Tief in den Pfälzer Bergwäldern hausen jene scheue, wundersamen Kreaturen, die von den gemeinen Eingeborenen respektvoll ‚Elfedritsche‘ und vom erfahrenen, paranormalen Kryptologen ‚Ludificatiu Creatura Palatinus‘ bezeichnet werden. Leicht lässt sich dieses listige Kryptid mit dem oberbayrischen Wolpertinger verwechseln, dessen ferne Verwandte im oberen Himalaya als sogenannte Yetis ihr Unwesen treiben und dort gerne dem einsam phantasievollen Bergwanderer mit unzureichendem Saustoffgehalt im Blut erscheinen.
Weniger grobschlächtig und im Gegensatz zu dem in einheimischen Fachkreisen ‚Porcus Stultus Prussianus‘ genannten Wolpertinger durchaus intelligent, treibt das flinke Elfedritsche unbemerkt seine neckischen Spielchen mit der lokalen Landbevölkerung. Besonders abgesehen hat dieses Kryptid es auf Naschwerk aller Art, da es ein ziemliches Leckermäulchen ist und stets eine willkommene Abwechslung zu den Waldbeeren sucht, von denen es sich gewöhnlich ernährt. Verantwortlich für solch Süßigkeiten vernichtende Untertaten werden oftmals unschuldige ‚Weihnachtsmäuse‘ gemacht. So manch ein übergewichtiges Kind im Vorschulalter verwechselte aus Unkenntnis die geschickten Diebe mit jenen armen Nagern, wenn es auf der Suche nach einer infantilen Schuldzuweisung war.
Aber kommen wir zum eigentlichen Thema dieser Perle der konspirativen Pseudwissenschaften. Bisher stellte es ein äußerst geheimes Geheimnis dar, wie die ‚Ludificatiu Creatura Palatinus‘ zu fangen sein. Die äußerliche Ähnlichkeit mit dem Wolpertinger hat so manchen kryptologischen Jäger der verlorenen Kreaturen dazu verleitet, das Elfedritsche mittels einer einfachen Käfigfalle, in deren Innerem sich ein Dutzend fette Weißwürste und eine Maß Wiesnbier befindet, fangen zu wollen. In der Regel erwies sich diese Methode in der Vergangenheit als wenig erfolgreich. Die Ausnahme von der Regel bildeten hierbei einige Regionen in pfälzischen Naherholungsgebieten, in denen zwar keine Elfedritsche aber dafür einige bajuwarische Touristen gefangen wurden.
Nun gibt es aber einen Silberstreif am Horizont abnorm paranormaler Forschung. Vor kurzem entdeckte der esoterische Baron des hermetischen Ordens und versierte Geisterjäger Caspar Münch von Hausen ein verschollenes Manuskript des Mesters Asinus Ineptias aus der Zitadelle von Westeros mittels Channeling. In diesem sagenhaften wie einzigartigem Werk beschreibt der phantastische Mester ausführlich die Jagd auf die direkten Vorfahren der ‚Elfedritsche‘, die vormals in parallelweltlichen Dimensionen weit verbreitet waren.
So ist es unabdingbar für die Hatz auf die ‚Ludificatiu Creatura Palatinus‘ zunächst einen Geisterwolf aus dem Hause Stark herbeizurufen. Sodann heure der multidimensionale Jägersmann entweder einen Drachen aus Drachenstein oder ein Dutzend Bigfoots von den Eiseninseln an. Des Weiteren besorge der parapsychologische Fänger imaginärer Kreaturen das Haupt der Medusa. Besonders wichtig für das bevorstehende Event ist das Reinigungsritual der Nachtwache, in dem beim Absingen schmutziger Lieder ein 10-Literfaß Met -pro Person!- ausgetrunken werden muss.
Sodann kann die wilde Jagd beginnen. Zu Beginn stelle sich der kryptische Großwildjäger mit erwähnten Geisterwolf vor dem Walde auf, indem die unglücklichen Elfedritsche hausen. Darauf fackele der Drache das ganze Grünzeug ab oder reduziere Bigfoot-Horde auf brutale Weise den Baumbestand, sodass überlebendes Getier nebst besagten Kryptiden panikartig entfliehe. Nun kommt der getreue Wolfshund zum Einsatz, indem er die begehrte Beute wittere und stelle. Sobald geschehen, hole der Jäger das Medusenhaupt hervor und zeige es dem edlen Wild. Danach kann der parapsychologische Wildtöter ganz einfach die versteinerten Elfedritsche aufsammeln – übrigens solch sich solch Krypto zoologisches Getier ganz gut als Wanddekoration machen.
Soweit, so paranormal. Leider dürfte es für den gemeinen, geisterjagenden Erdenbewohner etwas schwierig sein, die beschriebenen Voraussetzungen für die Jagd zu erfüllen. Auch da weiß Baron Caspar Münch von Hausen Abhilfe. Aus reiner Menschenfreundlichkeit und völlig gratis gegen eine kleine Bearbeitungsgebühr von schlappen 500 Euro stellt der große Esoteriker ein geheimes Elixier, nach dessen Einnahme man sich in Westeros oder gleich einer besseren Welt wiederfindet. So lassen sich denn all die fleißigen Geisthelfer auf einfache Weise anwerben. Zusätzlich zum Angebot erhalten sie einen Liter Seefeuer, mit dem Sie dem Pfälzer Wald ordentlich einheizen können. Für Bedürftige existiert obendrein ein karitatives Angebot für nur 300 Euro. In diesem Fall senden Sie einfach eine Flasche Billigsprit von örtlichen Diskounter und einen Liter Benzin an den Kryptiden-Baron. Dank seiner magischen Fähigkeiten verwandelt der Meister durch ein verbotenes, astralenergetisches Verfahren in besagten Zaubertrank und Seefeuer.
Gute Jagd!


© 2020 JU & H.K.H Jeub


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Beschreibung des Autors zu "Wie man Elfedritsche fangt"

Leseprobe aus ‘Wicked weird world beyond the veil’

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Kommentare zu "Wie man Elfedritsche fangt"

Re: Wie man Elfedritsche fangt

Autor: CrazyHälp   Datum: 25.05.2022 12:48 Uhr

Kommentar: Ich bin sowas von aus der Pfalz...Ausm diefschde Hinnerwald...wäsche wie ich männ? Wie gern würde ich dich beim Wort nehmen und mal wieder selber auf die Jagd gehn. Liebe Grüße

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