Besser nie als gleich

© Alf Glocker

Ganz genau darf man die volle Wahrheit gar nicht sagen, weil sonst nämlich sofort die ganze Welt untergeht. Das hat Gott so bestimmt und der kann das. Wer schlau ist, der weiß die Wahrheit und, daß man sie nicht sagen darf obendrein. Und deshalb schweigt er ja auch, weil das real ist und weil er erwachsen ist. Die Erwachsenen haben andere Problem als die Wahrheit – die müssen schauen wo sie bleiben, und zwar so langsam wie möglich!

Das ist eine Gunst! Das Leben verschenkt sich doch nur an die Halbfertigen, denn sie allein können es fertigmachen. Die Unfertigen wehren sich von Anfang an, die bereits Fertigen sind dem Tode geweiht – früher, oder lieber später, aber sie sind so was Ähnliches wie durchsichtig. Zur Kenntnis kann man sie nicht nehmen, besonders nicht wenn man keine hat, oder sie, die Kenntnis, auch anderweitig Verwendung findet.

Aber die Angst davor, daß alles zu Ende ist, wenn man Land sieht, ist berechtigt. Man könnte auch sagen: Wer will schon wissen wie groß der Beschiss aussieht?! Aber das sind dann die Optimisten, die sich angeblich nur davor fürchten, daß die Angst ein guter Ratgeber ist. In Wirklichkeit gibt es gar keine...also keine Wirklichkeit, nicht keine Angst.

Bis es soweit ist, daß wir alle einen guten Ratgeber akzeptieren, lassen wir uns gerne sagen, wie eine Beratung auszusehen hat: krank nämlich! Sie muss uns in die Lage versetzen, daß wir uns über alles hinwegtäuschen können. Das ist dann der Segen der Unwissenheit im Geiste und der Segen des Wissens um diverse Ausreden, an denen man den Mast wieder aufrichten kann, wenn ihn der Wind umgeblasen hat.

Komisch ist alles zusammengenommen – eine komische Wissenschaft. Es ist die Wissenschaft der vorsichtigen Ablehnung...man darf alles erforschen, aber nicht ergründen. Solange es bei hochkomplizierten Berechnungen bleibt ist alles in Ordnung. Da begibt man sich nichts aufs Glatteis, sondern in die wollüstige Fachsimpelei.

In diesem Wort steckt bereits sein ganzer Sinn: „Simpel“! Ein Simpel kann alles, gut aussehen, viel Geld verdienen, schöne Jobs bekommen, angehört werden...nur eines nicht – begreifen. Und warum? Weil gleich nach dem Begreifen eben die Welt untergeht. Das bekommt zuerst der liebe Gott, oder DER Gott, oder der Heilige Strohsack mit und dann ist es aus!

Dann lacht sich der Teufel ins Fäustchen, reibt sich die Hände und kichert: „Jetzt haben sie den Fehler doch gemacht und sich desillusioniert!“ Da folgt dann die Strafe gleich auf dem falschen Fuß, mit dem man am Morgen unüberlegt aufgestanden ist, um eine Katze zu streicheln, die nachts grau und später was genau war? Das sollten wir uns verkneifen herauszufinden! Bravo Menschheit...

© Alf Glocker

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