Seit Jahren suche ich und bisjetzt ist noch kein Ende in Sicht...

Jeder der sich mit Genealogie befasst weis, wie unübersichtlich die Arbeit der Ahnenforschung sein kann. Mal findet man hier einen kleinen Splitter, dann da ein fehlendes Puzzelstück und immer wieder nagt die Ungewissheit an Fakten, Namen und Daten.
Wie Sisyphos selbst einst den Stein der Götter wieder und wieder den Berg herauf hievte, so suchen die Genealogen heute immer wieder nach neuen Familienmitgliedern. Nie ist ein Ende in sicht, denn sobald man einen neuen Namen hat, kratzt auch schon der Ergeiz den nächsten Fakt zu finden. Immer und immer wieder treibt einen die Neugierde voran. Wo kommen wir her? Wer waren die Leute, von denen ich abstamme? Fragen, die nur mit Fakten belegt werden können. Oft sind diese in staubigen Archiven zu finden. Verblasste Schrift des alten Seins.
Aber ist es nicht gerade das Interessante an dieser Ahnenforschung? Wir können uns nicht mit den Namen identifizieren, wir kennen die Personen nicht, welche hinter den Namen stehen. Und doch ist es Fakt für Fakt ein Hochgefühl der Gewissheit einen Namen zu haben, einen Namen den es schon länger als nur von Oma und Opa gibt. Einen Namen der der Gleiche ist wie der Eigene.
Viele sind überrascht, wohin die Wege führen. Man versucht die Geschichte zu verstehen, zieht Parallelen zu Ereignissen welche man irgendwann in der Schule lernte. Dokumentationen aus alten Zeiten schaut man mit mehr Interesse; versucht sich das Leben der Ahnen vorzustellen. Die schwarze Tinte aus den Chroniken wird zum Leben erweckt. Jeder für sich beginnt eine Beziehung zu seinen Ahnen aufzubauen. Jede Beziehung und jede Person ist individuell.
Schnell merkt man, dass Personen von denen man wesentlich mehr Hintergründe kennt, einen viel eher Berühren. Graue Bilder beginnen bunt zu werden und man setzt Puzzelstück für Puzzelstück zusammen. Ein Leben entsteht erneut in den eigenen Händen. Ein Leben, welches mit Erinnerungen gefüllt ist.
Doch irgendwann gelang man an den Punkt, wo die Puzzelteile eines einzelnen Probanden ausgehen. Man ist enttäuscht darüber nichts mehr von dieser Persönlichkeit zu finden. Doch irgendwo an diesen Puzzelteilen gehört ein weiteres. Zwar nicht von derselben Person, jedoch von dessen Eltern, Großeltern, Urgroßeltern und Erzeltern. Ständig kommen neue Namen hinzu und die Arbeit nimmt schier kein Ende.
Diese Gewissheit des nicht enden wollens, lässt hin und wieder Zweifel aufkeimen, welche besonders nach langem Nichts finden eintritt. Doch sobald ein noch so kleines Staubkorn an Neuigkeit auftaucht, sind alle Zweifel vergessen und der Wahn der Ahnen geht weiter.
Genealogie ist eine Arbeit die sich die Ahnenforscher auf die Fahne geschrieben haben. Arbeit die der Sisyphosarbeit sehr ähnelt. Und wie Sisyphos, sind wir Glücklich darüber, diese Arbeit getan zu haben. Sie erfüllt uns, denn Tatsache ist:

?Wenn wir schon nicht wissen wohin wir gehen, sollten wir wenigstens zu ergründen versuchen, woher wir kommen, um zu ahnen wo wir stehen.? (Unbekannt)

Liebe Genealogen, haltet durch und viel Erfolg!


© timere libertati


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Beschreibung des Autors zu "Sisyphosprojekt Genealogie"

Für alle die sich entschlossen haben, eines der zeitaufwändigsten Hobbys zu betreiben, die man sich vorstellen kann.

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