Urzeitmenschen hatten, soviel ich weiß, keine, oder „nur“ eine, auf die Natur bezogene, Bildung. Aus unserer heutigen Sicht waren sie also dumm! Sie kannten kein A-Quadrat, keine Zahl Pi und sie konnten nicht hochrechnen und runter schon gar nicht. Wenn sie sahen, daß einer einen Knollenblätterpilz aß und daran starb, dann bekamen sie Angst und aßen selbst möglichst keine Knollenblätterpilze. Ebenso hielten sie es mit Spinnen und Spinnern, mit Schlangen und Schleimern, mit Kojoten und Hyänen.

Zum Glück ist diese Zeit längst überwunden, die Urmenschen haben alle studiert und selbst wer nicht studiert hat, der hat einfach keine Angst mehr…vor nichts. Heutzutage ist es schick Spinnen und Spinner zu küssen, sich von Schlangen umschlängeln zu lassen und die Badeanstalten sind auch für Haie geöffnet, die die Zähne im Gesicht und die Messer in der Hosentasche haben, wo man sie nicht sieht. Alles ist freundlich! Die Pilze kommen aus der Fabrik und wenn mal was Giftiges aus der Fabrik kommt, dann essen wir es trotzdem, denn eine Gefahr für die Bevölkerung besteht ja bekanntlich nie. Das möchte ich nur mal gesagt haben…

Der Fortschritt ist nicht nur sichtbar, sondern auch unaufhaltsam geworden – weshalb wir uns es jetzt leisten können den Dingen nicht nur neue Namen zu geben, sondern ihnen auch bisher völlig unbekannte Bedeutungen zu verleihen. Ein Elefant ist ein Elefant, aber auch eine Mücke, besonders wenn sie einen Porzellanladen besucht, ein Trampeltier steht unter Naturschutz, sobald es durch ein Nadelöhr möchte, bei Nacht sind auch Katzen auch dann grau, wenn sie fluoreszierende oder phosphoreszierende Kleidung tragen und „bio“ ist „bio“, aber nicht bei Menschen, denn die sind schädlich!

Wenn einer behauptet von Spinnern eingesponnen worden zu sein, dann spinnt er und wird in ein Netz aus Vorschriften verwickelt - und falls mal jemand von einer Schlange gebissen wird, dann ist das sofort ein Einzelfall, es sei denn, es kommt dabei ein Schlangenzüchter ums Leben, dann ist das sehr schlecht fürs Geschäft und muss mit Fehlurteilen erster Meinegüte geahndet werden. Gott beobachtet das neuerdings wieder alles vom Himmel aus, der vermutlich dort zu finden ist, wo im Regelfall nur heldenhafte Märtyrer hinkommen.

Wir haben die höchste Stufe der Zivilisation erreicht! Bischöfe und Chorknaben spielen in derselben Liga. Wer am lautesten brüllt bekommt ein Glaubenssiegel geschenkt, mit dem er andere abstempeln kann und die Gebildetsten unter uns versammeln eine muntere Schar wilder Hyänen um sich, mit denen sie turteln wie Romea mit Julio. Hinz und Kunz dürfen dabei zusehen, Fotos machen und diese in der Werbung verwenden, wo sich sämtliche Litfaß-Eulen bis unter die Hutschnur an dem Blödsinn erfreuen.

Hyänchen, die jemanden, im Eifer und Geifer angefallen haben, müssen die Hundeschule besuchen, wo man ihnen einzureden versucht, daß sie Schoßhündchen seien! Das macht sie unangreifbar: Obwohl sie vom ganzen Unterricht eigentlich nur selten etwas kapieren, weil sie ja sowieso auch keine Lust haben, die Sprache des Herrchens zu lernen, verstehen sie eines immer sehr genau – das Wort „Schoß“. Ob es sich dabei um Abrahams Schoß handelt ist nicht ermittelbar, da Hyänen zwar herzlich lachen können, aber selten die Wahrheit sagen…was wiederum daran liegen mag, daß sie kein Wort verstehen…und wenn, dann wollen sie wahrscheinlich nicht!

Von unserer Bildung halten sie nämlich sehr wenig! Sie sind in einem eher hyänischen Kulturkreis aufgewachsen, in einem Kulturkreis wo man direkt noch Angst haben darf, gerade WEIL man nicht so gebildet ist, obwohl natürlich alle Hyänen Fachkräfte in Sachen Bisschen sind. Trotz ihrer natürlichen Ausbildung zur Fachkraft in Punkto "Überleben und andere aber nicht überleben lassen", meiden z:B. Schlangen und umgekehrt, obwohl besonders Bunt-Papageien immer wieder frohgemut behaupten, daß sie sich sogar am liebsten heiraten würden.

Denn Papageien haben eine begrenzte Phantasie – was wiederum von ihrer umfassenden Bildung kommt. Schließlich können sie alles nachsprechen was ihnen vorgekaut wird. Ihrer Meinung nach halten Hyänen, mit einem Strauß Knollenblätterpilze, um die Hand von Schlangen an (obwohl die gar keine Hände haben) und fangen danach ausgiebig zu spinnen an, um im Netz des Fortschritts zu landen, wo die Haifische Mackys Messer dort haben wo es ein gebildeter Mensch nicht sehen kann. Dann springen sie über den Schatten, den sie im Kopf haben und zahlen Steuern an das Finanzamt im Himmel, bevor sie einen Porzellanladen mit einem Trampeltier besuchen, das vorher aus einem Elefanten eine Mücke gemacht hat. Anschließend ist wieder Urzeit: es schlägt 13!


© alf glocker


1 Lesern gefällt dieser Text.


Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Auf die Bildung kommt’s an!"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "Auf die Bildung kommt’s an!"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.