Tagebucheintrag

Liebes Tagebuch, wieder lagen meine Nerven heute blank, trotz dem akribischem schmieden all meiner Pläne.

Ich habe nun alle meine Schichten im Dienstplan gewechselt, um immerzu mit Jonas im Büro zu sein: so werde ich mich ihm endlich langsam nähern, dachte ich und ja, es hat wirklich gewirkt: heute gingen ein paar Leute aus dem Büro, darunter auch Jonas, nach dem Dienst auf ein Bier in das angrenzende Lokal:
Meine Hände waren wieder zittrig und nass, denn unbedingt wollte ich ihm Nahe sein, den Platz neben ihm ausfüllen um ja nichts von ihm zu versäumen: Sein Lächeln lies mein Herz höher schlagen… ach, wenn er nur wüsste.

Und dann war es endlich soweit und meine Chance ward gekommen: Die Leute wollten noch weiter in die innere Stadt ziehen, doch da es schon Mitternacht war, meinte Jonas, er müsse seinen letzten Zug erwischen, da er sonst in der Stadt bis früh Morgens festsitzen würde:

Das war meine Gelegenheit!

Ich bot Jonas an, er könnte bei mir nächtigen & er willigte dankbar ein.
Ach, wie aufgeregt ich nicht war und welche Bilder sich da nicht in meinem Kopf auftaten: Sein nackter Körper, stählern und durchtrainiert, in meinem Bett und ich endlich in seinen starken Armen: wie gerne ich nicht mit meinen Fingern seine zarten Lippen entlangfahren würde, ihm dabei tief in seine strahlend grünen Augen blickend, dahin schmelzend bis ich schließlich meine Augen schließen und ihn küssen würde.

Meine Erregung war an einem Höhepunkt und ich konnte mein Glück nicht fassen!

Auf dem Weg zu der Straßenbahn, sie war nur fünf Minuten von unserem Standpunkt entfernt, schnatterte der Kreis der Leute, wir waren vier Personen, munter und fröhlich weiter, doch Jonas schien mir keine Beachtung zu schenken: also wiederholte ich abermals, dass es ok wäre, wenn er bei mir nächtigen würde.
Ich wollte mich wieder mehr in den Brennpunkt seiner Aufmerksamkeit drängen und ich denke, dass es mir auch gelang, denn er begann wieder mehr auf mich zu achten: ach… mein Herz… wie es nicht dahin schmolz, wenn er sprach: sein Vollbart machte ihn so männlich, dass es mir den Atem nahm: ob der wohl beim Küssen kitzeln würde?!

An der Straßenbahn angekommen verfiel die Gruppe wieder abermals in ein wildes Durcheinander der Kommunikation.

Da sah ich, wie die Straßenbahn näher kam und noch immer nicht konnte ich mein Glück fassen: heute Nacht würde er ihn meinen Armen ruhen und endlich sehen, wie sehr ich in nicht liebe!

Voller Freude sah ich ihn an und sagte abermals, verschlagen aber doch großmütig, dass er ruhig bei mir schlafen könnte: Mein freudiges Lachen war dabei auf meinem Gesicht… ich konnte meine Freude einfach nicht verbergen.

Jonas sah mich allerdings nur an und bedankte sich abermals.

Dann war es endlich soweit: Die Straßenbahn hielt an der Station und wir stiegen alle ein. Nun ward ich ihm nah, stand an seiner Seite und noch immer sprühte ich vor Glück und inbrünstigem Feuer für die heutige Nacht. Ich sah ihn an und sagte ihm abermals, dass er bei mir schlafen könne und das es mich wirklich sehr freute.

Da tönte das Signal der Straßenbahn: gleich würde sie losfahren auf den Trip ins Liebesland!

Doch plötzlich sprang Jonas aus der Straßenbahn und meinte, er hätte es sich doch anders überlegt und bevor ich noch reagieren konnte, schlossen sich die Türen und wir fuhren los…

Meine Enttäuschung war so groß, wie zuvor auch meine Erregung – sichtlich – war…

Warum hatte er es sich nun anders überlegt?
Warum sieht er denn nicht, wie sehr ich ihn begehre und liebe?
Ihn und seine künstlerische, bewundernswerte Seele… wie gerne hätte ich ihn heute in meinen Armen gehalten und geküsst

Warum sieht er nicht, dass ich seine wahre Liebe bin?!


© Chris Baumgartner


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Kommentare zu "Tagebucheintrag 25.06.2014"

Re: Tagebucheintrag 25.06.2014

Autor: Vergissmeinnicht   Datum: 15.06.2019 17:58 Uhr

Kommentar: Oh... kein Happy End??? Schade....der Meinung ist das Vergissmeinnicht.

Re: Tagebucheintrag 25.06.2014

Autor: Christoph Baumgartner   Datum: 17.06.2019 18:00 Uhr

Kommentar: ... nein, leider nicht
ich schreibe ihm schon seit 18 Monaten Gedichte...
aber er sieht mich nicht

Danke für Deinen Kommentar

LG

Chris Baumgartner

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