Es grüßt der hochunheilige Druide von Tingeltangel alle RPG-mäßig vorbellastete Leckermäulche. Als chaotisch neutraler Zeitgenosse stelle ich euch zwei Variationen eines gar magischen Rezepts vor.

a) Für den chaotisch bösen Bewohner tieferer Gefilde hier ein Gericht aus himmlischen Flattermännern:

Zunächst besorge sich der kochbegeisterte Dämon ein leckeres Exemplar aus den himmlischen Heerscharen. Da das zukünftige Gericht doch ein wenig flatterhaft und nicht jeder Bewohner der Unterwelt besonders zielsicher mit dem traditionellen Dreizack sein dürfte, empfiehlt es sich, unseren Cherubim mittels eines geeigneten Schießgeräts zum Essen – eat or be eaten – einzuladen. Hochwertige Präzessionswaffen, ultramoderne Luftabwehrsysteme und brutal effiziente Maschinenkanonen – für die etwas gröberen Naturen in der Dämonenschar – sind jetzt übrigens zum absoluten Dumpingpreis bei bärtigen Herren aus Afghanistan käuflich zu erwerben; ein kleiner Tipp am Rande.

Sodann mache sich der infernalische Koch daran, in alter Tradition diabolisch lachend, dem himmlischen Wesen mit einer stumpfen Axt die Extremitäten abzutrennen. Perfektionisten sollten darauf achten, dass der Hauptgang dabei noch unter den Lebenden weilt, denn das verbessert entscheidend den Geschmack und das Gejammers klingt süß in den dämonischen Ohren. Den Rest des Rezepts findet der versierte Dämonenfürst dann im Necrogourmenicum.

Niedere Dämonen oder durch absurdistanische Steuern, Bepreisungen und Zwangsgebühren verarmte Teufel mögen sich stattdessen mit einem Hähnchen oder Suppenhuhn als Engelssubstitut begnügen. Der Autor rät in diesem Kontext dringend davon ab, das weiter oben beschriebene Vorgehen bei lebendem Federvieh auszuprobieren, da im Gegensatz zu Kapitalverbrechen an Menschen die absurdistanischen Gerichte hinsichtlich nicht religiös oder kommerziell motivierter Tierquälereien keinen Spaß verstehen.

Bei Beschaffung des Engelsersatzes ist darauf zu achten, dass dieser möglichst in einem Discounter geklemmt oder wenigstens gekauft wird, um zumindest der CO2-Bilanz zu schaden.

Nun sollte unser Hobby-Teufelchen um den Ambrosiageschmack des himmlischen Wesens naturgetreu zu simulieren, das Hühnchen einen Tag lang in Honig einlegen.

Wie bereits beschrieben, nehme der siedende Satansknecht ein geeignetes Hackebeilchen -oder was auch immer- und zerteile irre lachend das unglückliche Huhn. Dabei ist darauf zu achten, den ehemaligen Himmelsbewohner in möglichst kleine Teile zu zerstückeln. Sodann werfe man den zerschnippelten Angelus mit höhnischem Gekreische in einen großen Kessel und übergieße ihn mit 6,66 Litern ‚Sangria‘. Nun mag der diabolische Gourmet noch eine Knoblauchzehe hinzufügen und das Ganze 66,6 Minuten -wegen der Tradition!- köcheln lassen. Danach zerteile unser Satansbraten fünf extrascharfe Peperoni sowie eine rote Paprika und füge dies zu den Engelsteilen hinzu. Das ganze Gemisch 6,66(!) Minuten kochen lassen, anschließend abgießen und dabei den zerlegten Cherubim nebst Gemüse mit Hilfe eines Siebes auffangen.

Danach wandern Erzengel Michael und Beilage in die Bratpfanne, um in einer ausreichenden Menge Öl nach Gusto gebraten zu werden. Sodann vermenge der Sohn des Hades das infernalisch lukullische Mal mit 666 Millilitern ‚Sangria Picante‘ und lasse es aufkochen. Abschließen gebe man noch 66,6 Gramm Cayenne Pfeffer und 6,66 Gramm Chilipulver hinzu.

Voilà, schon ist unser höllisches Ragout fertig!

