Interessant, wie ein einziger Tag (vielleicht waren es auch zwei) ausreicht, um einen fertig zu machen. Ich war und bin mir eigentlich immer noch sicher, dass ich studieren möchte. Dass ich genau das studieren will, was ich gerade studiere, kam relativ „spontan“ (mir fällt kein besseres Wort dafür ein) nach dem Abitur. Auch den Plan von dem Jahr Auszeit habe ich verworfen. Bin doch schon nach knapp zwei Wochen ohne Schule die Wände hochgelaufen, da ich mich gelangweilt habe. Ich mag es zu lernen und was zu tun zu haben. So wie vermutlich jeder andere auch. Doch heute saß ich an meinem Schreibtisch. Die Gedanken und Ereignisse des letzten Abends noch im Kopf, und plötzlich überkam mich die Hilflosigkeit. Das Gefühl, nichts zu schaffen. Dass mein Leben aus den Fugen gerät und ich nichts dagegen tun könnte. Ich fing aus dem Nichts an zu weinen. Die Verzweiflung hat mich überrannt und hinterließ das Gefühl, dass ich es nie im Leben schaffen würde. Nie im Leben würde ich es schaffen den ganzen Scheiß zu lernen und zu beherrschen bis April. Und die anderen Klausuren im Februar gibt es auch noch. Werde ich die überhaupt bestehen? Und werde ich das Studium überhaupt packen? Ich habe echt Lust auf den Job danach. Aber die Zweifel nagen. Und da ich ja gerade eh schon down bin, können ja gleich noch die Sorgen und Gedanken über mein Liebesleben mitspielen. Bin ich wirklich über ihn hinweg? Ich habe bis vorgestern mit ja geantwortet, doch warum habe ich mir dann gestern Gedanken darüber gemacht ob es richtig war nach Hause zu fahren. Warum gucke ich dann immer wieder aufs Handy und überprüfe, ob er geschrieben hat? Und warum zum Teufel noch mal, verletzt es mich irgendwie, dass er auf meine letzte Nachricht nicht antwortet, obwohl er sie gelesen hat? Vor Silvester habe ich das Gespräch so gelenkt, dass er schrieb und ich nicht antworten musste. Mein Ziel war es, ein neues Jahr zu starten. Ohne der Scheiße des letzten Jahres. Mich auf mich und auf neues zu konzentrieren. Doch er schrieb plötzlich wieder. Und ich habe geantwortet. Ich dachte er wurde mir egal, oder wenigstens so egal, dass ich ihn als eine Art Freund sehen konnte. Doch jetzt zweifle ich. Werde ich je mit ihm abschließen können? Je jemanden kennenlernen, mit dem es deutlich einfacher ist? Oder einsam sterben, einfach weil ich nicht von ihm loskomme? Und was will er eigentlich? Er meinte er hat keine Gefühle für mich. Aber wieso zweifle ich daran? Wieso bin ich so doof? Warum kann mein Leben nicht einfach sein. Warum müssen gerade jetzt die Zweifel aufkommen und wird es jemals einfacher? Und das alle ausgelöst durch Biologie und den Anneliden. Und ich habe gerade erst angefangen zu studieren und schon jetzt habe ich Orte und Zettel/Themen, die mich an die Schieße und/oder ihn erinnern. Das kann die nächsten Jahre hoffentlich nur besser werden. Vielleicht muss ich einfach mal Alkohol trinken… Ich weiß es einfach nicht. Und so liege ich hier um Bett unter der Decke im Pulli, weil mir kalt ist (vermutlich weil ich einfach erschöpft bin) gucke im Hintergrund Youtube, versuche mein Handy zu ignorieren, damit ich nicht schon wieder auf den Chat mit ihm gehe und mülle das Internet wieder mit meinen banalen und unwichtigen „Problemen“ zu. Doch wenigstens ist es anonym und keiner gezwungen den scheiß zu lesen. Denn schlussendlich ist es bescheuert eine Art „Tagebuch“ öffentlich im Internet zu teilen. Aber es hilft… Weil ich den Scheiß gefühlt mit jemandem teilen konnte und nicht mehr allein damit bin. In Person will ich das niemandem antun… Danke und ein dickes Sorry an alle, die bis hierher gelesen haben. Möge euer Tag besser sein als meiner.


© Emilia H.


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