Man stelle sich vor, man lebt unter Wölfen, ist aber selber keiner. Man stelle sich weiter vor, die Wölfe sind noch in der Minderheit, weil die, welche keine sind noch recht zahlreich vorhanden scheinen, aber die Wölfe das Sagen haben - was tut man dann? Man spielt Theater – ist doch klar!
Gut inszeniert passt dann auch der vorgeschriebene Text. Jeder lernt seine Rolle auswendig und versucht sie dann, nach dem sogenannten „besten Wissen“ und (lach) „Gewissen“ zu spielen. Mit dem Leben muss der Text ja nicht zusammen passen. Das steht auf einem anderen Blatt – das ungeschrieben ist.
Ungeschrieben ist auch noch so manches andere. Und solange die Wölfe noch knapp in der Minderheit sind, muss man vorgeben, daß nichts Wölfisches geschieht und wenn, dann hat es nichts zu sagen. Vom Prinzip der Gleichheit ausgehend, betrifft das Geschehen, also die Verantwortung dafür, eh alle.
Wenn ein Wolf z.B. mal wieder ein Geißlein gefressen hat, dann haben alle daran die Schuld. Dann ist die Gesellschaft verroht, nicht der eine Wolf, oder die Volksgruppe der Wölfe. Nein, das wäre ja nun wieder intolerant – zumindest solange die Wölfe die Macht noch nicht offiziell ergriffen haben.
Solange muss noch jede Missetat unter den Teppich gekehrt werden, so, als wäre sie entweder niemals geschehen, oder noch schöner: so, als könnte sie jeder begangen haben. Am allerbesten man sagt: „Auch Nichtwölfe begehen jeden Tag verbrecherische Taten“. Das klingt sehr gut!
Damit solidarisieren sich die bösen Nichtwölfe mit den guten Wölfen, gegen die nichts gesagt werden darf, weil sie ja bald in der Überzahl sein werden. Und dies wiederum ist eine gute Tat! Bei positiver Grundeinstellung kann nichts anderes gesagt und getan werden. Stillhalten ist alles.
Tatsächlich hilft es auch nichts, wenn sich die Nichtwölfe über die Missetaten oder die weniger positive Grundeinstellung der Wölfe aufregen, denn man darf niemanden diskriminieren, der (noch) nichts angestellt hat. Bislang umkreisen die meisten Wölfe eben die Nichtwölfe nur gierig.
Daß das nichts zu bedeuten hat, lernen die Kinder der Nichtwölfe, nein, sagen wir's doch frei heraus, „der dummen Schafe“, bereits in der Schule. Das haben die Wölfe so gewollt. Den Schafen fällt momentan leider nichts Besseres ein als Theater zu spielen. Ist das nicht schön?!
*
An meinen Mörder
Ich verfluche meinen Mörder!
Nein, Mitleid hab ich mit dem Deppen!
Das erspart mir viele Wörter...
langsam geh ich meine Treppen,
zu dem Augenblick hinauf
wo er mich umbringt, dann hört's auf.
Kleinkariert und primitiv
ist das Individuum wohl schon.
Da lieg' ich bestimmt nicht schief.
Und aus der „anderen Dimension“
werde ich mich wieder melden
um den Dödel noch zu schelten.
Einfalt ist ein Privileg!
Leider ist sie nichts für mich!
Da bleib ich lieber etwas schräg
und errechne unterm Strich:
was mein Mörder sich auch denkt...
mir doch egal – geschenkt!
Tage eilen in grauen Kleidern
an mir vorbei, doch ich
glaube zu schweben, eingehüllt
in einem Mantel aus Licht.
Ich habe noch viel vor
und halte die Uhren an,
doch das Leben läuft [ ... ]
Strahlend wärmt der Sonnenschein nach dürstend, finsterer Zeit.
Licht und Wärme streichelt alle Sinne, die wir haben.
Ein Märchen scheint erwacht zu sein, in einem bunten Kleid.
Des Lebens [ ... ]
Gevatter Tod, -unsichtbarer Geselle,
verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
stehst von Anbeginn schon vor der Tür,
gehst neben mir, trittst an des Lebens Stelle.
„Schau doch wie die Bäume blühen“
flüstert mir mein Freund ins Ohr.
„Siehst du wie die Jahre ziehen?!“
frage ich ihn voll Humor –
aber er geht nicht drauf ein,
denn er lässt [ ... ]