Chapter 1
Ziel: Leser lernt J. Persönlichkeit kennen, wird aus ihrer Wohnung geworfen, Einführung von Z. welcher sie aufnimmt
Diesen Sommer hatte ich beschlossen, mein neues Leben anzufangen. Es sollte alles super werden bei diesem Neubeginn. Ich hatte mir vorgenommen viel zu verändern. Ich wollte mit Sport anfangen, abnehmen mehr lernen und mehr auf mein Äußeres achten.
Es ist mein 1. Semester, mein erster Tag an einer uni nach meinem Schulabschluss. Es lief ja auch eigentlich zunächst alles perfekt. Ich hatte Glück und schaffte es trotz mittelmäßiger Noten in meinen gewünschten Studiengang. Sogar eine günstige Wohngemeinschaft fand ich übers Internet. Ich hoffte bloß, dass es sich dabei nicht um männliche Mitbewohner handelte. Denn ich kam mit Männern einfach nicht klar, seit jenem Vorfall.
So stehe ich gerade, einen Tag vor meinem Studienbeginn morgens, um 12 Uhr mittags, vor meiner zukünftigen WG und klingele mit Herzklopfen. Ich bin sehr aufgeregt. Da ich nicht so viel besitze habe ich nur einen großen Koffer dabei. Ich bin genügsam und will meiner Mutter nicht zur Last fallen, welche eh schon darauf bestand mein Studium zu bezahlen. Dafür bin ich sehr dankbar.
Beherzt drücke ich die Klingel und lausche. Ich höre jemanden Lachen, bevor auch schon die Tür aufgeht.
Ein Mann steht da. So vielleicht Mitte 20. In seiner freien Hand, welche nicht den Knauf umfasst hält er eine Chipstüte, in seinem Mundwinkel hängt eine Zigarre. Die Situation ist mehr als unangenehm. Das einzige was er trägt ist nämlich seine Boxershorts. Ich werde rot. Er glotzt mich an. Da ich auch keine Ahnung habe wie ich reagieren soll. Ich warte ich drauf, dass er was sagt und das unangenehme schweigen bricht, doch er scheint auch nicht zu wissen, was er sagen soll.
Als ich all meinen Mut zusammennehme und mich vorstellen will, knallt er die Tür auch schon wieder zu. Ich starre die Tür an und bin ehrlich geschockt. Was hat das zu bedeuten?!
Ich höre Stimmen, die aufgeregt zu diskutieren scheinen. Ich beuge mich zur Tür lausche angestrengt. Ich möchte wissen was da drinnen vorgeht. Doch außer Wortfetzen hört man nichts durch.
Da geht die Tür auch schon wieder auf, ebenso abrupt wie sie zugefallen ist.
Diesmal erscheint er aber in Begleitung. Der Typ von vorhin und ein Mädchen mit Piercings, welche recht angeheitert wirkt.
Während er mürrisch mit verschränkten Armen im Hintergrund steht übernimmt sie das Wort, nachdem sie mich von Kopf bis Fuß betrachtet hat: „Na Kleine, was schlägt dich um diese Zeit in eine solche Gegend?“.
Ich bin überrascht. Sie erwarteten mich doch heute vor zwischen 9 und 15 Uhr…
„Eehm…“, ich fange an zu stottern und werde noch röter als ich eh schon bin: „ Ich…Ich bin…“
„jaaa?“
„Eure neue Mitbewohnerin Josephine!!!“
Ich öffne vorsichtig die Augen die ich fest zusammengekniffen hatte.
Die Hand die ich ihr zur Begrüßung entgegenstrecke scheint sie nicht einmal zu realisieren, also lasse ich sie beschämt sinken.
„Maan ey, schrei doch nicht gleich so.“
Sie ist wütend und wendet sich an den Typen mit der Zigarre: „Mason hast du nach einer neuen Mitbewohnerin gesucht? Und dann auch noch nach so einem Kind?!“
Der wirkt überrascht und als es ihm zu dämmern scheint, fasst er sich mit seiner freien Hand gegen die Stirn: „ Doch, doch ich erinnere mich…. aber das war bevor ich dich und Mike hatte…“
Ich starrte ihn an. Wie? Was? Ich hatte doch eine E-Mail vor 2 Monaten bekommen in der er schrieb, dass alles soweit klar sei…und ich kommen könne.
Sie wendete sich wieder zu mir: „Weißt du die Sache ist schon erledigt. Und mal ganz abgesehen davon…so wie du aussiehst passt du eh nicht zu uns…“, mit diesen Worten wendete sie sich ab und wollte die Tür zu machen.
