Eintausend und mehr Goldstückchen

© Alf Glocker

„Hast du denn noch Lust auf ein Kind?“ sagte Vater Maria zu Mutter Josef und das antwortete zuversichtlich: „Ja, aber erst nachdem ich mich habe umoperieren lassen – ich möchte irgendetwas dazwischen werden!“ Josef, scherzhalber von Jesus Immanuel Christine immer „Josenf“ genannt, lachte verführerisch und gab schließlich zu: „Auf Kinder habe ich doch immer Lust, es müssen ja nicht unbedingt die eigenen sein…“.

Ein grüner Engel, der gerade vorbeigeflogen kam, geriet aus dem Flattertakt, verfing sich in einem Spinnernetz und wurde dort sofort verhunagelt, bevor ihn die Päpstin Andromedar der II. exkommunikativierte. Er wusste schließlich worüber da gerade gesprochen wurde, denn er war grundsätzlich zum Wohle des Wohles unterwegs gewesen – es musste ja nicht unbedingt das der Kinder sein…aber wen störte das schon? Dem Trompeten Hummamet bestimmt nicht, der war doch selbst voriges Jahr Macho geworden.

Im ganzen Land breiteten sich gerade, allen Befürchtungen zum Trotzkopf, seltsame Lehren aus, die keiner so recht wahrhaben wollte. Von unschuldigen Göttern war da die Rede, von einer Europa, die von einem Ochsen entführt wurde, der sie im Labyrinth des Brontosaurus verlor, wo sie dann Ariadne-Spaghetti aß und von Hades geschwängert, von der Entbindungsstation direkt auf, gen Himmel verfuhr und es allen heimzahlte…

Denn wieder einmal wollte keiner dafür aufkommen. Hermes nicht, der sich zum Aphroditen entwickelte, Venus nicht, deren Oberfläche einfach viel zu heiß war und deshalb andauernd verschleiert werden musste und auch die Zeusin hatte keine Zeit für solche ernsten Spielchen, da ersie viel zu viel Zeit vor dem Spieglein an der Wand verbrachte, hinter dem ein gläserner Sarg bereit stand um die Welt wach zu küssen. Diese lag in prinz-ipiellem Trägheitsschlummer, aus dem sie auch der Froschkönigin nicht aufwecken konnte, wollte, durfte, oder einfach noch nicht reif dafür war.

Jesus Immanuel Christine verstand überhaupt nichts mehr. Seit dem Kindergarten irrte er irritiert zwischen den Stühlen herum und fragte ob er nun in irgendeiner Wirklichkeit vielleicht Fleisch oder Fisch sein könne…wenn nötig auch beides. Aber auf seine Morgenlatte wollte er keinesfalls verzichten. Schließlich war er ein überzeugter Anhänger der italienischen Höchstkultur und trank seinen Kaffee nach dem Aufstehen nur mit Milch. So bekam er was er verdient hatte und erfreute sich jeden Tag eines affengeilen Erwachens.

„Grunz“, rief er dann erfreut und stieg aus den Kissen, bevor er anfing Plunder zu wirken. Dabei handelte es sich aber nicht um irgendein altes Zeug, sondern um ein vorzügliches Gebäck, bei dem keine Backhefe verwendet wird. Manche schrieben dem sogar eine Heilwirkung zu und er verschenkte es gerne an Mensch und Tier, in der ansprechenden Kreuzform. Josenf wusste das und war sehr stolz auf seinen Sohn, der wahrscheinlich gar nicht sein Sohn war, dafür aber ein ausgezeichneter Bäcker.

Vater Maria hatte sich inzwischen schön hergeschminkt. Er sah aus wie Marylin Monroe mit 99, wenn sie dieses Alter jemals erreicht hätte, hatte aber einen langen dichten Bart mit einzelnen, goldenen Haaren, die irgendwann einmal der Teufel ausreißen wollte. Doch dazu sollte erst später einmal kommen. Vorher gab es noch einiges zu unterlassen! Denn vor dem Jüngsten Gericht hatten sich inzwischen die Obachtslosen versammelt, die für eine Vereinheitlichung der Unterschiede und für eine unterschiedliche Vereinheitlichung, der sich in der Mehrheit befindlichen Minderheiten protestierten, weil gerade nichts besser in Mode war.

„Um Gottes Willen“, skandierten da die Bessernichts-Wisser, zogen sich vor den Fernseher zurück und lauschten den neuesten Abrichtungen aus dem Hundeverein, die nicht ewig leben wollten. Und wieder blieb alles an der heiligen Patchwork-Familie hängen, deren Mitglieder ständig an Zahl zu und an Verstand abnahm, es sei denn sie kamen von woanders her, aber dann waren sie nicht Patchwork, sondern groß. Vater und Mutter sahen sich dort zwar sehr ähnlich, beharrten aber strikt darauf nicht gleich, sondern vielmehr gelichgültig, nein auch nicht, na, dann halt nur stolz zu sein. Das musste reichen – für Jupiter und die ganzen anderen Planeten.

Wenn es denn überhaupt welche gab… Nein, nicht Patchwork-Familien oder Groß, sondern Planeten. Und wenn, dann interessierte das keinen toten Bischof, keinen Hund hinterm Ofen, der noch unbegraben war und auch keine Schmalzlocke aus Hinterverschwindien, wo die Frauen noch Schwänze haben, sondern nur…niemand. Warum? Weil alle gleichen Anderen und ungleichen Gleichgemachten jetzt 5 mal am Tag eine Currywurst aßen, oder was auch immer taten, um im Kleinen und Halben so brav auszusehen als könnten sie kein Abwässerchen klären.


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Eintausend und mehr Goldstückchen"

Re: Eintausend und mehr Goldstückchen

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 06.02.2019 9:17 Uhr

Kommentar: Hallo Alf,
deine Gedichte und Texte sind wie Salz in dieser Standard Suppe. Weiter so (Aber bitte nicht versalzen :-)
Liebe Grüße Wolfgang

Re: Eintausend und mehr Goldstückchen

Autor: Alf Glocker   Datum: 07.02.2019 5:47 Uhr

Kommentar: Haha!
Ich werde mich bemühen!
Danke Dir, Wolfgang!

LG Alf

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