Als Beilage für den traditionsbewussten Hobby-Teufel empfiehlt der Druide hier ‚roten Reis‘.

b) „Gelobt sei der Herr in luftigen Höhen von wo aus er belustigt auf jene Unweisen blickt, die aus ihren Elfenbeintürmen im Nephelokokkygia die niederen Einwohner Absurdistans mit ihren Weltrettungsallüren beglücken, denn sie sind billiger als mancher ‚unkulturschaffender‘ Systemkomiker!“, So grüßt euch, ihr lieblichen Bewohner des Paradieses, der mit heiligem Mana bekiffte Druide von Tingeltangel. Also könnt ihr nun Gottes Werk mit des Druiden Beitrag als rechtschaffend guter Charakter vollbringen, indem ihr die diabolischen Bewohner der Unterwelt zu einem gar köstlichen Gericht verarbeitet an dem selbst Jehova seine Gaumenfreude haben dürfte:

Zunächst mag der herzensgute Angelus eine jener bedauernswerten Kreaturen einfangen, die bekanntlich den Hades bewohnen. Dazu nehme man ein unschuldiges Kind und sperre es als Köder in eine Käfigfalle – natürlich sollte darauf geachtet werden, dass man nicht versehentlich einen Würdenträger einer großen christlichen Konfession fange. Nachdem der zukünftige Satansbraten nun seine infantile Henkersmahlzeit -wichtig, dann schmeckt er später besser!- verdrückt hat, mag ihn der fromme Paradiesvogel mit einem Seidenschal ‚après ottoman’ sanft ins Jenseits befördern. Dazu singe der Erzengel fromme Choräle, um dem armen Geschöpf seine Todesqualen zu versüßen. Falls Sie ein rechtschaffend guter Paladin oder Kreuzritter sein sollten, steht es ihnen natürlich frei, die bedauernswerte Kreatur in christlicher Nächstenliebe mit dem Zweihänder langsam zu zerteilen. In diesem Fall empfehlen sich ermunternde Sprüche, wie bspw.:

‚Ich kann leider keine Gnade walten lassen!‘
Oder tröstende Ballermann-Songs, e.g.:

‚Zehn nackte Teufelinnen…‘

Das weitere Rezept für den Fürsten der himmlischen Heerscharen findet sich im ‚Messianischen Kochbuch für Dummies‘.

Der niedere Gottesknecht mag nun aus Ermangelung dämonischer Leckerbissen auf eine ordinäre Gans – nein, der Ehepartner ist nicht damit gemeint!–zurückgreifen. Unser Jesus für Arme sollte dabei darauf achten, das gerupfte Federvieh in einem exklusiven Bioladen käuflich zu erwerben und möglichst dabei noch CO2-Ablaßbriefe zu kaufen. Okay, wenn’s mit der Kohle nicht stimmen sollte, kann man notfalls unseren Dämonenersatz in christlicher Demut klauen, denn wie die verehrungswürdige Mutter Kirche bei Hexenverbrennungen in früheren Zeiten so trefflich bemerkte, heiligt der fromme Zweck die schmutzigen Mittel. Allerdings wäre es hier angebracht, zur Buße eine halbe Stunde für’s Klima zu hüpfen.

Befindet sich nun das Dämonensubstitut in Besitz des himmlischen Kochs, ist es einen Tag lang in Tabascosauce einzulegen, um das Höllenaroma eines Tieflings zu imitieren.

Sodann mache sich der vergeistigte Angelus Insanus daran, Psalmen rezitierend die diabolische Gans zu entbeinen und in mundgerechte Stücke zu zerschnippeln. Sodann verfrachte der pseudoparadiesische Gourmet die zerstückelte Dämonengans in einen heiligen Kochtopf und übergieße ihn mit 999 ml Messwein – okay, wenn der nicht vorhanden sein sollte, dann aber mindestens ‚Château Lashit Bordeaux Supérieur‘. Nun füge der muntere Koch 99,9 Gramm Rohrzucker hinzu und lasse den Brei 99,9 Minuten köcheln. Danach zerteile der himmlische Möchtegern das ‚Fleisch‘ einer halben Honigmelone in kleine Stücke und füge sie dem paradiesischen Gemisch hinzu, um das Ganze 9,99 Minuten kochen zu lassen. Anschließend werden die veredelten Dämonenteile mit Hilfe eines Siebes separiert und in heiligem Salböl –ok alter Paradiesvogel, edles Bratöl geht auch– 9,99 Minuten unter dem Absingen von traurigen Kirchenliedern gebraten.

Abschließend möge dann die köchelnde Geißel Gottes den einem nützlichen Zweck zugeführten Dämonenteile in 999 ml Met 9,99 Minuten kochen lassen und anschließend frohlocken, denn fertig ist das Dämonenragout.

Als Beilage kommt für den bigotten Gottesknecht natürlich nur weißer Reis infrage!

Wir immer wünscht der Druide von Tingeltangel: Bon appétit!


© 2021 Druide Tingeltangel & H.K.H Jeub


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Beschreibung des Autors zu "Aus der druidischen Hexenküche: Engel- oder Dämonenragout"

Danke für's Lesen und ein schönes Wochenende wünscht

JU

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Kommentare zu "Aus der druidischen Hexenküche: Engel- oder Dämonenragout"

Re: Aus der druidischen Hexenküche: Engel- oder Dämonenragout

Autor: Alf Glocker   Datum: 11.09.2021 19:32 Uhr

Kommentar: Supertext!

Lg Alf

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