Guten Tag – wenn ich mich vorstellen darf...ich bin ein Fossil! Verschüttet in den Wirren der Zeit, trage ich das Gesicht der Epoche um mich (meine Seele), und ich weiß, wie ich mich unkenntlich machen kann...vor mir selber!

Von meiner Warte aus bin ich am Leben, das heißt, ich bewege mich innerhalb eines Ablaufs. Von der Vergangenheit aus betrachtet, bin ich nicht denkbar – und von der Zukunft aus gesehen bin ich ein Fossil! Die Gegenwart ist beinahe gegenstandslos, sie manifestiert nur einen Anspruch.

Da ich grundsätzlich alles von der Zukunft aus, rückwirkend betrachte, bin ich also auch für mich ein Fossil – während die anderen Darsteller meiner Zeit in einer Art Zoo verweilen. Sie wirken wie Spielzeuge auf mich, denn sie begegnen mir im transzendentalen Bereich.

Alles zusammen ist praktisch der Film des Gewesenen, denn sobald ich etwas registriert habe, gehört es auch schon der Vergangenheit an. Demzufolge kann ich auf eine lange Kette von Artefakten zurückblicken, von denen sich einer, das mir am nächsten stehende Fossil, also ich, immer noch weiter entwickelt.

Alle Fossilien im Zoo, um mich herum, bleiben sich insofern gleich, als sie nicht bereit sind (sein dürfen), ihre (zugewiesenen) Rollen aufzugeben, die sie, von der Vergangenheit aus gesehen, zu dem machen was sie sind: Darsteller ihres Abschnitts.

Sie bewegen sich in einem Zustand des Glücks – sie wissen nicht was sie tun! Nur das verleiht ihnen die Kraft und die Stärke, ihren Aufgaben gewachsen zu sein, deren Gründe zwar logisch, aber doch sinnlos sind.

Selbst ihre Krisen sind als festgeschriebene Programme nachvollziehbar, wenn man sie in Relation zu den Ereignissen (den Vergangenheiten) um sie herum setzt. Ihr ausdrücklicher Wunsch, Fossilien zu werden ist deutlich, denn auch i h r e Erlebnisse sind an dem Punkt der Registrierung bereits zurückliegend.

Ich habe, das muss ich nun aber (ohne bescheiden bleiben zu wollen) besonders betonen, ein ganz außergewöhnliches Verhältnis zur Zukunft, denn die Verbindung zu meinen Entdeckern ist wechselseitig! Ich höre sie denken und ich sehe durch ihre Augen!

Und indem ich sie denken höre und durch ihre Augen sehe, werde ich zu einer Dreieinigkeit ohne festen Grund: ich oszilliere! Kein Mensch kann wissen, wo ich mich gerade befinde – im Undenkbaren, in der soeben vergangenen Gegenwart, oder in der existierenden Zukunft, die mich eben entdeckt hat.

Das dadurch entstandene Trigespräch lässt mich über mir selbst schweben, wie ein nicht messbarer Schatten, von dem man nur glaubt, er sei einmal dagewesen, gerade existent, oder von der Zukunft aus betrachtend. Wer ich dann „selbst“ bin, das ist und bleibt ein Geheimnis!


© Alf Glocker


3 Lesern gefällt dieser Text.







Kommentare zu "Das immerwährende Geheimnis"

Re: Das immerwährende Geheimnis

Autor: axel c. englert   Datum: 16.08.2016 9:51 Uhr

Kommentar: Ein Fossil
Mit Stil!

LG Axel

Re: Das immerwährende Geheimnis

Autor: Deine Schwiegermutter   Datum: 16.08.2016 16:08 Uhr

Kommentar: In der Tat wirkt eine sich bewusst werdende Existenz fremd,
da sie feste Maßstäbe nicht mehr halten, die durchlässig geworden sind,
seit ihre geglaubte Welt sich bloß vergangen orientiert,


LG. Waldeck

Re: Das immerwährende Geheimnis

Autor: Alf Glocker   Datum: 17.08.2016 6:53 Uhr

Kommentar: Vielen Dank liebe Freunde!

LG Alf

Kommentar schreiben zu "Das immerwährende Geheimnis"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.