Bewusstsein - ein Wort, ein Gefühl dem wir in unserem Leben so viel Bedeutung beimessen. Dabei
ist Bewusstsein nicht mehr als ein Zustand, von dessen Existenz wir uns nur einbilden überzeugt
sein zu können.
Können wir uns unserer selbst (noch) bewusst sein? Können wir bewusst sein?
Während wir irgendwo inmitten unseres geordneten, gesicherten Lebens stehen, glauben wir, uns
dessen bewusst zu sein, was wir sind, wer wir sind, was wir tun, was wir in Zukunft sein, was wir
tun möchten und was unser Innerstes ausmacht, doch befinden wir uns Zeit unserer Existenz in
einem stetig vorwärts fließenden, reisenden Strom, der uns jeden Moment des Innehaltens und des
bewusst seins, des bewusst existierens nimmt.
Natürlich setzt bewusst sein keine statischen Momente voraus, die ewig fortlaufende Bewegung des
Lebens aufzuhalten ist weder möglich noch sinnvoll, doch setzt es ein frei sein voraus, ein frei sein
von äußeren sowie inneren Zwängen, von mangelnder und abgegebener Verantwortung und ein frei
sein von dem, wofür wir uns selbst halten.
Doch entstehen diese Zwänge, diese Trugbilder unserer selbst und der Welt um uns gerade durch
die hohe Geschwindigkeit, mit der unser Leben verläuft und wodurch es sich jeder Kontrolle
unsererseits entzieht.
Im Moment unserer Geburt bekommen wir unsere Selbstverantwortung aus der Hand genommen
und sind uns dessen oft bis zum Ende unseres Lebens nicht wirklich bewusst, sind gar vom
Gegenteil überzeugt. Stattdessen erhalten wir ein Paket an gesellschaftlichen Konventionen und
einen Leitfaden zur Wahrung des allgemeinen Konsens, damit beginnt unsere Irrfahrt in die
Zukunft, eingepfercht zwischen zwei Leitplanken die uns einen Weg vorgeben, dessen wir nur
glauben ihn selbst gelegt zu haben und uns seiner bewusst zu sein.
Doch mit dem Abgeben der (Selbst)verantwortung geben wir auch unser Bewusstsein ab.
Die äquivalenten griechischen und lateinischen Begriffe conscienta und syneidesis bedeuten
übersetzt „Mitwissen“. Definieren wir also Bewusstsein als das Wissen um seine Person sowie seine
Situation und gehen für den weiteren Verlauf von seiner Existenz aus.
Wir führen ein Dasein, von dem wir glauben, es würde uns erfüllen, aber wir haben uns soweit von
unseren menschlichen Wurzeln entfernt, dass das, was wir als Realität bezeichnen, schließlich nicht
vielmehr ist als ein verschwommener Film, ein verzerrtes Bild dessen, was uns mit dem Brenneisen
der Zivilisation in die Netzhaut gebrannt wird.
Unser Lebenssinn ist eine “gesicherte” Existenz, ein Beruf, ein Haus, eine Familie.
Haben wir ausreichend Zeit mit dem verrichten mehr oder weniger sinnloser Arbeit verbracht
dürfen wir uns zur Ruhe setzen und „unser Leben genießen“.
Haben wir dabei jemals tatsächlich Verantwortung übernommen? Ist es uns vielmehr überhaupt
erlaubt Verantwortung zu übernehmen?
Trotz der allgemeinen Situation, dass wir weder für unsere Nahrung noch für unseren Wohnsitz
direkt Hand angelegt haben, sondern erst über dritte, die wir mit etwas Geld bezahlen, das wir
wiederum durch das Ausüben von Tätigkeiten erhalten haben, die für unser eigenes Dasein von
verschwindend geringer Bedeutung sind, damit sie uns verkaufen was sie wiederum von
Abnehmern eines industriellen Agrarbetriebes erstanden haben, haben wir in den meisten Fällen
dennoch Zugang zu beidem.
Nicht mehr wir, als lebendes Individuum, sind verantwortlich für unser eigenes Überleben, sondern
etwas, das sich ohne unser Einverständnis über uns gestellt hat und von uns Gegenleistung für
aufgezwungene Dinge einfordert, etwas das auch nicht gewillt ist, uns seiner Fittiche entfliehen zu
lassen und unsere Verantwortung wieder zurückzunehmen.
Diese Verantwortung würden die meisten von uns auch ohne große Probleme abgeben und nicht