„Aaaber, wo soll ich denn jetzt hin?“, stotterte ich hilflos. Ich war nahe dran loszuheulen: „Morgen ist doch mein erster Tag an meiner Uni…“
„Tja…“, sagte sie bevor sie die Tür zuknallte: „Willkommen in der Realität, Süße!“
Ich wollte mich gerade heulend abwenden, da öffnete sie sich erneut und der Typ erschien und kratzte sich bedauernd am Kopf: „Tut mir echt leid. Ich hätte Bescheid sagen müssen, dass es doch nicht geht…Sorry.“
Verzweifelt wandte ich mich ab, packte meinen Koffer und rollte die Straße entlang. Ich hatte Angst, was sollte ich tun? Mir rannen Tränen aus den Augen. Meine Knie zitterten. Ich konnte nicht mehr weiterlaufen und hockte mich an den Straßenrand. Es war mir egal ob alle Leute schauten, ich wusste einfach nicht mehr weiter. Was nun? Sollte ich meine Mutter anrufen? Aber was konnte die schon machen. Es gab doch nicht mal einen Wohnvertrag oder etwas dergleichen, was irgendwer bereits unterschrieben hatte. Ich hatte also nicht einmal irgendwelche rechtsgültigen Beweise um diesen Typen anzuklagen.
Ich vergrub mein Gesicht in meinen Armen. Ich wäre am liebsten verschwunden.
„Hey, du. Alles Ok?“, ich blickte auf und sah direkt in zwei meerblaue Augen. Er war mir so nah, dass sich in seinen Augen mein überraschtes Gesicht spiegelte. Erst starrte ich weiter, dann als der Sprecher sich vor mich hinkniete und seine Hände auf meine angezogenen Knie legte, löste sich meine Starre. Ich zuckte zurück und viel rücklings in das Blumenbeet hinter mir.
Da lag ich nun röter als die Tulpen um mich herum. Er lachte.
Groß war er. Seine blauen Augen waren umgeben von wuscheligen, goldenen Locken, die ihm ins Gesicht fielen. Unter ihnen saß sein breites anziehendes Lächeln. Wenn er nicht männlich gewesen wäre, wäre ich mir sicher gewesen er sei ein Gott oder ein Engel.
Er stand auf und beugte sich über mich und bohrte mir seinen Zeigefinger ziemlich unsanft in die Stirn, was mich schlagartig in die Realität zurückholte: „Au!“
„Na also. Anscheinend kannst immerhin Töne von dir geben.“
Ich wurde sauer. So kannte ich mich eigentlich ja gar nicht. Aber der Typ hatte etwas an sich was mich rasend machte: „Was soll denn das heißen?!“
„Oh sogar reden. Ui, aber gleich so unfreundlich zu einem hilfsbereiten jungen Mann wie mir sein? Gehört sich das?“, fragte er mich immer noch belustigt.
War der frech! Was dachte der eigentlich wer er war?!
Empört schlug ich die Hand weg, die er mir anbot um aufzustehen. Ich richtete mich auf und klopfte die Erde von meiner Hose. Das Beet zumindest war hin…die armen Tulpen und alles wegen diesem Typen! So packte ich meinen Koffer am Griff und wollte ihn ignorieren und weitergehen um von ihm möglichst weit weg zu kommen. Wohin wusste ich zwar nicht, aber diese Option kam mir besser vor, als die Anwesenheit des als Gott getarnten Teufels zu ertragen!
Doch wohin sollte ich gehen? Die Verzweiflung von vor ein paar Minuten überkam mich erneut.
„Du bist Studentin oder?“
Ich drehte mich um. Er stand immer noch hinter mir. Woher wusste er das?
„Diese Stadt hat nur eine Uni und so einen großen Koffer wie den schleppt man wohl kaum mit sich einfach so rum.“, er grinste wieder.
Oh hatte ich das vorhin laut gesagt? Schien so…
Zwar war ich immer noch sauer, aber die Verzweiflung keine Bleibe zu haben war größer. Er schien Student zu sein, denn viel älter als sie sah er nicht aus, auch wenn er um einiges größer war…
Die Tatsache dass ich vorhin meine Bleibe losgeworden war und nicht wusste wohin schoss mir wieder ins Gedächnis und ich sackte erschöpft zusammen. Ich wusste nicht mehr weiter…:“Ja.“, seufzte ich.
„Bingo.“ Er kicherte. „Also was ist los?“
Ich war überrascht. Woher wusste er das bloß? Wie konnte ein solcher Bastard auch noch ein so gutes Einfühlvermögen haben für andere Leute?!
„Woher…?“
„Jede holde weinende Dame am Wegesrand wartet doch auf einen Ritter in goldener Rüstung.“, sagte er amüsiert über mein Erstaunen.
Waah! Der regte mich so dermaßen auf!!!
„Schon gut, ich brauch deine Hilfe nicht du arsch.“, ich drehte mich um.
