Jerry Lee auf Erkundungstour

© Ja

Ein Berger hat es auch nicht immer leicht, immer wachsam sein, auf jedes Geräusch achten, wer kommt zum Haus, wer gehört zu uns, wer nicht. Doch mit der Zeit hatte ich damit keine Probleme mehr, ich wusste ganz genau, wer in unsere Straße gehörte und wer nicht.


Ich weiß noch, Silvie war arbeiten und ich wartete sehnsüchtig auf ihre Rückkehr. Aber sie verspätete sich und mir war etwas langweilig. Also trabte ich durch das Haus und schaute mich um, was ich denn erledigen kann. Mir kam eine Idee. Ich kann doch ein bischen die Betten richten. Also, ab durch die Mitte und hinein ins Bett. Zuerst habe ich mit der Bettdecke verstecken gespielt. Später schaute dann ein heller Zipfel aus dem Bettbezug heraus. Das musste natürlich genauer untersucht werden. Mit Leibeskräften zog ich daran und siehe da: Der Zipfel wurde immer länger. An dem Zipfel hing ein langer Faden. Selbstverständlich musste auch der genau untersucht werden. Ich versuchte, den Faden abzubeißen. Es gelang mir nicht sofort, aber so nach und nach..... Etwas guckte etwas aus dem Zipfel heraus. Das sah total komisch aus. Ich hielt sofort meine Nase daran und das kitzelte wie verrückt. Es war nicht groß, ganz weiß und flauschig. Ich versuchte dieses komische Ding aus dem Zipfel heraus zu ziehen, was mir dann auch gelang. Und siehe da, da kam gleich das Nächste mit.
Dann hörte ich die Haustür, und freudestrahlend lief ich Silvie entgegen. Sie stellte erst ihre Sachen ab und zog ihre Jacke aus. Dann kam sie zu mir und sah mich ungläubig an:
Hallo hallo kleiner Jerry, was hast du denn im Maul?
Ich bellte und lief ins Schlafzimmer um ihr zu zeigen, das ich die Betten gemacht habe. Sie kam hinter mir her. Dann hörte ich nur noch:
Oh Heimat, meine Sterne! Jerry Lee! Du hast wohl keine Federn gefuttert?
Federn? Aha, so heißt das also. Und es ist nichts zu essen. Na gut.
Nachdem Silvie den offenen Zipfel mit Textilkleber versiegelte und die Schlafzimmertür schloß, war die Sache für sie erledigt, - aber nicht für mich.
Am nächsten Tag wollte ich natürlich wieder mit der großen Bettdecke spielen, also machte ich die Türe auf, - und hinein ins Vergnügen. Ich fand die versiegelte Stelle sofort und machte mich daran zu schaffen. Die Stelle sah aus Kaugummi und roch nach Leckerchen. Innerhalb kürzester Zeit flogen die Federn. Das fand ich lustig. Das Schlafzimmer sah aus, als wenn es geschneit hätte. Und das Gute daran war, es war nicht kalt und nass. Das Schlechte an diesem Tag kam gleich hinterher. Als Silvie nach Hause kam, sah ich aus wie eine Schneeflocke und beschäftigte mich mit meiner Decke. Na ja, und ein paar Federn hatte ich auch überall im Haus verteilt.
Donnerhall und Blitzgewitter:
Sie ließ ihre Arbeitstasche auf die Erde fallen, die Jacke hinterher und schaute erst einmal nach Danny, unserem Nymphensittich.
Na wo soll der denn hin. Er hat doch seinen Käfig.
Dann lief sie ins Schlafzimmer und sah mich.
JERRY LEE!!!! BIST DU DENN WAHNSINNIG? PFUI PFUI PFUI!
Silvie wurde so laut, das ich mich vor Schreck im Wohnzimmer unter dem Tisch versteckte. Sie kam hinter mir her.
PFUI IST DAS!!!
Ja, .... ich habe es verstanden, und es war auch nicht zu überhören.
Langsam robbte ich ihr entgegen, aber sie beachtete mich nicht und saugte die ganzen Feder weg. Das war wohl nicht so gut, das Bettdeckenspiel.
Nachdem der ganze Schaden behoben war, telefonierte Silvie mit meiner Patentante Marianne.
Sie holt mich zweimal am Tag, ich erledige meine Geschäfte und wir gehen gemeinsam spazieren. Silvie erfuhr dann, das bis Mittags alles in Ordnung gewesen war. Eine halbe Stunde hatte sie mich völlig ignoriert. Das habe ich mir gemerkt, weil- das fand ich überhaupt nicht nett, ich habe auch nie wieder Blödsinn im Schlafzimmer gemacht.


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