Die Esels wohnen, wie jeder weiß, in Brückenheim, wo sie in alle Bücher ihre Ohren machen. Sie sind aber auch in allen Städten und Dörfern, rechts, links, in der Mitte, in Drüber und Drunter, Bürgermeister, vor allem aber in Wesel, wie man bereits aus den Echos hören kann. Sie sind grundsätzlich störrisch aber liebenswert.

Leiten kann man sie mit allerlei Rüben und was sonst noch so nach Eselsleckerei aussieht, nur nicht mit Aufgaben. Denn ohne ihre Brücken können sie keiner gerecht werden. Sie sind grau wie alle Theorie, oder eine Katze bei Nacht, können jedoch gut sprechen: ein einziges Wort: Iiiiijaaahhaa! Dabei machen sie ungeheuer viel Wind!

Wer jetzt sagt „um nichts“, der täuscht sich gewaltig, denn aus „Iiiijaaahaaa“ kann man wahnsinnig viel machen. Vor allem Wahnsinnige, die keine Eselsbrücken brauchen, haben daraus schon den einen um den anderen Haufen Un-Sinn gebastelt. Warum auch nicht, denn überall wo’s echt drauf ankommt, ist „Iiiiijaaahaa“ oder auch einfach „Ja“ sehr wichtig.

Auch in großen Weltreligionen kommen Esel vor, aber komischerweise nicht als Propheten, sondern nur als deren Reittiere, wobei sie allerdings auch ein Friedenssymbol sind…zwangsläufig, denn wer einen Propheten trägt muss ja ein Friedenssymbol sein. Gegenteilige Behauptungen werden von der Eselsmafia konsequent verfolgt.

Ob die Erfindung des Liedes „Über siiieben Brückcken mussst du geh’n“ aus der Feder eines der überall vorkommenden Esel stammt ist, unter Fachleuten, noch umstritten, da keiner von ihnen in Brückenheim wohnt und keine Gedächtnishilfen benötigt, um vielfach auswendig Gelerntes wiederkäuen zu können.

Esel sind übrigens kein Pferdeersatz – weder beim Denken, noch beim Reiten, obwohl sie nachweislich ebenfalls größere Köpfe als Menschen haben. Und wenn sich ein Esel und ein Pferd „paaren“, dann kommt nicht unbedingt etwas Gescheites, dafür aber etwas vielseitig Verwendbares heraus. Man muss nur vorher viel (Arbeit) reinstecken.

Eigentlich – wenn man‘s ganz genau nimmt – ist der Esel, mit allen seinen Brücken, das größte Liebessymbol der Welt! Kein Esel hat bisher noch, anstatt „Iiiijaaahaaa“, „Nnnneiihein“ gesagt. So weit reicht der Horizont eines Esels einfach nicht – Brücken hin, Brücken her, ein Esel weiß halt gar nicht mehr…

Wer möchte kann nun im Folgenden Test herausfinden, ob er ein Esel ist, der Brücken braucht.

1. Fassen sie sich an die Ohren und finden Sie heraus, ob sie am oberen Ende gebogen sind…
2. Vergleichen Sie ihre Ohren mit den Texten einschlägiger Fachbüchern über Huftiere und versuchen sie zu wiehern…
3. Ermitteln Sie wie oft in der Woche gelbe Rüben auf ihrem Speiseplan stehen – und ob sie ihnen geschmeckt haben…
4. Blicken sie sich um, oder halten sie einen Spiegel über ihren Kopf und ermitteln sie genau, von wem sie gerade geritten werden…

Meine Ratschläge hierzu:

Sollten Sie jetzt undeutliche Übereinstimmungen zwischen ihren Ohren und ihrer Intelligenz entdeckt haben (sind sie, die Ohren z.B. überdimensional), dann sind Sie kein Maultier!

Kein Esel wären Sie, falls Sie sich die auffälligen, charakterlichen Übereinstimmungen zwischen Ihnen und einer Weltreligion nicht erklären können.

Vergleichen Sie ihre Reaktionen auf leere Versprechungen mit Tieren die gelbe Rüben bevorzugen und sie wissen genau wodurch Sie glauben sich vor sich zu haben.

Identifizieren Sie sich niemals, mit der Person, die Sie gerade zu reiten beliebt und versuchen Sie sich auch keinesfalls mit ihr zu identifizieren, sonst sind Sie ein Esel!

Generell gilt: Wenn sie etwas partout nicht merken, respektive sich etwas nicht merken können, dann verschaffen sie sich einen geeigneten Überblick über die Eselsdoktrin, die da besagt “Esel sind vor allem dann beliebt, wenn es sich um Goldesel handelt, die zwar Dukaten ab- oder auswerfen, selbst aber damit nichts anfangen können!“

Aber lassen Sie sich nicht täuschen – nicht alle grauen Tiere sind Esel! Viele von ihnen haben sich nur verkleidet und gehen auch außerhalb des Karnevals, als solche spazieren. Sie wollen einfach nicht erkannt werden, denn als Esel kann man alles erreichen. Bürgermeister werden ist nur eines davon.

Denn: Esel sind heiß begehrt! Überall auf der Welt sind Wahnsinnige auf der Suche nach liebenswerten Sklaven schwerer Verantwortungen, für die sie selbst nicht gradestehen wollen. Hier kommt der Wert eines Eseldaseins voll zum Tragen! Störrisch zwar, aber letztlich eben doch liebenswert, lässt sich der Esel mit allem Bepacken, was bewältigt werden muss. Und, ganz wichtig: Der Esel ist sogar zur Metamorphose fähig: Er kann sich in einen Bock verwandeln…in den unverzichtbaren Sündenbock, wenn die Brücken, wie so oft, nicht gehalten haben. Dann ist die Welt in Ordnung!


© Alf Glocker


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