28.06.2019
Ich saß die ganze Nacht auf meiner Fensterbank, ließ die Beine baumeln ohne Musik...
Dafür spürte ich die laue Sommerluft auf meiner Haut. Eine Fahnenstange knarzte im Wind vor sich hin und eine Elster wurde nicht müde zu schimpfen. Worüber nur? Wenn ich die Augen schloss, konnte ich mir vorstellen, das unregelmäßige Rauschen der Bäume wäre eine leichte Brandung am Meer. Ab und zu wagten sich zwei Fledermäuse bis zur Straße vor und jagten vor einer grell leuchtenden Werbetafel Insekten. Manchmal war irgendwo ein Auto zu hören, aber die Straße unter mir blieb leer. Es fühlte sich an, als hätte ich den Sternenhimmel für mich allein und ich versank in der Zeit. Als sich die Dämmerung langsam ankündigte, verteilte eine Frau mit Fahrrad Tageszeitungen. Sie bemerkte mich gar nicht. Der Streifen am Horizont wurde langsam heller und breiter. Jetzt zeigten sich einige Schleierwolken. Weil sie noch kein Sonnenlicht traf, erschienen sie nicht hell, sondern waren durchsichtige, dunkle Schatten am Himmel. Als würden finstere Geister der Nacht vor dem herannahenden Tag fliehen. Sie waren jedoch zu langsam. Nach und nach glühten sie alle rot auf. Die Elster war wohl endlich zufrieden, der Fahnenmast aber knarzte weiter. Als das erste Auto auftauchte, rief mir mein Wecker zu, ich sollte nun ins Bad gehen. Ich werde heute sicher müde sein. Die Nacht habe ich sehr genossen, wenn ich auch kein Auge zugemacht habe. Es war fast perfekt.
Kommentar:Lieber Alumni vitae,
je öfter ich deinen Text lese, um so mehr werde ich eins mit der Handlung. Schön geschrieben, gefällt mir.
Liebe Grüße Wolfgang
Tage eilen in grauen Kleidern
an mir vorbei, doch ich
glaube zu schweben, eingehüllt
in einem Mantel aus Licht.
Ich habe noch viel vor
und halte die Uhren an,
doch das Leben läuft [ ... ]
Strahlend wärmt der Sonnenschein nach dürstend, finsterer Zeit.
Licht und Wärme streichelt alle Sinne, die wir haben.
Ein Märchen scheint erwacht zu sein, in einem bunten Kleid.
Des Lebens [ ... ]
Gevatter Tod, -unsichtbarer Geselle,
verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
stehst von Anbeginn schon vor der Tür,
gehst neben mir, trittst an des Lebens Stelle.