Vor etlichen Jahren dachten meine Frau und ich, wir erfüllen uns den Traum vom eigenen Haus, raus aus der kleinen Zweizimmerwohnung ohne Balkon. Die komplette Kohle wurde locker gemacht und ein nettes Einfamilienhaus gebaut. Das Baugebiet war ganz neu erschlossen, die Bauplätze erschwinglich und der Ort günstig zur Bundesstraße und zur Bahn gelegen. Also, alles prima für meine Frau und mich. Das Haus ist neu, es gab keine Probleme mit der Baufirma, also keine echten Katastrophen wie in einschlägigen Profilen einiger kommerzieller Fernsehsender.

Wir sitzen mit unseren Freunden an einem schönen Sommerabend auf unserer neuen Terrasse. Zu diesem Zeitpunkt gibt es nur links von uns und hinter unserem Grundstück bereits Nachbarn. Plötzlich, so um 20.30 Uhr, dröhnt es laut und staubend von einem anderen Grundstück zu uns herüber. Ein Grundstück ohne Haus und ohne bisher bekannte Nachbarn. Unser Nachbar der Zukunft hatte sich eine Motorsense geliehen: „Um diese Uhrzeit konnte ich die echt günstig kriegen, sorry, ich brauch auch nicht lange“! Mit diesen Worten lärmte und staubte er weiter bis das Tageslicht, so um 21.30 Uhr ein Weiterarbeiten nicht mehr zuließ.

Der Nachbar zu unserer linken Seite hatte zwei liebreizende Kinder im Alter von zwei und vier Jahren, also zur Zeit unseres Einzugs. Der Zweijährige hatte ein Fable für alles was nach Werkzeug aussah. Je gefährlicher umso besser. Nicht das hier einer glaubt, seine Mutter hätte ihn vor sich selbst geschützt, nee, sie fand es toll, wie der Kleine sich entwickelte, bis er eines Tages mit einem Zimmermannshammer unsere gläserne Terrassentür malträtierte. Wir hätten ja schließlich auf ihn achten müssen……man….

Später wurde ein gigantisches Trampolin zwischen unseren Häusern (Abstand ca. 5 m) aufgebaut. Wohlgemerkt, unser Schlafzimmer ist zu dieser Seite ausgerichtet. Die lieben Kleinen der ganzen Nachbarschaft und noch von wer weiß woher, stellten sich ein. Was wir danach alles von unserem Garagendach holen konnten, möchte ich im Detail nicht näher beschreiben. Und jeder weiß ja auch, dass man irgendwann mit Trampolinspringen mal aufhört, also allerspätestens um 22.00 Uhr. Ist ja schließlich Nachtruhe per Gesetz. Nun, was soll ich sagen….Gesetze schienen hier nur eine einseitige Bindung zu haben. Und schließlich ist dies ja ein Wohngebiet mit jungen Familien. Was ja auch stimmt, wenn man bedenkt, dass von den ca. 70 Bauplätzen ungefähr die Hälfte an junge Familien mit Kindern vergeben war.

Noch besser wurde die Nachbarschaft, als das Brachland zu unserer rechten einen neuen Besitzer fand. Ein passionierter Hobbyhandwerker! Irgendwie hatte ich immer im Hinterkopf den Bauplatz noch dazu kaufen zu wollen….man…

Nun, zunächst waren die neuen Besitzer soweit ganz freundlich. Man grüßte sich, unterhielt sich an der Straße und der Umgang war soweit sehr ok, bis auf so Kleinigkeiten, dass ungefragt Holzpflöcke in unseren Vorgarten getrieben wurden: „Nur um die Höhen zu nehmen, für die Pflasterung“, hieß es lapidar. Na ja, sehen wir mal drüber hinweg.

Eine Hütte wurde im Garten errichtet, direkt an unserer Grenze, obwohl wir klar zum Ausdruck gebracht haben, so beim Bier, dass wir das nicht mehr möchten. Zur Erklärung: der Nachbar hatte die zulässige Grenzbebauung bereits ausgeschöpft und hätte unsere Zustimmung erbitten müssen.

Später wurden Sichtschutzwände errichtet. Da eine Bodenverankerung nicht möglich war, dank riesiger L-Kanten die bereits im Grenzbereich verbaut waren, wurden die Befestigungsanker kurzerhand von außen an die L-Kanten geschraubt, natürlich von unserer Seite, natürlich ohne uns zu fragen und natürlich zu uns überhängend. Ich glaube, Nachbarn haben immer ein zu kleines Grundstück.

Später gab es mit diesem Nachbarn Streit wegen einer Geschichte auf dem Gehweg… muss ich nicht weiter ausführen, ist einfach zu blöd.

Mein Fazit ist, Nachbarn so wie früher oder nach dem Duden erklärt, gibt es nicht mehr. Die haben sich früher zur Seite gestanden und unterstützt, in allen Lebenslagen. Auch wenn sie miteinander mal Streit gehabt haben. Nachbarn heute, egal ob in einer Mietwohnung oder im eigenen Haus, sind anders. Jeder versucht dem anderen zu zeigen was er für Pflichten hat und vergisst seine eigenen darüber. Und Rechte? Haben die nicht auch beide Seiten? Und überhaupt, in was für einer armseligen Kultur leben wir, wenn sich Menschen die zufällig nebeneinander wohnen so behandeln.


© Jürgen Füchtenbusch


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wahre Erlebnisse mit Nachbarn...

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Kommentare zu "Nachbarn...."

Re: Nachbarn....

Autor: Bluepen   Datum: 09.09.2020 9:10 Uhr

Kommentar: Lieber Jürgen,

die Geschichte ist eigentlich zum Weinen, auch wenn sie lustig formuliert ist. Das Problem mit dem Nachbarn kenne viele.

LG - Bluepen

Re: Nachbarn....

Autor: possum   Datum: 10.09.2020 5:33 Uhr

Kommentar: Ja diese Lieder müssen leider sehr Viele erleben,
man muß Dankbar sein wenn Nachbarn menschlich sind!

lieben Gruß!

Re: Nachbarn....

Autor: Alf Glocker   Datum: 10.09.2020 8:12 Uhr

Kommentar: Wir hatten mal einen Nachbarn, damals, in unserer hübschen 2-Zimmer-Wohnung mit sehr großem Balkon, der fing immer um die Mittagszeit, an Feiertagen ganztägig und an Sonntagen nachmittags zu bohren an...ich zählte mit: er hat in einem halben Jahr 3000 Löcher gebohrt! Seine Wohnung muss ausgesehen haben wie ein Schweizerkäse. Es hat gedauert bis man ihm das nachweisen konnte, denn immer wenn der Hausmeister zum Kontrollieren kam hat er sich im Wandschrank versteckt und sein Frau sagte: "Mein Mann ist überhaupt nicht da!" :-)))
Wir sind dann ausgezogen worden, weil der Vermieter Eigenbedarf angemeldet hat...der hat die Wohnung dann meistbietend verscherbelt.

LG Alf

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