„Schon gut, tschuldige. Ich wollte nur helfen wenn ich kann.“
Überrascht drehte ich mich um. War das grade wirklich eine Entschuldigung gewesen? Tat es ihm echt leid?
Ich glaube, wenn ich Hilfe nicht so dringend gebraucht hätte, hätte ich mich niemals getraut, auch nur annäherndes zu sagen. Aber vielleicht lag es auch an seiner Art. Jedenfalls tat ich es wirklich und war wiedermal von mir selbst überrascht. Ich erzählte ihm was geschehen war. Was hatte ich schon zu verlieren.
Er verschränkte seine Arme dachte nach. „Mmmh“.
„Ah ich hab´s Süße! Du kommst mit zu mir bis du was gefunden hast.“ Ich starrte ich an. Was?! Ganz sicher nicht.
Er sah meinen Blick und lachte: „Keine Sorge ich werde dich schon nicht vergewaltigen oder so.“
Ich wurde rot. „Schon klar…aba…“
„Du entschiedest“
Ich dachte nach, aber letztendlich hatte ich keine Wahl als das Angebot anzunehmen bei ihm zu bleiben eine Weile lang. Dieser Junge brachte mich echt dazu Sachen zu tun, die ich normalerweise nie tun würde.
Ich seufzte ergeben: „Ok bis ich was anderes gefunden hab“
Ich streckte ihm die Hand entgegen zur Besiegelung unserer Abmachung. Er grinste nahm meine Hand und küsste sie.
„Alles klar, prinzessin.“
Oh gott, was hatte ich mir da bloß eingebrockt?

Chapter 2
Ziel: Leser lernt Z. und J. besser kennen, Einführung von C.
Nun bin ich also wirklich mit ihm mit. Ich glaube meine Mutter wäre entsetzt darüber wie einfach ich mit einem Fremden und auch noch einem Mann mitgegangen war.
Doch für einen Rückzieher war es nun zu spät. Inzwischen saßen wir in der S-Bahn. Bzw. ich saß, er stand vor mir und hielt meinen Koffer fest, damit dieser nicht umfiel.
Ja, er hatte mir angeboten den Koffer zu ziehen. Bzw. hatte ihn an sich genommen ohne mich zu fragen. Aber ich denke, dass das seine Art war, mir anzubieten meinen Koffer zu schleppen. Und da ich ihn eh schon den ganzen Morgen hinter mir herzog, hatte ich auch nichts gegen diese Gegebenheit. Ich glaube eigentlich wäre er ja auch ganz nett und so, wenn er nicht so gottverdammt nervig und arrogant wäre. Ich seufzte. Er lächelte mich an.
Da schon wieder! Was sollte dieses Lächeln?!
Ich wendete mich ab um seinem Blick zu entgehen und sah mich in der S-Bahn um und bereute dies zugleich. Ich wusste echt nicht was ich von dieser Stadt halten sollte. Aber irgendwie schien mir keiner, auch kein weibliches Wesen heute wohlgesonnen. Das zumindest sagten mir ihre abschätzigen Blicke mit denen sie mich musterten.
Herrje…hätte ich doch auf meine Mutter hören sollen und auf dem Lande bleiben sollen um unsere Farm übernehmen, anstatt studieren zu gehen?...
„Wir müssen hier raus.“, riss mich des Teufels Stimme aus meinen Gedanken.
„o-ok“, sagte ich und beeilte mich aufzustehen und hinter dem Teufel zum Ausstieg hinterher zu laufen.
Dieses Viertel der Stadt, die echt ganz unterschiedliche Gesichter zu haben schien, war ganz anders als jenes in welchem wir in die S-Bahn gestiegen waren. Die Apartments sahen größtenteils sehr chic aus. Weit und breit keine abgetragenen Backsteinwände, Bettler oder Graffiti. Die Straßen waren sauber und die Menschen in diesem Viertel sahen alle gepflegt und wohlhabend aus. Ich staunte und er lachte wiedermal über mich, als er mein Erstaunen sah.
Wenn der Teufel wirklich in einem dieser ganzen Apartments wohnte, musste er oder sein Mitbewohner, falls er einen hatte, ziemlich reiche Eltern haben. Anders konnte ich mir das Ganze nicht erklären.
Er zeigte in die Straße zu unserer rechten: „ Apartment 3/2. Gleich hier um die Ecke. Zur Uni brauchst du mit der S-Bahn von hier aus 10 Minuten.“
Er packte den Koffer und rollte den Weg entlang. Ich lief hinterher.
Und so standen ich und der Teufel wenig später vor seinem Apartment.
„Hier wohn ich. Im 4. Stock dieses kleinen Türmchens.“, sagte er lächelnd.
Er packte meine Hand und zog mich auf der einen Seite, auf der anderen meinen Koffer mit sich mit. Auch der Eingangsbereich des Apartments war nicht weniger imposant als dessen äußere Erscheinung.
