Schizophrenes Gejammer

© Alf Glocker

Wir sind ja soooo reich, o mein Gott, sind wir reich! Keiner von uns muss hungern, nein, keiner, absolut keiner, niiiemand! Es geht uns sooo gut, daß es uns viiiel zu gut geht. In unserem Land leben gaaanz viele Milliardäre, aber eben nicht zuu viele, gerade so viele, daß die anderen ihr Geld mit denen teilen dürfen, die weniger haben als die Milliardäre. Es ist eine Schande, daß sie das eigentlich gar nicht wollen – wo „wir“ doch soooo reich sind.

Bei uns haben alle Arbeit, bei uns macht allen die Arbeit großen Spaß, weil alle damit sooo viel verdienen und sooo wenig dafür tun müssen, daß wir gaaanz viel dafür hergeben können, an jene, bei denen es gaar keine Arbeit gibt, die ihnen keinen Spaß macht und für sie sooo wenig Geld kriegen, daß wir ihnen etwas von unserem abgeben müssen, weil es eine Schande ist, daß „wir“ sooo viel davon haben.

Dort, im Woanders, da arbeiten die Leute, wenn überhaupt, in einstürzenden Neubauten, für unsere Milliardäre, damit wir gaaanz billige Waren kaufen können, weil wir sooo viel Lohn bekommen, daß er für mehr als 10 Großfamilien reichen würde, wenn wir denn welche hätten, aber wir haben ja nicht, weil wir das denen überlassen, die gaar kein Geld haben – nicht so wir „wir“, die wir sooo reich sind.

Was wollen wir denn eigentlich noch?! Weniger als 0 Kinder und Jobs, bei denen man, vom Liegestuhl aus Moneten anfordern kann, die zu mehr als zum Leben reichen? Wollen wir, daß man großzügig über unsere Ansprüche, daß keiner, aber wirklich keiner, also sprich „niemand“ mehr bei uns hungern muss, hinwegsieht? Was bilden wir uns denn ein?! Woanders hungern doch sehr viel mehr Menschen als bei uns! Das ist doch kein Grund eingebildet zu werden!

Wir wollen: die freie Liebe, Nichtstun, Gerechtigkeit, keine Feudalherrschaft, große Autos, Qualitätsprodukte, reines Trinkwasser, eine geschützte Natur, Platz zum da Sein, ein Haus am See, usw. Ja, spinnen wir denn?! Das Leben ist doch kein Ponyhof! Reicht es uns denn immer noch nicht?! Genügt es uns nicht, daß es uns sooo gut geht, daß wir gaanz viele Milliardäre im Land haben? Das ist uuungerecht! Dafür werden wir noch einmal büßen müssen...

Anderswo treten sich die Leute gegenseitig auf die Zehen, weil es so viele geworden sind, daß man sich nicht mehr gefahrlos umdrehen kann. Anderswo gibt es für 10 so viel zu essen wie bei uns für einen, während hier die Dicken an Zahl und auch sonst immer weiter zunehmen. Anderswo wäre man froh, wenn es einem so schlecht ginge wie den Armen – die es bei uns nicht gibt – bei uns. Worüber also beklagen wir uns??

Wir sind ja soooo reich, o mein Gott, sind wir reich! Wir leben wir die Made im Speck! Und wir sind uns dessen üüüberhaupt nicht bewusst! Es geht uns viiiel zu gut! Wir kommen noch alle in die Hölle, weil es uns sooo gut geht. Vor allem diie kommen in die Hölle, die auch noch wollen, daß das so bleibt - llächcherlichch! Ist uns denn nicht klar was „wir“ damit anrichten?! Es ist eine Schande, es ist eine Schande, es ist eine Schande – wo „wir“ doch soooo reich sind!

© Alf Glocker

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Angélique Duvier
axel c. englert
Deine Schwiegermutter

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