Wenn ich alleine in meinem Zimmer sitze und aus dem Fenster schaue, frage ich mich, wieso alles so gekommen ist, wie es gekommen ist.
Die Menschen morden einander, bekriegen einander, berauben einander. Sie tun Dinge, die jeder, der einigermaßen vernünftig denkt, bestialisch und unmenschlich bezeichnen würde. Es besteht eine Ordnung, die im Grunde keine Ordnung ist und die größtenteils von vernünftig denkenden Menschen hergestellt worden ist.
Auch wenn ich sie nie gesehen habe, sehe ich Armut, Hunger, Krankheit und Krieg.
Ich sehe Kinder, die kein Wasser haben, um ihren Durst zu stillen oder um gewaschen zu werden. Kinder, die nur aus Haut und Knochen bestehen. Kinder, für die Geborgenheit, Urvertrauen und Elternliebe fremd sind.
Kinder, deren Liebsten vor ihren Augen umkommen. Kindern, die mit dem Tod spazieren gehen.
Kinder, die keine Kinder sein dürfen.
Kinder, die nicht mit Gute-Nacht-Geschichten sondern mit dem Lärm von Raketenbomben und anderen Waffen einschlafen.
Kinder, die das nicht verdient haben, weil sie Kinder sind und eine Kindheit verdienen.
Kinder, die Dinge ertragen, für die so manch unser einer wahrscheinlich Suizid begehen würde.

Für unsereins wäre dies alles unerträglich, denn wir sind es nicht gewohnt. Wir sind es nicht gewohnt, in Todesangst hineingeboren zu werden, mit ihr zu leben und zu sterben.
Viele von uns bedauern das alles. Viele von uns „kritisieren“ diesen bestialischen Zustand und dann gehen sie ruhigen Gewissens schlafen.
Dass die Menschen keine „Engel“ sind, ist eindeutig. Dass die Menschen böse sind, haben die Vernünftigen schon festgestellt. Es ist halt so, wie es ist. Man bemüht sich, etwas zu ändern. Ja, man ist stets bemüht.
Beispielsweise gründet man Hilfsorganisationen, die vor Ort helfen, sammelt Spendengelder, man hilft und hilft. Trotzdem leiden, sterben Kinder. Und immer wieder dieselbe Frage: Wie können wir diesen Kindern helfen?

Die Frage ist aber nicht, wie wir diesen Kindern helfen können. Überhaupt sind Fragen hier abstoßend. Indem man derartige Fragen stellt, akzeptiert und toleriert man diesen Zustand. Man denkt sich, dass es so ist, wie es ist.

Lasst das Frage-Stellen. Kinder dürfen nicht leiden. Kinder verdienen eine Kindheit. Sie verdienen es, Wasser zur Verfügung gestellt zu kriegen, zu essen. Sie verdienen ihre Eltern. Sie verdienen das Spielen und Herumtollen in der Natur. Sie verdienen den geschützten Raum in Geborgenheit. Sie verdienen die Nähe und Liebe ihrer Mitmenschen und Familie.
Das ist eine unumstößliche Erkenntnis a priori. So wahr, wie alle mathematischen Erkenntnisse. So wie 1+1=2 ist.
Die Kindheit des Kindes ist unantastbar. Die Kindheit des Kindes ist unantastbar. Ich sage es nochmals: Ihr Vernünftigen! Ihr die intelligenter seid als alle anderen, die über die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen. Die, die sich den ganzen Tag damit beschäftigen, wie sie in ihrem Geld baden können. Die, die darüber grübeln, wen sie noch besser manipulieren und wen sie gezielter kontrollieren können. Die, für die alle anderen, die nicht so sind wie sie, minderwertig sind. Denkt! Denkt! Und noch einmal: Denkt an diese Kinder, die ihr vermutlich auf dem Gewissen habt. Die wir vermutlich fahrlässig auf dem Gewissen haben. Ist euch die Kindheit der Menschheit es wert? Wenn die meisten Kinder auf dieser Welt ihrer Kindheit beraubt werden, was sind dann die Menschen von morgen? Wer Kinder ihrer Kindheit beraubt, beraubt die Menschen ihrer Menschheit.


© Naslihoney


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Kommentare zu "Kindheit der Menschheit"

Re: Kindheit der Menschheit

Autor: noé   Datum: 31.07.2014 23:36 Uhr

Kommentar: Sehr, sehr gut!
noé

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