wieder annehmen, und das kann auch durchaus in vollem „Bewusstsein“ passiert.Dennoch fehlt uns dadurch ein Stückchen bewussten Seins, da Verantwortung und Bewusstsein
zumindest für mich in direkter Verbindung zueinander stehen.
Wir sind uns nicht mehr wirklich bewusst, warum wir am Leben sind.
Uns fehlt jegliches Bewusstsein darüber, was es bedeutet, für sein Überleben, seine Nahrung, seine
Sicherheit selbst verantwortlich zu sein – und da wohl genau das der Kern des Lebens ist, fehlt uns
jegliches Bewusstsein über unser Leben.
Wofür ich die Verantwortung, auch wenn ich mir selbigen Aktes bewusst war, abgegeben habe, habe
ich auch das Bewusstsein darüber abgegeben.
Für den gemeinen Menschen bedeutet das, das Bewusstsein über sein Leben abgegeben zu haben
Was uns noch bleibt ist das Bewusstsein über uns selbst, unsere Wünsche, Ziele, unser Selbst.
Doch ist auch dieses vermeintliche Bewusstsein nur vage.
Waren wir uns dabei jemals wirklich unserer Selbst bewusst? Oder sind wir vielleicht nur von einem
Tag in den nächsten gestolpert, in dem Glauben, unserem innersten Gefühl nachzugeben, Erfüllung
zu finden und glücklich zu sein?
War es nicht vielmehr ein streben nach Idealen, die zwar für uns die eigenen zu sein schienen, in
Wirklichkeit aber nur ein Ausschnitt aus dem Konsens der Gesellschaft waren?
Haben wir nicht vielmehr jeden Bezug zu unserem Innersten verloren, als wir in diese Welt geboren
wurden?
Was haben wir, das uns Sicherheit gibt, dass wir fühlen, was WIR fühlen?
Was haben wir, das uns Sicherheit gibt, das unsere Gedanken auch wahrhaft unsere sind, und nicht
Fremdeingebungen, über die wir keine Kontrolle haben?
Und das haben wir, das uns Sicherheit gibt, dass wir überhaupt Herr über unser Denken und Fühlen
sind?
Wir werden immer einem bestimmten oder unbestimmten Einfluss ausgesetzt sein, immer ein Stück
Fremd im Selbst haben, immer nur Teil, nie Ganzes sein.
Ein Teil, der erst eingepasst werden muss in das richtige Ganze, ein Teil, der meist übersieht, dass
er nicht überall hinein passen kann.
Wir wissen, dass wir sind, daran besteht kein Zweifel, jeder für sich selbst, doch keiner für den
anderen.
Wir sind uns also unserer grundsätzlichen Existenz bewusst, doch existieren wir nicht bewusst.
Wir wissen um unsere Existenz, aber nichts über unsere Existenz, je weiter wir nach „oben“, in die
Ferne streben, umso stärker entfernen wir uns von dem, was uns hält.
Von den Wurzeln, die mit solch einem Gewicht nicht umgehen können, nachgeben, bis wir fallen,
und uns wiederfinden im Nichts.
Das Nichts - der Moment, in dem das abstrakte Konstrukt, erbaut aus seinen vermeintlich richtigen
Werten, Zielen, Prioritäten, beginnt zu wanken, bröckeln, einzustürzen, fragil wie ein Kartenhaus,
dessen Ende durch einen Atemzug besiegelt werden kann.
Ein Moment der Klarheit, ein Moment des bewusst seins.
Was haben wir also, das wir Bewusstsein nennen können?
In meinen Augen nichts. Wir sind wie Goldfische in einem Glas.
Wir schwimmen und schwimmen im Kreis, ohne zu verstehen.
Wir sehen so viel und wissen so wenig, doch ist gerade Wissen so wichtig auf dem weg zu wahrem
Bewusstsein.
Wir unterhalten die Zuschauer mit unserem unablässigen kreisen, und werde am Leben erhalten um
weiter kreisen zu können.
Wir wissen nicht woher wir kommen und wo die Natur ihren Platz für uns vorgesehen hat.
Unsere einzige Verantwortung besteht darin, in unserem Kreisen niemanden zu enttäuschen.
Und das einzige, wovon wir uns bewusst sind, ist dass wir kreisen müssen, um zu überleben.


© mandragora


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Beschreibung des Autors zu "Bewusstsein und Verantwortung"

War ein Essay für die Schule, freue mcih immer über Meinungen :)

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