Versuchen, jemanden zu vergessen, wenn das Herz noch an ihm/ihr hängt, ist wohl mitunter das Schwerste am Verliebtsein. Ständig denkt man an diese Person, fragt sich, was sie wohl gerade macht. Durchsucht das Internet nach Neuigkeiten und Bildern. Und weiß doch ganz genau, dass diese bestimmte Person niemals (mehr) zu einem gehören wird. Auch wenn das Feuer der Liebe noch so sehr lodert…

Ich selbst weiß nur zu gut, wie sich das anfühlt. Wenn man eine Person liebt, die aber einen nicht einmal ansieht. Wenn man nichts weiter als Luft ist. Da, aber unwichtig. Und dann schnappt sich das kleine Herzchen in der Brust einen Stift, bringt all‘ das zu Papier, was es denkt und fühlt. Was in ihm brennt und was in ihm stirbt. Voller Erwartung übergibt es die Nachricht – und wird von grundauf zerstört. Es muss nicht immer der Hass oder die Wut sein, die kreischende Schmerzen auslösen können. Ablehnung hat den selben Effekt. Dieser Schmerz ist dann vielleicht nicht physisch, aber auf der seelischen Ebene gibt es mehr, was leiden kann, als an einem Körper.

Und dann kniest du jammernd vor Amor nieder, lässt deinen Zorn an ihm aus: „Warum hast du mir das schon wieder angetan?! Was muss ich denn bitte tun, um gut genug für die Liebe zu sein? Bin ich denn nicht liebenswert?!“
Als Antwort erhältst du tiefes Schweigen, was dich in deinem Kummer nur bestärkt. Du siehst die glücklichen Paare hinter, neben und vor dir gehen. Riechst den Geruch von lieblichen Rosen, die die Männer ihrer erwählten Frau schenken. Siehst die Zuneigung in jeder Berührung. Und es widert dich einfach nur an!

Und ab diesem Punkt spürst du deutlich, wie schwer es sein kann, Single zu sein. Natürlich ist nicht jeder unglücklich, der Single ist. Manche haben sich frei dazu entschieden, weil ein Partner sie, zum Beispiel, einengt. Doch wiederum Andere müssen sich einfach in ihr Schicksal fügen.
Sie sind vielleicht nicht die Hübschesten, haben komische Fehler, mit denen sie selbst nicht recht umzugehen wissen, oder sind in Besitz eines Charakters, der von vielen missverstanden und abgewertet wird. Während man selbst an den Fehlern nagt, verliert man den Blick für die Schönheiten des eigenen Individuums. Es braucht erst jemanden, der die entstandenen Wunden sanft wieder schließt, mit Zuneigung umgarnt und eine feste Kette aus Vertrauen darum legt, bevor man sich selbst wieder als „schön“ oder gar „wundervoll“ bezeichnen kann.

Für die einen ist Liebe das Zusammenleben mit einem Menschen, der einem zum Lachen bringt und bei Problemen immer zur Stelle ist.
Für andere ist es eine tiefere Verbindung – ein undurchdringlicher Strang, geflochten aus beider Seelen der Liebenden, zu einem großen Gebilde von Amors goldenem Pfeil.


© a.k.heidmann


2 Lesern gefällt dieser Text.



Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Love of my life: Fehlende Liebe"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "Love of my life: Fehlende Liebe"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.