in der Lüge verborgen liegt.

Die Kinder machten sich gerade auf, um in die Grunzschule zu gehen, damit sie im Alter vielleicht einmal die Grunzsicherung erhielten, sie sagten schon das große Einmalnichts- und Wiedernichts auf, und draußen, vor den Toren der Stadt bildeten die Toren der Stadt eine immer schwächer werdende Schwarzlichterkette aus Pfeifenköpfen, die, voll Wasser wie sie waren, nur noch schwitzten, angesichts der Untatsachen.

„So sei es“ brüllte ein seltsam gekleideter Herr aus dem Schwarzlichtmilljöh, „so sei es, und noch einmal „so sei es!“. Was wollte er auf der Welt, von der Welt, gegen die Welt? Was hatte er vor und zurück, außer der Schande, die er zwar nicht jemandem antat – wenigstens nicht offiziell - , die aber von seinen dunklen Kollegen heimlich praktizierte wurde, so oft es nur ging. Es kam jetzt ganz auf die Geheimhaltung an!

Geheimhaltung ist ungefähr wie Tierhaltung, Geflügel oder sonstige Nutztierhaltung, aber auch jede andere Form von Nachwuchs ist davon betroffen...sie ist eine Art „Wahrheitsfindung“. „Da man gerade jetzt, in diesen extra schwierigen Zeiten die INNOVATIVE Wahrheit benötigt, wie die Faust aufs Auge oder einen Kropf, muss man FLEXIBEL sein“. Diese Propagandaparole tönt aus den Lautsprechern – und diese Lautsprecher sind meistens hässlich.

Sie haben tiefe, nach unten weisende Mundfalten, oder einen affenartigen Kasperlkopf, sie fließen beim Reden über von Schmalz und die Unterwürfigkeit gegenüber den angewandten Perversionen der Welt steht ihnen im Schweinsgesicht geschrieben, wie ein oder gleich mehrere Menetekel, aber das ist unaussprechlich. Niemand darf ein genaues Portrait davon zeichnen! Der Turmbau zu Babel ist nicht mehr zeitgemäß – wir geben uns die Hände, wobei es verpönt ist sie nachher zu waschen.

Trotzdem ist überall etwas aufgeboten, das immer wieder verkannt, falsch beurteilt, oder gar beschönigt wird: die Unschuld. Sie kommt erst wieder zum Tragen, wenn die ersten hängen, denn die Ersten werden nicht die Letzten sein, oder „Mit dem Kopf unterm Arm hält man sich Feinde warm“. Die Liste der Listen könnte noch endlos fortgesetzt werden, wenn nicht schon vorher alles zum Erliegen käme. Darauf stehen wir! Noch sind wir gesund und munter – die Sonne geht mal auf, mal unter und über'm großen Sternenzelt, da regiert ein Gnom die Welt.

Und unten, da gibt es die Walen, die Walen sind gut zum Fischen! Dabei kann man Flegel setzen, aber auch Spiel holen...und dann später der viele Tran. Der soll ja sooo gesund sein! „Hauptsache man schluckt alles runter“ meinte nun wieder der, völlig aus der Fassung geratene Diamant, während die Sonne über alle seine Facetten so laut lachte, daß es sogar in den Fensterscheiben blitzte. Aber inzwischen war es Nacht geworden...tiefe, tiefe Nacht...und irgendwo weinte eine bedrängte Seele!


© Alf Glocker


3 Lesern gefällt dieser Text.



Unregistrierter Besucher

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Wie man Seelen bedrängt"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "Wie man Seelen bedrängt"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.