Ich sitze da und lausche. Ich lausche den Leuten die sich über Dinge unterhalten. Weihnachtsgeschenke, Merkels Flüchtlingspolitik, Donald Trump und seine Präsidentschaft. Ganz normale Dinge, würden sich viele denken. Doch da liegt das Problem: Wir denken zu viel. Wir denken uns die schlimmsten Dinge über Sachen aus, die doch ganz harmlos sind. Das ist die heutige Gesellschaft. Und wir merken nicht mal, wie wir uns selbst dadurch verrückt machen. Die allgemeine Unzufriedenheit reflektiert sich auf mein Leben. Ich werde aggressiv, wenn ich den Leuten weiter zuhöre. So sinnlose Dinge, so unwichtig für unser Leben, die besprochen werden. Aber nur durch den Massenkonsum werden solche Gespräche möglich. Wir schaffen uns immer mehr an, denken wir müssen alles besitzen, nur weil es gerade im Sonderangebot ist. Doch denken wir mal an die Herstellungsprozesse eines Teils von z.B. Primark. Da sitzen Arbeiter in diesen Fabriken, die noch nicht mal den Mindestlohn bekommen, geschweige denn sich eine ordentliche Wohnung oder etwas zu Essen leisten können.
Es herrscht eine Frustration in der Gesellschaft. Wir wollen immer mehr, doch bekommen längst nicht alles. Einfach so, gegen unseren Willen. Wir denken nicht an die armen, vernachlässigten Arbeiter, sondern nur an unseren Willen: Das günstig zu habende Teil von Primark. Uns ist es egal, wir wollen nur das eine. Ohne es werden wir depressiv, geschweige denn frustriert. Aber nicht nur mit sich, sondern auch den anderen. Und die müssen es mit Leib und Seele bitter erfahren.
Wir führen Kriege um Rohstoffe, die auch in unserem eigenen Land zu haben sind. Doch worum geht es hier aber? Um den Preis, der so günstig wie möglich sein muss. Wir springen in die Luft vor Freude, sind glücklich überrascht, wenn der Preis des sonst so teuren Diesels auf nicht mehr als einen Euro reduziert wurde. Wir sind auch geizig geworden. Wir achten immer mehr auf unser Geld, statt etwas an Bedürftige abzugeben und zu teilen. Das erachten wir als töricht. Wieso sollte der sonst so hart arbeitende Bankier denn sein Geld für einen faulen Bettler abgeben? Soll der sich doch mal eine Arbeit suchen und selbst anschaffend für sich selbst sein. Das ist das Problem: Wir haben verlernt zu teilen, tolerant zueinander zu sein. Deshalb splittet sich unsere Gesellschaft.

Wir akzeptieren keine fremden Menschen, die aus Angst vor dem Krieg in ihrem Land flüchten mussten. „Ausländer raus!“ wird da gerufen. Doch wissen diese Täter, die diese Worte in die Öffentlichkeit schreien, überhaupt, wovon sie gerade frustriert sind?
Diese Flüchtlinge sind nicht zu uns gekommen, weil sie es wollten. Sondern weil sie es müssen. Sie flüchten aus Angst vorm IS , aus Angst vor weiteren Anschlägen auf ihre Heimatstädte, aus Angst selbst unter den Opfern zu sein.
Woher sollen Leute wie Lutz Bachmann oder Bernd Höcke, oder Beatrix von Storch wissen, wie es wirklich aussieht in Aleppo und Syrien. Woher sollen sie den wissen, wie es in so einem Menschen überhaupt aussieht?
Das passiert aus Frustration. Sie wird ausgelassen an den „Neuen“, die in unser Land gekommen sind. Man braucht einen Sündenbock, den man doch für alles verantwortlich machen kann. Wer solle es denn sonst sein? Etwa der „friedliche“ Deutsche, der den ganzen Tag das Geld für seine Familien ranschafft und einen festen Arbeitsplatz und ein ruhiges Leben hat? Eben genau den. Denn er kann sich gerade gut an der Integration beteiligen und helfen, anstatt aus keinem triftigem Grund sich jeden Montag auf die Straßen zu stellen und „Merkel muss weg!“ und „Ausländer raus!“ zu schreien. Denn erfolgreiche Teilnahme an der Integration und Hilfe für Flüchtlinge lohnt sich mehr, als solche Hetze. So kann man nämlich wirklich etwas bewegen.
Doch das ist, was sich in unserer Gesellschaft herausgebildet hat. Diese allgegenwärtige Frustration und der Widerstand gegen die Vernunft ist das, was uns früher oder später zermürben wird.
Wir müssen uns bekennen zu den wirklich wichtigen Dingen im Leben und uns vor Augen führen: Was ist wichtig für mich? Brauche ich das jetzt, oder kann ich auch ohne das hervorragend leben? Weiß ich mit welchen Handlungen und Taten meinerseits ich die Gesellschaft weiterbringe, oder will ich nur über mich und andere bestimmen, anstatt soziale Grundprinzipien für mich und mein Leben aufzustellen.

Diese Fragen muss sich jeder vor Augen führen und verinnerlichen. Denn sonst geht alles weiter, wie bisher und nichts wird sich wieder zu Guten wenden.

Also sitze ich da uns lausche. Ich weiß nicht einmal, ob das alles Sinn macht. Aber eines weiß ich. Wir können jetzt immer noch alles zum Guten wenden, wenn wir uns nur mal an die eigene Nase fassen und bestimmen, was das wirklich wichtige für unser Leben und das anderer ist.


© Fionn Klose


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