1965 gab man mir ein Abschlusszeugnis.
Mein Bewusstsein war schon mit Wortwolken bespielt,
den ich erstaunt zuhörte,
"donnerwetter, was in mir klingt".

Das totalitäre Zeitalter, posttotalitäre, sprach mich an.
Sprachwolken pflasterten dann meinen Weg:
Der Mensch ist eine Fiktion, denken die Totalitären.

Suchte, arbeitete, scheiterte, fand mich zurecht.
Bis 1992 blieben mir die Sprachwolken am Hirn fremd,
eine erstaunlich, dämliche Dauer,
zum Uhren lesen lernen brauchte ich schon lange.

Viele arbeiteten als Ärzte, manche als Lehrer,
ich als Biologe im Labor.

Um an den Rhein zu kommen
in ein Haus mit Rente
brauchte ich ein Arbeitsleben
und eine Ehe.
Die Frau flucht beachtlich,
aber mit umwölkter Sprache
machte ich größeren Ärger.

Jetzt sind wohl alle in Rente.
Ich hörte dies und das.
Einer starb, Gerhard,
mit Tumoren im Rückenmark.
Andere sind munter,
wie üblich,
Siebziger.


© hartmut


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