ie Liebe ist ein breit gefächertes Spektrum. Heute will ich über einen Zweig der Liebe philosophieren, den es so gut wie in jedem Haushalt gibt: die Zuneigung zur eigenen Familie. Natürlich gibt es auch hier wieder Ausnahmen, aber wir wollen einfach mal versuchen, nur an die gute alte „Allgemeinheit“ zu denken.

Schon als kleiner Zellhaufen im Leib der Mutter bekommt man mit, was es heißt, geliebt zu werden. Dies setzt sich nach der Geburt fort und endet erst beim Tode. Eltern, Geschwister, Großeltern, Onkel, Tanten und, ach, die ganzen vielen Cousinen und Cousins. Alle sind sie da, umsorgen einen und wecken in uns das Gefühl von Geborgenheit.
Dies ist eine ganz eigene Art von Liebe. Und doch vergleichen wir sie immer wieder mit der, die wir zu einem Partner oder einer Partnerin empfinden – versexualisieren sie auf eine groteske Art und Weise.
Meiner Meinung nach ist das nicht ganz richtig. Wenn ich an meine persönlichen Erfahrungen in Bezug auf Familie und Partnerschaft denke, entzieht sich mir der Wille danach, diese beiden miteinander zu vergleichen oder gar zu verknüpfen.

Ich bin einer dieser Menschen, der einen Partner über alles lieben kann, zu seiner Familie aber nur den nötigsten Kontakt hält. So etwas wie Liebe existiert in unserer Familie gar nicht – wenn man uns denn Familie nennen kann.
Sollte ich es doch einmal wagen, uns mit anderen Familien zu vergleichen, regt sich in mir immer der Wunsch, den Storch zu mir zurückzurufen und ihn zu bitten, mich an einer anderen Stelle in liebende Hände zu geben.
Und wenn ich dann so darüber nachdenke, stellt sich mir die Frage: „Wie kann ich diese fehlende Liebe, diesen Zweig der Leidenschaft, mit der Liebe verbinden, die ich einem Partner schenken und von ihm empfangen würde?“

Wie ihr schon erfahren habt, gab es in meinen bisherigen Beziehungen auch nicht immer gerade Sonnenschein. Der Unterschied jedoch ist, dass ich diese Personen verlassen kann. Eine Familie wird immer zu mir gehören – in guten wie in schlechten Zeiten, ohne die Möglichkeit einer Scheidung.

Kann mir also mal einer dieser „ach‘ so klugen“-Wissenschaftler erklären, wie es sein kann, die eine Seite zu hassen, die andere Seite zu lieben, und sie dennoch beide als „Liebe“ zu bezeichnen? Wo ist der Unterschied zu dem, was ich fühle und zu dem, was ich nicht fühle? Wo ist der Unterschied zu dem, was ich weiß und zu dem, was ich noch nicht erfahren habe?


© a.k.heidmann


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Beschreibung des Autors zu "Love of my life: Familie"

Der Liebe in Worten auf den Fersen.

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