Tagebucheintrag 4. 08.2014

Liebes Tagebuch,

heute ist endlich mein großer Tag!

Heute, Sonntag, war ich Schichtleiter und Jonas war auch im Callcenter. Er war der Letzte der Mitarbeiter, welcher zu mir ins Büro kam.
Es war ein sehr, sehr heißer Sommer und den ganzen Tag über schwitzte ich meinen Hosen voll: nicht nur der Temperaturen wegen, nein: heute, ja heute sollte es soweit sein!

Ich wollte Jonas fragen, ob er mit mir in die Lobau schwimmen gehen wollte und ich konnte es kaum erwarten: die Lobau war ein FKK Badestrand.

Wie sehr mir bei dem Gedanken nicht das Wasser im Mund zusammenlief: ich malte mir bereits aus, wie wir nebeneinander in der Wiese liegen würden und endlich würde ich Jonas sehen, wie Gott ihn schuf: mit all seinen Piercings und Tätowierungen.
Ich würde jeden einzelnen Zentimeter seines Körpers eingehend studieren, ja, auch sein Bestes Stück: bei diesen Gedanken wurde mir wieder gleich ganz anders und ich konnte spüren, wie sich jeder Muskel meines Körpers verhärtete und ja: ich muss gestehen, dass meine Hose auch gleich wieder ganz eng wurde.

Nun war es endlich soweit: er stand vor mir und ich verwickelte ihn in ein Gespräch und dann fragte ich ihn: erwartungsvoll sah ich in sein zartes, liebliches Gesicht, mit meinen großen, gebrochenen Hundeaugen um ihn so ja auf meine Seite zu ziehen: Jonas verneinte…

Ich wollte aber nicht so rasch aufgeben und verwickelte ihn weiter in ein sinnloses Gespräch, bis ich in schließlich abermals fragte, ob er mich nicht begleiten wolle: er verneinte abermals, meinte, er hätte noch etwas zu tun.

Glauben und hinnehmen wollte und konnte ich dies nicht: ich verwickelte ihn weiterhin in ein Gespräch, auch wenn ich bereits sah, dass er – seltsamer Weise – immerzu gehen wollte: warum nur, wollte er nicht mit mir Schwimmen gehen?!
Ich blieb am Ball, redete weiter auf ihn ein und fragte ihn abermals: alle guten Dinge sind ja Drei.
Er verneinte abermals und meinte, dass er nun eh schon zehn Minuten hier stehen würde und ihm die Zeit davonlief. Dann machte er kehrt und lief gar aus dem Büro.

Was war es, dass ihn vertrieben hatte?
Es hatte knappe achtundreißig Grad Celsius und Schwimmen war doch das Beste, das man an so einem Tag tun konnte!
Hatte er etwa wieder eine Verabredung mit einer anderen Bitch?
Vielleicht jemand aus dem Büro gar?
Simonka oder Bea?

Ich war gebrochen… warum, nur warum nur wollte er keine Zeit mit mir verbringen. So gerne hätte ich ihn nackt gesehen...

© Chris Baumgartner

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NERVENSCHMIED
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