Wie die Motten sind auch die Menschen. Ständig fürchten wir uns vor der Dunkelheit, unserer Unwissenheit, und streben nur mit allzu großem Eifer, dem Licht, der Lösung, entgegen.
Doch wenn wir im Dunkeln sind, fürchten wir uns dann vor dieser oder lassen uns dort nicht eher die Gedanken einer möglichen Lichtes oftmals erschaudern? Wird die große, tiefe Schwärze nicht erst zum Übel, wenn ich denke, dass sich in ihr mein Mörder verbirgt?
Die wenigsten denken, dass vielleicht sie selbst das einzige sind, welches einen schaudern lässt.
Aber wenn wir so denken, können wir dann nicht das gleiche auch über Fragen stellen. Denn in gewisser Weise sind doch die Fragen, ein Zeichen einer Art geistigen Leere, die wir versuchen mit einer Antwort zu füllen.
Wenn wir uns etwas Fragen, haben wir oftmals ein Gefühl des Unwohlseins in uns.
Wenn wir krank sind, suchen wir nach einem Heilmittel und der Gedanke, dass es womöglich keines gibt, lässt uns so verstört zurück, dass wir ihn solange mit positivem Denken und Verdrängen überschatten, bis der Gedanke unweigerlich zum Fakt wird und selbst dann können wir noch auf ein Wunder hoffen.
Wir sind Wesen, die vieles hinterfragen, jedoch bleiben einige Fragen, die uns manchmal absurd erscheinen, einfach vernachlässigt. Zum Beispiel die Frage: „ Was ist die Zeit?“.

Jeder weiß was die Zeit ist bis man sie oder ihn danach fragt. Sie ist ein Konstrukt, welches für uns von einer enorm großen Bedeutung ist. Wir können weder denken ohne in einer Zeit zu denken noch können wir unsere Sprache verwenden. Und vielleicht liegt hier auch das Problem der Definition. Selbst wenn wir sagen, dass die Zeit einfach die Zeit ist, beinhaltet, das Wort „ist“ eine Form der Zeit in sich und setzt somit voraus, dass wir bereits wissen was die Zeit ist. Weiters setzt es voraus, dass wir wissen was es überhaupt heißt zu sein.
Um zu glauben, dass wir sind müssen wir uns in irgendeiner Form wahrnehmen. Sei es, dass wir unseren Körper in einem Spiegel betrachten oder einfach spüren, dass wir denken.
Aber wie wissen wir, dass wir denken?
Wir „erkennen“, dass wir denken indem wir unsere Gedanken wahrnehmen. Aber dadurch erkennen wir das Denken an sich nicht, viel eher schließen wir durch die Wahrnehmung der Gedanken darauf, dass wir gedacht haben, da es für uns unausweichlich wurde.
Wenn wir beispielsweise ein Objekt sehen, dass nach einigen Sekunden auf einer anderen Stelle steht, ist es für uns ja auch unausweichlich zu sagen, dass eine Bewegung stattgefunden hat.
Wenn wir aber die Dinge so sehen, dass Veränderungen durch Beobachtungen erkennbar sind, müssen wir unserer Fähigkeit des Wahrnehmens vollkommen vertrauen.
Aber können wir das?
Unsere Wahrnehmung ist beschränkt, wir hören nur einen Teil aller Frequenzen und einen Teil des Farbspektrums können wir erkennen.
Doch das ist für mich gerade uninteressant.
Viel wichtiger ist es die Eigenschaft ab wann wir etwas als Bewegung feststellen.
In einem Film müssen nicht unendlich viele Bilder innerhalb einer Sekunde projiziert werden, sondern deutlich weniger, damit wir den Eindruck einer Bewegung erhalten.
Woher wissen wir nun, dass dies nicht auch im normalen Leben der Fall ist? Auch, wenn wir blinzeln nehmen wir nicht an, das es während wir nichts gesehen haben einen Sprung in der Bewegung gegeben hat. Aber wenn wir nur unserer Wahrnehmung vertrauen, können wir im Grunde nicht wissen was in der Zeit des Blinzelns geschah.
Wir schließen auf die Bewegung aufgrund unserer Logik. Aber bildet sich die Logik nicht aus unserer Erfahrung? Wenn wir eine Münze oft genug werfen und sie immer auf Zahl landet, würden wir es dann nicht als logische Folge akzeptieren, dass wenn wir eine Münze werfen, sie auf Zahl landen wird.
Wenn dies der Fall ist wäre die Bewegung die Folge von einem Abstand vom ursprünglichen Zustand und das Denken die Folge, dass wir einen Gedanken wahrnehmen. Aber wie können wir nun wissen, dass dieser Gedanke von uns ist, wenn wir das Schaffen selbst nicht miterleben. Wie wollen wir wissen, dass wir ein Bild gezeichnet haben, wenn wir das Malen selbst nicht wahrgenommen haben. Ich weiß es nicht.
Dieser Gedanke scheint vielleicht absurd, hat aber wie ich denke seine Berechtigung, auch wenn er im alltäglichen Leben ohne Bedeutung ist.
Zurück zur Existenz. Wenn jetzt nun jemand sagt, “Cogito ergo sum. Ich denke also bin ich“, müssten wir es als falsch beschreiben, denn wir wissen ja nicht, dass wir denken und damit wohl auch nicht, dass wir sind.
In unserem normalen Leben schließen wir einfach darauf, dass wir existieren, weil es anders für uns keinen Nutzen hätte. Aber ist der Nutzen denn wirklich die Wahrheit?


© Skia


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