Als für ein paar unglaublich wenige Jahre Könich Fantast über das Abwechslungs-Reich herrschte und man auf den Märkten noch in Knuddeln bezahlte, da standen die Sterne hell, die Monde tief und die Wolken regneten nur dann oder wann auf die Felder und Wälder. Von den Bergen blies sanft der Brainstrom, eine Art Steige-Wind. Kaum einer ereiferte sich, voll krass oder hysterisch. Die Frauen trugen damals nur des Kaisers neue Kleider, Männer purzelten vom Hohen Ross und die Gerichtskundler hatten hitzefrei.

Die Bürger des Abwechslungs-Reiches hießen nicht Unter- sondern Obertanen, denn sie wurden unausgesetzt mit der Selbstbestimmung betraut (außer es handelte sich um Anal-Phabeten), da Könich Fantast lieber in seinen Luft- und Lust-Schlössern weilte, als sich mit der Unbotmäßigkeit von Gieraffen herumzuschlagen. Multiverdiener hatten ohnehin einen so schlechten Ruf, daß sie schon fast nicht mehr geduldet wurden. Sie lebten in Ghettos und trauten sich ausschließlich als Narren verkleidet auf die Straße. An dieser Verkleidung konnte man sie jedoch auch sofort erkennen.

Immer wenn ein Kind geboren wurde bekam die Mutter das Wal-Recht und der Vater den Jagdschein für eine Saison (= Freibrief für 9 Monate auf eine Trouba-Tour). Aber nur wenn beide einen EQ von mehr als nichts hatten. Andernfalls durften sie den Film „Peterchens Hinterdenmondfahrt“ besuchen. Der Eintritt war frei!

Die Liebe war natürlich kein Privileg, sondern ein Gesellschaftsspiel, aber nicht wie Monopoly, auch nicht wie Schach und schon gar nicht wie Menschärgeredichnicht. Viel eher wie Canasta ohne Körbchen, mit Fertigmachen durch den weißen Peter. Bingo! Alle teilnehmenden Spieler wurden vorher auf die Verfassung des Abwechslungs-Reiches vereidigt – sie schworen sich zu verlieben und zu „entehren“ – und dann ging es auch schon zur Sache.

Im Abwechslungs-Reich war/ist es dauerhaft schön! Es hat nur einen einzigen Nachteil: es kann nicht wirklich verteidigt werden. Andauernd treten Usurpatoren auf den Plan, die glauben seine Obertanen für andere Sachen als freizeitliche Belange/Unternehmungen einsetzen zu müssen. Dann zerfällt das Reich jedes Mal für kurze Zeit – solange bis sich die Schein-Gescheiterten zu Schein-Scheiterhaufen zusammenfinden um dort so hell zu brennen, daß sich die Schergen der Zwergen, geblendet von ihrer Umnachtung ins Schreckenhaus ihrer zwiespältigen Einfalt zurückziehen, um dortselbst ignoriert zu werden.

Dies geschah und geschieht zwischen Könich Fantasts Lust-Luft-Schlössern, es gedieh/gedeiht bereits in Krippen und Schlappen, die sich erheben werden, um ihn zu besitzen: den Erdkreis derer die guten Willens sind, denn sie sind die Kraft und die Herrlichkeit oder Fraulichkeit und der philosophische Samen wahrer Menschlichkeit, die nicht erst erstunken werden muss

Aller Glaube war/ist Staatsraison – nämlich jedem selbst überlassen. Nichts, aber auch gar nichts, nein, weniger als nichts durfte darauf hinweisen, daß er von Missionarren vertreten wurde, egal in welcher Stellung. Dies gilt und galt im Abwechslungs-Reich als völlig verpönt, sogar als hingeschönt. Deshalb wurden Andersgläubige sofort entlarvt und mit Janusmasken versehen, die sie als „Doppelmoralisten“ brandmarkten. Selbstverständlich konnten/können diese Masken nur von Obertanen als solche erkannt werden. In diesem Fall ist/war es jederzeit legitim zu lachen, respektive auf einen neutralen Denk-Mutter-Boden auszuweichen, der ja bekanntlich allein glücklichfruchtbarmachend ist.

In dem Reich der Reiche durfte/darf also alles getan werden was Freude macht. Alle Länder um das Abwechslungs-Reich herum leben jedoch in ständiger Angst vor der Freude-Macht, denn sie kastriert die Omnipotenz stolzer Kapaune und macht aus den Küken der Ohnmacht gewaltige Unsicherheitsfaktoren für stupide Regelwerke und eingefleischte Quacksalber auf allen Gebieten der Missgunst. Gerade deshalb fand/findet es bleibenden Anklang in den Herzen der Nichtherzlosen, wodurch es sich auch deutlich genug – finde ich – von den Armleuchterstaaten vermessener Nicht-ganz-geheuer-Reiche unterscheidet. Und alle lebten/leben glücklich und zufrieden, jetzt und in der Stunde jener seligmachenden Funde, die Nichteingeweihte nur unter der Bezeichnung „Idee“ (ohne eine solche zu haben) kennen.

So verging die Zeit - und auch wieder nicht, denn Könich Fantasts Abwechslungs-Reich ist zeitlos. Immer wenn ein Narr glaubt er habe es erobert, dann taucht es meistens da wieder auf wo man es am wenigsten vermutet hätte…in der kleinsten Hütte, in der Verbannung, auf den Plätzen und in den Verstecken der Lust, oder ganz einfach abseits der ausgetretenen Pfade, dort wo sich die Füchsinnen und die Hoppelhasen eine gute Nacht bereiten, wo die Sterne auch dann funkeln wenn es Tag ist – kurz gesagt: immer dann (und dort) wo sich die geeignetsten Gärten befinden.


© alf glocker


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