Kreationismus und radikaler Islam . . .

Die Lage ist ernst. Machen wir uns nichts vor. Was aussieht wie ein kleines Scharmützel an manchen Schulen mit sich anschließenden, in der Mehrheit undiskutablen, Kommentaren in lokalen Medien ist in Wirklichkeit längst ein globales Problem. Es heißt: Fundamentalismus- übrigens ein von Minderheiten produziertes Problem. Spätestens seit dem 11.9.01 ist klar welche Konsequenzen für diesen Planeten möglich sind.
In der islamischen Welt kommt dem Fundamentalismus eine besondere Bedeutung zu, da ihm die Aufklärung der westlichen Zivilisationen fehlt, so dass in seiner extremen Ausprägung letztendlich die Gesamtheit der westlich-kapitalistischen Kultur als feindlich definiert wird.
Hinterrücks, für die Mehrheit unbemerkt, tritt nun seit einigen Jahren die westliche Variante in Erscheinung. Zunächst nicht bedrohlich erscheinend unterliegt sie dem Mechanismus aller Ismen. Geschlossenes Weltbild, Ausgrenzung alternativer Denkgebäude und Theorien und zunehmende Intoleranz in der Gesellschaft gegenüber anders Denkenden.
Die Rede ist vom Kreationismus-primär in den U.S.A. Zunächst geht es um Evolutionslehre und Schöpfungsgeschichte und in der Folge dann sehr schnell um die Diskreditierung der Naturwissenschaften insgesamt.
Wer Darwin verleumdet kann nicht zufrieden sein mit der Verleihung der Nobelpreise in Stockholm zu Themen der Genetik der Astrophysik und Chemie. Es geht ja um die Deutungshoheit über die gesamte Welt. Verschwiegen werden dezent die Katastrophen dieses Denkens in den letzten 2 Jahrtausenden : Kreuzzüge (22 Millionen Opfer) von den Kirchen getragene koloniale Verwüstung ganzer Kontinente, Hexenprozesse, Glaubenskriege etc. . Fatal ist hierbei, dass die Naturwissenschaftler genau das nicht tun, was die Kreationisten suggestiv (bösartig?)unterstellen, sie geben keine Deutungen zu ihren Ergebnissen. Naturwissenschaft nimmt gerade nicht für sich in Anspruch, die Welt in Gänze zu erklären. So stehen die Ergebnisse aus Chemie, Paläontologie, Hirnforschung, Physik, Genetik etc. zunächst einfach ohne Wertung im ethikfreien Raum. Aufgeklärte Gesellschaften müssen dann unbedingt in demokratischem Diskurs die Wertung vornehmen. Das ist schwierig und anstrengend, kann Jahre beanspruchen.
Die Standards unserer westlichen Verfassungsdemokratien setzen hier den Rahmen,
der jedoch nicht absolut sein kann und in gewissen Grenzen immer wieder neu definiert werden muss.
Die schizophren klingende Diagnose aus dem kurz skizzierten lautet: Kreationisten und islamische Fundamentalisten haben strukturelle Gemeinsamkeiten, die besorgt machen müssen. Die U.S.A. sind auf dem Weg in falsche Richtung. Eskalationen
mit radikalen islamistischen Kräften sind vorprogammiert.
Gefordert sind folglich die gemäßigten Kräfte in den Weltreligionen, für die Glaube und Wissenschaft nicht zwingend ein Widerspruch darstellen und die offen sind für die Integration menschlichen Erkenntnisgewinns. Nur so hat die Menschheit eine Chance. Für Religionsfreiheit gilt ist zu kämpfen.
Gemäß dem Grundsatz: wehret den Anfängen kann die Konsequenz nur lauten:
Kreationistisches Gedankengut hat an Schulen nichts verloren – es ist undemokratisch und Jugend gefährdend.


© ulli nass


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Kommentare zu "Kreationismus . . . ."

Re: Kreationismus . . . .

Autor: Hans Finke   Datum: 09.01.2014 18:39 Uhr

Kommentar: …hallo, Ulli, wie du selbst anführst, bestand lange vor diesen beiden gefährlichsten „Ismen“ unserer Tage, eine jahrhundertelange, menschenverachtende abendländische Gesellschaft, für die nur eine, nämlich die Religion der Katholischen Kirche galt. Was in ihrem Namen geschah, brauch ich hier nicht noch einmal anzuführen, aber Vieles rächt sich heute: Statt u.a. die kulturell hochstehenden Mauren zu vertreiben, die Kunstwerke für die Ewigkeit hinterließen, statt mit Saladin und anderen Führern einen dauerhaften Frieden zu schließen, statt rechtzeitig, noch im letzten Jahrhundert möglich, einen gleichwertigen Dialog mit Vertretern des Islam zu beginnen, glaubten wir an die „Höherwertigkeit“ unserer abendländischen Kultur und Religion. Wir haben von Lessings "Nathan der Weise" nichts gelernt; der schrieb das vor über 200 Jahren auf. Nun beißen wir uns an den Folgen die Zähne aus. – Gruß Hans

Re: Kreationismus . . . .

Autor: axel c. englert   Datum: 09.01.2014 21:05 Uhr

Kommentar: Danke für 2 sehr zutreffende Beiträge!
Bliebe nur noch zu erwähnen, dass Kreationismus
und Kretinismus offenbar nicht allein lautmalerische
Parallelen aufweisen.
Kurios auch, dass sich ausgerechnet George W. Bush
für die „Lehre“ des „INTELLIGENT Design“ einsetzte.

LG Axel

Re: Kreationismus . . . .

Autor: Hans Finke   Datum: 09.01.2014 23:16 Uhr

Kommentar: Unglaublich für uns Europäer ist, dass etwa 40% der Amerikaner an die Erschaffung des Lebens durch eine Höheren Intelligenz „Intelligent Design“ glauben wobei von den Initiatoren das Wort Gott wohlweislich vermieden wird, um das Religiöse abzustreifen, denn das hätten die Gesetze für den Schulunterricht nicht zugelassen. Durch den scheinbar wissenschaftlichen Begriff des I.D. soll es quasi als Alternative zur klassischen Wissenschaft aufgebaut werden, um Menschen zu verunsichern; perfide genug. Herr Bush verstieg sich sogar dazu, beide Theorien, also die Darwin‘sche und I.D. sollten gleichberechtigt gelehrt werden dürfen. I.D. ist jedoch weit entfernt, überhaupt als Theorie gelten zu dürfen, wird aber durch den Mund eines der „intelligentesten“ Präsidenten der USA quasi geadelt. Na bravo. Auch diese Bewegung, die mehrheitlich in den Reihen der Republikaner zu Hause ist, wäre vermieden worden, wenn wir „Weißrassigen“ rechtzeitig in einen entkrampfenden Dialog mit dem Islam getreten wären (s.o.), anstatt u.a. Herrn Bin Laden seitens der USA-Administration zu hofieren und dann zu killen. – LG Hans

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