Es ist später Morgen! Der Sonnengott hat den Mondwagen über den Himalaya gezogen und damit die Pyramiden verdunkelt. Es ist Zeit für ein Gebet: „Komm, großer, absurder Paradiesvogel und beschütze alle deine Diener, dreh den anderen den Hals um und erfreue uns mit deiner ewigen Unbarmherzigkeit, von hier bis nach bis nach Hinterheimhühotthmasterhausen“. Dann fällt ein kleiner Stern auf die Erde, der aber genügt, um alle Nichttrunkenbolde zu vergiften.

Geronnene Unendlichkeit vermischt sich mit dem Blut der Scheinheiligen, zum Bunde der Runde der Kreuz-, Quer-, Längs- und Ritterhasser. Nun ist es Zeit für die Fußwaschungen! Alle Schwarzufußnichtindianer, die sich sonst nur die eine Hand mit der andern „säubern“ sind aufgerufen den Vorhof der Hölle zu betreten, um nach Engeln zu suchen. Inzwischen brennen die Dächer sämtlicher Komforttempel und stürzen krachend ein.

Das hat allerdings niemand gehört. Die Hörrohre sind zur Zeit alle verliehen worden, weil die Hundsblindenvereine keine Zeit mehr haben sich die letzten Verordnungsgrüße der Anstaltsleitung reinzuziehen. Die Gefängnisse haben Ausgang, nur die Insassen müssen vor Ort, in ihren Mönchszellen bleiben, damit keine Angst bei denen aufkommt, die demnächst vorhaben etwas anzustellen. Auf ihr unglaubliches Seelenheil muss dringend geachtet werden.

Auf den Marktplätzchen haben sich die Marktschätzchen zur Majonäse aufgestellt: Man gedenkt sich aus den Tuben drücken zu lassen, damit man, beim nächsten psychologischen Supergau ineinander fließen kann, wie zwei Schneckenkinder in der Wahlpurgisnacht. Die Stimmen werden erst gar nicht mehr ausgezählt. Sie liegen am Boden und der Schiedsrichter hebt auch die Hand, aber dann kommen von irgendwoher tiefschwarze Schweigemönche mit grünroten Samtaugen.

Die Welt nimmt den Hinterausgang! Parallel dazu wird auf den Universitäten gelehrt, daß auch Affen mit einem höheren Abschluss DAS Buch deuten dürfen, dann werden Bananen verteilt. Wie man die schälen kann wissen alle, auch die ganz normalen Unmenschen. Liebreizende Beltane-Mädchen singen dazu die Marsellaise, bevor sie zerteilt und unter den Gläubigen aufgeteilt werden. Der daraufhin einsetzende Applaus übertönt sogar noch alle Jodeldiplomingenieure.

Bald ist es Mittag geworden, der Abend aller Morgenandachten – die Denkmäler werden in Butterbrotpapier gewickelt und nach und nach abgesprengt. Die Stufenrakete der Evolution sinkt langsam in sich zusammen und vereinigt sich wieder mit ihren zurückgelassenen Teilen…wodurch ein wunderbares Kunstwerk entsteht: Das Kalkifattilium von Sorglosenreuth (das steht dann ungefähr 13 km westöstlich von Schmarrenhausen, am Nordsüdpol).

In der Frühnacht kommt endlich die Schummelpost – ungefähr 8 Milliarden Liebesbriefe (Tendenz steigend), quälen sich den geistigen Horizont herauf. Die Briefkästchen quellen über von sooo viel Harmoniesucht…was wiederum eine sprunghafte Vermehrung der Steinlaus befördert (damals von Professor Grzimek entdeckt), die sogar Wolkenkratzer zum Einsturz bringen kann – auch wenn Bin Kaufladen schon tot ist. Da lächeln die Wackelbuddhas, im Wechselspiel mit den Dackeln.

„Komm doch direkt nach Schlammsudelbrück, da feiern die Frauenärzte eine Abschiedsparty vom Altgesellendasein, oder Nichtsein!“ Dieser Slogan begegnet einem jetzt immer öfter, während die Dunkelheit immer heller und die Helligkeit immer dunkler wird. „You are welcome“, schnattert die Zeitungsente und die Architrafen, die Telegraphen, wie auch die Comicgrafen verneigen sich vor den ersten, zu erwartenden Erdstößen aus dem Schlummerland.

Graf Rotz ahnt noch nichts von seinem Glück. Er liegt gemästet im Bett, mit sämtlichen Kurt-, Sepp- und Fritztisanen der Gegenwart, weil er die Vorzeichen der, aus der Geschichte resultierenden, Rückspiele noch nicht erkannt, sondern unfrei interpretiert hat. Aber dann geht das Licht an! Unendlich viele Bordsteinschwalben machen nun den Sommer auf dem Blocksberg und ebenso viele Kuckucke schlüpfen aus ihren Uhren und legen ihre Eier der wilden 13 zugrunde!


© Alf Glocker


2 Lesern gefällt dieser Text.



Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Komfortable Verwicklungen"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "Komfortable Verwicklungen"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.