(Geschichtsverdrehung)


Wer sich gelegentlich mal auf den Kopf stellt, der wird erfahren, daß es noch andere Sichtweisen als die gewohnten gibt! Ist das logisch? Das ist logisch, denn auch verkehrt herum, erschließt sich ein Horizont!


Natürlich kann man auch Bücher verkehrt herum lesen – nein, lach, nicht von hinten nach vorne, sondern dem Sinn nach ganz anders. Versuchen wir das doch einmal mit einem Geschichtsbuch…


Was dabei herauskommen kann, kann ebenso furchterregend wie aufschlussreich sein… Fangen wir an! Es war vor langer Zeit! Da lagen sämtliche Völker der Erde miteinander im Krieg. Wir strengten uns an, aber wir wurden besiegt! Dagegen konnten wir einfach nichts machen!


Wenn wir gekonnt hätten, dann hätten wir unsere Feinde einfach versklavt, umgebracht – ausgerottet. Wir hätten schließlich die Weltherrschaft errungen und wir hätten uns unglaublich darüber gefreut. Leider ist es ganz anders gekommen.


Die Sieger aus allen Schlachten beraubten uns unserer Bodenschätze, sie versklavten unsere Kinder, sie missbrauchten unsere Frauen, sie rotteten uns aus, wo wir störten, und sie besiedelten unser Land! Was uns fehlte war der Erfindergeist!


Wir konnten einfach keine Waffen entwickeln und auch industriell blieben wir weit zurück, so daß wir mit der Zeit auch keine Forderungen mehr stellen konnten. Wir waren eben nur auch noch da. Doch dann kam uns eine neue Entwicklung zu Hilfe…


Die Sieger litten plötzlich massiv an Gedächtnisverlust. Sie glaubten, das sei schon immer so gewesen, daß wir zu schwach waren, um sie zu bekämpfen. Und so wurden wir in ihren Augen plötzlich zu durch und durch freundlichen Wesen!


Sie vergaßen auch, was wir ihnen früher alles angetan hatten und sie nahmen an, bei uns sei dies ganz genau so: wir wüssten ebenfalls nicht mehr was wir wollten…


Dieser Umstand kommt uns jetzt sehr zugute. So sehr, daß wir alles, was in der langen Zeit unserer fortwährenden Niederlagen geschehen ist, wieder „heil“ machen können. Wir können sie an der eigenen Nase herumführen!


Wie etwas gewesen wäre, wenn… - das interessiert heutzutage keinen mehr – unsere naiven Unterdrücker nicht und uns selbstverständlich auch nicht! Wir müssten ja ganz schön dumm sein, wenn wir die Gunst der Stunde nicht für einen gravierenden Rückschritt der Anderen und der Welt ausnützen würden!


Natürlich haben alle begriffen, daß es in Wirklichkeit genau andersherum war: wir waren gar nicht die Verlierer, sondern die Gewinner, aber wir berücksichtigen halt nicht mehr, daß wir keine andere Wahl hatten, weil es uns nämlich sonst so ergangen wäre wie den Unterlegenen, in diesem immerwährenden Entwicklungsprozess der Natur.


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Die Seele des Staates 122"

Re: Die Seele des Staates 122

Autor: possum   Datum: 16.02.2016 2:52 Uhr

Kommentar: ........Danke......Toll......!!!!

Liebe Grüße lieber Alf!

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