Ein langer Tag geht wieder zu Ende. Vom Tag an sich ist nicht viel über, es reicht grad so eben die letzten Sonnenstrahlen zu genießen und um das notwendigste einzukaufen. Brot, Aufschnitt, Knabberzeug und Bier.
Nachdem ich die Wohnungstür hinter mir zugeworfen habe, entsorge ich meinen Rucksack in die Ecke und meine Jacke auf den einzelnen Hacken neben der Garderobe. Der Staub und Dreck sollen die anderen Jacken nicht abkriegen. Das Blei in Form von Arbeitsstiefeln, schleudere ich mit letzter Kraft in den Flur. Befreie nicht nur meine Füße, ein bisschen auch meine Seele.
Nach einem Zwischenstopp in der Küche, wobei ich die Einkäufe emotionslos auf den Tisch gelegt habe, gehe ich direkt ins Bad. Der Blaumann, die Unterwäsche die Socken und der Pulli verkommen zu Bodendeko. Ich schleppe meinen geschundenen Körper in die Dusche und lasse das Wasser über mich laufen. Die Wärme treibt die Kälte aus meinen Knochen. Ich nehme einen flüchtigen Moment war, in dem mein Kopf den Luxus der Leere erlebt. In diesem Moment empfinde ich Genugtuung. Die schmerzen sind vergessen, die Narben nicht da, meine Gedanken befreit.
Nachdem der Schaum den letzten Schmand aufgelöst hat und in den Abfluss verschwindet, ein trockenes Handtuch nass wird, lasse ich meine Haut noch einen Augenblick atmen. Die feinen Härchen strecken sich und greifen nach der Umgebung. Ein tolles Gefühl.
Nachdem ich frische Kleidung angezogen habe, konzentriere ich meine restliche Energie auf das Essen und den gekühlten Gerstensaft. Heute mache ich mir keine mühe und schiebe eine TK Pizza in den Ofen. Das Bier, flüssiges Gold strömt in meine Kehle. Der erste Schluck ist pure Freude. Ich sitze auf der Couch, ich liege eher und döse vor mich hin. Das Handy in Sichtweite, um die Uhrzeit im Auge zu behalten. Die Pizza als heutiges Highlight darf nicht in Vergessenheit geraten.
Die erste Flasche ist geleert und das rechtzeitig, das Essen ist fertig. Ein Fertiggericht, kulinarisch unterste Liga, aber jetzt das beste Essen der Welt. Und das in Kombination mit dem zweiten Bier, besser geht es nicht.
Der Teller ist leer, genau wie die sechste Flasche. Es ist auch schon zeitig und der Inhalt des Fernsehers gleicht dem, der Flasche. Der Kopf wird auch immer schwerer und die Uhr verführt einen, mit ihrer Anzeige. Ich kann nicht widerstehen und gebe nach. Nochmal ins Bad, Wasser lassen, Zähne putzen und dann ab ins Bett. Wie die Nacht, umhüllt mich die Bettdecke und die schwere die mich umgeben hat löst sich auf .
Der Morgen ist noch fern, aber er rückt immer näher. Das macht mir keine Angst, den ich weiß warum ich aufstehe und das reicht mir auch um abends schlafen zu gehen.


© Kai Ohn


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Beschreibung des Autors zu "Feierabend"

Jeden kennt dieses Gefühl, nach einen langen Arbeitstag, nach hause zu kommen und sich einfach fallen zu lassen.

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