Ich wollte immer schon mal wissen wie es ist verrückt zu werden. Jetzt weiß ich es, es ist ganz leicht: Man denkt alle anderen sind verrückt geworden!
Wie leicht es ist möchte ich folgenmaßen erläutern...

Wenn ich z.B. Davon ausgehe, daß 1+1 2 ist und alle anderen sagen es sei 11, dann bin ich verrückt geworden...
Sollte ich das nicht verstehen und immer wieder dagegen rebellieren, daß 1+1 11 ist, dann muss ich ermahnt werden. Nötigenfalls muss man mich einsperren – sagen wir wegen Steuerhinterziehung, Vergewaltigung oder Waffenbesitz. Ich habe nämlich noch ein Luftgewehr von meinem verstorbenen Vater zuhause. Und irgendwann habe ich eine schöne, aber bestechliche Frau bestimmt so lange angesehen, daß sie dachte ich hätte sie mit Blicken ausgezogen! Das stimmt ja auch.

Aber das geht so nicht! Scghließlich darf ich niemanden, der normal ist beleidigen. Schon aus Höflichkeit sollte ich meine Lage erkennen und zugeben, daß 1+1 11 ist...wenn das alle sagen. Denn dann stimmt das auch!
Tatsache ist doch: Wir leben in einer großen Welt-Gemeinschaft, die nur überleben kann, wenn sich alle gegenseitig Achtung erweisen. Wenn sich also alle einig sind, daß ich Unrecht habe, weil ich in der Minderheit bin dann IST das auch so!

Da gibt's keine Widerrede, oder man machts sich verdächtig. Und dabei habe ich auch noch Angst vor einer – von mir angenommenen – zunehmenden Verstocktheit der ganz normalen Mehrheit. In meinen Augen scheint alles immer noch schlimmer zu werden. Kürzlich hörte ich sogar wie einer aus höheren Bildungskreisen herausgefunden haben wollte, daß 1+1 gar nicht 11 sei. Ich wollte schon aufatmen, da bewies er mir , daß 1+1 genau 66,6 ist.

Fast hätte ich einen Schreikrampf bekommen, denn ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt nicht geahnt wie fürchterlich es wirklich um mich steht. Vermutlich werde ich wohl nicht mehr lange existieren, denn mein Verstand schrumpft mit jedem neuen Tag!
Wie lange werde ich mir noch selber die Schnürsenkel zubinden können? Ich weiß ja heute schon nicht mehr was Liebe ist. Ich habe auch bereits keinen Schimmer mehr davon wann genau Mitternacht zu sein hat – um 32 Uhr 99 vielleicht?? Auch kann ich mir nicht erklären warum meine Mutter kein Vater war, sondern ein heiliger Strohsack.

Mir wird schwindlig! Um mich verdreht sich die ganze Realität ins Absurde – mein Zustand ist sehr kritisch!
Guten Morgabend Weltuntergang, ich lebe hinter dem Mond und rechts neben dem Saturn geht grade die Erde auf.
Ich bin nicht nur ein Idiot, denn mir graut nicht nur vor mir selber, sondern sogar vor Kinz und Hunz! Wer ist das dort im Eulenspiegel?

Liebe Freunde, sagt mir bitteschön meinen Namen nicht, ich würde ich doch nur ablehnen!

Wie ich dazu kam verrückt zu werden

© Alf Glocker


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Kommentare zu "Wie ich dazu kam verrückt zu werden"

Re: Wie ich dazu kam verrückt zu werden

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 12.04.2023 10:04 Uhr

Kommentar: Einladende Überschrift, aufklärender Text, geheimnisumwobenes Bild.
Fein, lieber Alf.
Liebe Grüße Wolfgang

Re: Wie ich dazu kam verrückt zu werden

Autor: Sonja Soller   Datum: 12.04.2023 16:15 Uhr

Kommentar: Interessantes Bild, genau wie der Text.

Verrücktsein muss man sich erarbeiten - , habe ich das Gefühl. Sei unbesorgt, du bist nicht allein!!!:-)))

Herzliche Grüße aus dem (noch nicht ganz verrückten) Norden, Sonja

Re: Wie ich dazu kam verrückt zu werden

Autor: Alf Glocker   Datum: 12.04.2023 18:50 Uhr

Kommentar: haha, vielen Dank liebe Freunde...seid gewiss: es schreitet voran!

Liebe Grüße
Alf

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