Neulich meinte eine Freundin zu mir, dass man sich erst selbst lieben muss, um einen anderen Menschen lieben zu können.
Natürlich pfefferte ich sofort zurück, dass das nicht der Wahrheit entspräche; schließlich hatte ich schon geliebt, ohne dass ich damals meinen Charakter oder mein Bildnis im Spiegel mit Lobpreisungen überhäufen wollte. Ihre These hatte mich jedoch zum Nachdenken gebracht.
Ja, wie sollte ich die Fehler eines Anderen lieben, wenn ich meine eigenen Unzulänglichkeiten nicht einmal akzeptierte? Oder bei den kleinsten Missgeschicken meinerseits sauer auf mich selbst war?
Ich habe intensiv darüber nachgedacht, bin aber zu keiner Lösung gekommen. Viele Autoren haben sich mit diesem Problem, seinen Auswirkungen und seinen vermutlichen Lösungen beschäftigt. Ich nahm also meine Finger in die Hand und tippte wild drauf los – in der Hoffnung, eine aussagekräftige Antwort auf meine vielen Fragen bezüglich dieses Themas zu finden.
Alles, was ich las, hätte auch gut und gern auf Mandarin dort stehen können – ich verstand nur Bahnhof. Das Internet of Things, unser World Wide Web, konnte mir meine Frage also auch nicht beantworten.
Letztendlich entschied ich, dass man selbst, das Individuum in jeder Person der Gattung Mensch, die wahre Lösung zu meinen Fragen war.
Ich horchte also in mich hinein, während ich mir erneut diese Fragen vor mein inneres Auge führte. In meinem Unterbewusstsein tauchten ein paar Zeilen auf, die ich so gleich niederschrieb:
„Kein Glanz ziert mein Gesicht, keine Vollkommenheit lässt sich in ihm finden. Wird man erst in meinem erstarrten Antlitz die Schönheit sehen, die tief in mir verborgen, umwoben von den lächerlichen Zügen der Menschlichkeit, zart wie eine Rosenknospe, gedeiht?“
Nun kann man in diese Zeilen hineininterpretieren, was man will. Doch wenn du wirklich des Rätsels Lösung suchst, höre auf dein Inneres und die zarten, geflüsterten Worte, die dir wie frisch geschlüpfte Fliegen entgegen springen – wild mit ihren Flügelchen flatternd und um Aufmerksamkeit bettelnd. Du musst sie nur beachten. Sei aufmerksam, kleiner Mensch.
Tage eilen in grauen Kleidern
an mir vorbei, doch ich
glaube zu schweben, eingehüllt
in einem Mantel aus Licht.
Ich habe noch viel vor
und halte die Uhren an,
doch das Leben läuft [ ... ]
Strahlend wärmt der Sonnenschein nach dürstend, finsterer Zeit.
Licht und Wärme streichelt alle Sinne, die wir haben.
Ein Märchen scheint erwacht zu sein, in einem bunten Kleid.
Des Lebens [ ... ]
Gevatter Tod, -unsichtbarer Geselle,
verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
stehst von Anbeginn schon vor der Tür,
gehst neben mir, trittst an des Lebens Stelle.
„Schau doch wie die Bäume blühen“
flüstert mir mein Freund ins Ohr.
„Siehst du wie die Jahre ziehen?!“
frage ich ihn voll Humor –
aber er geht nicht drauf ein,
denn er lässt [ ... ]