Erwin hat einen Job

© Fotomontage © Willy Rencin

Mein Freund Erwin versteht die Welt nicht mehr!
Warum, das will ich gerne erzählen.
Er hatte in einem großen Friseur und Kosmetiksalon einen Vier-Stunden-Job angenommen. Machte da ein bisschen dies und das, sprang wie ein junges Reh, wenn er gerufen wurde.
Alle waren nett zu ihm; kochte er für sie Kaffee, durfte er eine ganze Tasse umsonst mittrinken.
Die Chefin, nun ja, die mäkelte manchmal an ihm herum: „Er solle auf seine Arbeit schauen; nicht ihren Kundinnen unter die Röcke!“ Und wenn schon; er ist nicht blind oder trägt seine Augen in der Hosentasche!
„Sonst aber Friede, Freude, Eierkuchen, alles was Recht ist“, meinte Erwin zu mir.
Da alle viel zu tun haben, geht es im Geschäft ziemlich ernst zu. Es wird sich natürlich mit den Kundinnen unterhalten, aber selten richtig herzhaft gelacht.
Meinem Freund gefiel dies nicht und da kam ihm die Idee, für Stimmung zu sorgen. Wenigstens einen Moment sollten alle ausgelassen und fröhlich sein.
Er besorgte sich eine große Tafel und beschriftete sie in mühseliger Heimarbeit.
Bevor der Betrieb losging, hatte Erwin die Tafel heimlich an einer für alle sichtbaren Stelle angebracht.
Die Aufschrift war ein kurzes, von ihm selbst verfertigtes witziges Gedicht, woran alle ihren Spaß haben würden – Kundinnen, Personal und Chefin, meinte Erwin; aber Pustekuchen!
Er ist noch am selben Morgen von der Chefin gefeuert worden!


© Text und Design Willy Rencin


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