Wie spät ist es? Oh, ich habe meine Uhr verloren. Die innere oder die Armband- ? Egal, ich werde ohnehin keinen Blick mehr darauf werfen. Mein Schatten genügt. Den kann ich so weit werfen wie es mir die Sonne gestattet, und in Gedanken, soweit ich nur will!
Jetzt, da ich mich in der Auflösung befinde, gedenke ich meiner Basis: des Altruismus. Das ist ein schwankender Grund! Aber er lässt mich vor mir real erscheinen – wie ein Baustein in der Wirklichkeit. Wie etwas Bleibendes also? Gibt es ein Lebenswerk für die Ewigkeit? Ja: den Augenblick. Er steht fest im Universum! Nachdem er entstanden ist, würde er sich von einem Zeitreisenden immer wieder er-fahren lassen. Bin ich also real existierend? Ich denke… (damit greife ich in das Vakuum der Zukunft).

Zugegeben, ich bin auch nur ein Provisorium. Nicht einmal meinen gegenwärtigen Altersstand kann ich festhalten. Ich bin heute anders als gestern und morgen anders als heute – jünger oder älter. Erfahrender? Dümmer geworden? Gleich dumm/gleich klug geblieben? Wie sehr werde ich mich/kann ich mich denn überhaupt verändern, abgesehen von meinem gedeihenden, respektive welkenden Passepartout (Fleisch und Blut, Mark und Bein) ?

Ich hänge mein Bild an die Wand. Das Bild das ich mir von mir wünsche – mein Wunschbild von mir. Aber ich kann es so fest dübeln wie ich will, es wird nur für den Augenblick meiner Existenz halten (die ja, wie wir wissen für jeden Zeitreisenden immer er-fahrbar sein wird). Andere werden dieses/mein Bild von mir niemals zu Gesicht bekommen. Die Wand ist imaginär.

Zumindest schreibe ich virtuell „Freundschaft“ darüber und ziehe beschwörende Kreise darum herum. So bleibt die imaginäre Wand interessant und sie weist mich auf einen Sachverhalt hin. Auf die Wechselwirkung vernünftiger Grundhaltungen. Ich kann nicht alles einfach nehmen, was mir Spaß macht. Der Nachschub muss in beide Richtungen fließen. Das ist logistisch richtig. Denn wie sollte ich etwas erwarten, wenn ich selbst nichts bringe?!

Das gilt für alle Verhältnisse! An Rückentwicklungen oder schlechter Stimmung liegt mir nichts. Ich bin kein Sklavenhalter oder Raubritter, sondern Mensch. Ich kann mich weder für einen Rosenkrieg, noch für die Ausbeutung eines anderen begeistern.
Das gilt für meine „Allerliebste“ genauso, wie für alle anderen, eventuell „untergeordneten“ Liebsten. Was anderes als „Liebste“ habe ich ja nicht. Ich versuche das Unmögliche: ich möchte es allen recht machen. Ein Unterfangen, vor dem es dem Volksmund graust. Aber es ist auch ein Prinzip (der Selbstzerstörung durch Humanität). Dies kann es nur in einer echten Zivilisation geben.

Aber es ist kein fundamentaler Irrtum. Den Begriff „Fundamentaler Irrtum“ füge ich selbständig meinem Leben in diesem Essay hinzu. Denn so funktioniert die Welt eben nicht! Wer es wagt so zu funktionieren, der erstickt an der Übermacht konventioneller Überlebensstrategien, die sich samt und sonders von selbst ausradieren, da sich Hochtechnisierung und tierische Attitüden gegenseitig ad absurdum führen. Die wahren, von der Natur vorgegebenen Gesetz lauten: raffe, soviel du kannst und verbreite deinen Samen, weil’s wurscht ist! Diese Verhaltenskomponenten ergäben eine praktikable Einstellung gegenüber der grausamen Erde – wäre da nicht diese geheimnisvolle Schwelle, an der wir stehen, die uns signalisiert: Achtung, sie verlassen jetzt die Geborgenheit der Instinkte und begeben sich in der Bereich der Verantwortung gegenüber allen, die ihnen unterlegen sind. Handeln sie göttlich! Gott tut es nicht für sie! Und wo ist nun die Rettung?

Ich blicke angestrengt in die Zukunft! Vor mir liegen die Nebel dessen was auf uns zukommt. Sie sind voller Schatten (die die Ereignisse ja bekanntlich vorauswerfen). Geistige Vibrationen dringen aus diesem Bereich zu mir. Ich kann es fühlen – dieses Ungeheuerliche, diese Quintessenz aus unserem Streben, und Panik macht sich in meiner Seele breit. Soll ich mich nun der Angst hingeben? Soll ich an meiner Basis, dem Altruismus zweifel? Soll ich mich als etwas anderes, denn als Provisorium betrachten? Soll ich mich Rosenkriege begeistern oder aufhören zu dübeln? Soll ich freundschaftlich unfreundlich sein? Transportieren werde ich nicht mehr viel können, die notwendige Logistik hin oder her. Meine ausgesandten Bedenken sind nicht erwünscht und die eintreffende Zerstörungswut möchte ich wiederum nicht annehmen. Werde ich mich also dem Diktat der Verschwörung gegen das Sein beugen? Nein, da beschäftige ich mich doch lieber mit meiner ganz persönlichen, friedlichen Auflösung…


© Sur_real


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Kommentare zu "Die zeitlose Zeit vor der Unzeit"

Re: Die zeitlose Zeit vor der Unzeit

Autor: noé   Datum: 28.01.2014 19:28 Uhr

Kommentar: Deine Texte, dear Bro, muss man (ich) immer mehrfach lesen. Nicht, dass das ein unangenehmer Zwang wäre, aber ich würde sie gerne beim ersten Mal schon verstehen oder wenigstens nachvollziehen können. Ich wünschte mir diese Neuronenregen, die in Deinem Gehirn Feuerwerke zünden müssen...

Ich fände es sehr schade, wenn Du eine Auflösung Deiner selbst zulassen oder sogar initiieren würdest, friedlich oder im Rosenkrieg. Denn wer garantiert Dir, dass der Augenblick (in der Zeit dauert er ja auch nur 3 Sekunden), der Dein Bild auf der imaginären Wand festhält, auch tatsächlich für Zeit-Reisende sichtbar bleiben wird, auch wenn der virtuelle Schriftzug "Freundschaft" signalisiert und beschwörende Kreise seine Existenz am Verschwinden hindern sollen. Da gibt es doch noch Schrödingers Katze. Vergessen?

Arbeite lieber an Deinem Selbstbild, bis Du Du sein und es unverrückbar stehenlassen kannst, bleibe in der Zeit und uns erhalten, auf dass wir weiter an Deinen schwierigen Texten "knacken" können.

Big Sis noé

Re: Die zeitlose Zeit vor der Unzeit

Autor: Alf Glocker   Datum: 29.01.2014 14:23 Uhr

Kommentar: Ich glaube ich bin für mich schon sawas wie eine Schrödingerkatze geworden - ich weiß nicht mehr wirklich ob ich bin oder nicht

Craz Bro Alf

Re: Die zeitlose Zeit vor der Unzeit

Autor: noé   Datum: 29.01.2014 17:57 Uhr

Kommentar: Risikooooo
Wir können den Kasten ja mal öffnen und nachschauen...? ;o))
BS noé

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