Wir stiegen in den Aufzug und die Frau, welche mit uns einstieg, musterte mich bitterböse. Doch den Teufel schien das nicht mal ansatzweise zu interessieren. Ich jedoch wusste nicht ob ich vor Scham im Erdboden versinken sollte oder schreiend davonrennen sollte.
Unser gesamtes Erscheinungsbild wirkte wie das eines Pärchens. Ich wollte nicht, dass andere so etwas von mir dachten. Und dachte nur: Neeeiiin…, das ist ein Missverständnis…das gerade war wirklich eine skurrile Situation.
„Pling.“
4.Stock. Die Türen gingen auf und er zog mich den Flur entlang zu den Zimmer Nummer 2, bevor er dann anfing nach seinem Schlüssel zu kramen.
Ich zupfte ihn an seinem Top. „Was?“, fragte er, klick, ging die Tür auf.
Ich schaute auf den Boden. „Wie heißt du eigentlich?“, fragte ich.
Er lachte wiedermal. „Zane. Willkommen in meinem kleinen Reich.“, sagte er und bot mir den Eintritt vor ihm an: „Ladys first, please.“
So kam es also, dass ich das erste Mal Teufel Z‘s Wohnung betrat.
Zu meiner Überraschung sah diese fast unberührt aus, bis auf die Spielekonsole auf dem Boden. In der Mitte stand eine Couch, gegenüber hing ein Flachbildfernseher. Rechts waren zwei Türen und eine offene Küche mit Barhockern lag auf der gegenüberliegenden Seite. Doch auch diese schien zu meiner Verblüffung nahezu unberührt. Die ganze Einrichtung war in silbrigen und schwarzen Tönen gehalten und sah sehr cool aus. Er passte wirklich gut hier rein.
„Boah, müffelts hier! Das kommt davon, wenn man keine Putzfrau hat die morgens durchlüftet!“, beschwerte er sich und fächerte mit seiner Hand vor sich rum, bevor er zu den bodenlangen Fenstern eilte und diese aufriss und sich über das Metallgeländer vor ihnen beugte um nach frischer Luft zu japsen.
Ich musste grinsen zu meiner Überraschung. Er kann ja anscheinend auch mal lustig sein anstatt andere zu nerven… Ich betrachte ihn und konnte leider immer noch nicht leugnen wie gut er aussah und ich ihn eigentlich sympathisch fand. Das ärgerte mich.
„Tja, Ich bin nun mal unwiderstehlich. Keine Frau kann ihre Blicke von mir nehmen“, sagt er nach hinten zu mir gewandt.
„Nei... Nein! Überhaupt nicht!“, stottere ich und werde wiedermal knallrot. Hat er etwa bemerkt wie ich ihn angestarrt habe vorhin?
Er grinst einfach nur und öffnet eine der beiden Türen rechts: „Das ist mein „Gästezimmer“ sozusagen. Mach‘s dir bequem und richte dich ein. Ich im Bad, falls was sein sollte.“
Mit diesen Worten war er auch schon verschwand dann durch die zweite.
Also griff ich beherzt den Koffer und öffnete die Tür des Zimmers. In der Mitte stand ein großes Doppelbett mit teurerem Satinbezug und an der Wand stand ein offener Schrank. Auf dem Boden lagen überall verstreut Klamotten rum.
War das etwa sein Zimmer? Langsam dämmerte es mir, dass seine „Gäste“, wahrscheinlich allesamt Frauen hier mit ihm eine lange Nacht verbrachten. Ich wurde hochrot: „ZANE!!!“ Dieser Lüstling! Es dauerte nur wenige Sekunden und Zane stürmte klatschnass mit nur einem Handtuch um die Hüften durch die Tür. Er blickte mich völlig unschuldig an und fragte: „Was ist denn? Ich dachte du stirbst gleich.“
„Ich schlaf garantiert nicht mit dir in diesem Bett! Hast du mich etwa deshalb bei dir aufgenommen?!“
Er blickte so überrascht und erstaunt über meine Reaktion drein, als hätte ich gerade gesagt es fiel ein Stern vom Himmel durchs Fenster am helllichten Tag. Dann fing er an zu lachen und schien sich schier nicht mehr zu kriegen.
„Was ist daran so lustig?!“, fragte ich entrüstet.
„Wart mal. Du hast gedacht ich will mit dir schlafen?“, fragte er mit Lachtränen in den Augen. „Was hast du denn für Phantasien? Keine Sorge du bist eh nicht mein Typ.“
Oh, Gott! Was hatte ich mir da nur zusammenphantasiert?? Wie peinlich! Ich war so rot, wie eine Tomate und kochte vor Scham wiedermal über. Ich starrte ihn an, unfähig was zu entgegnen.
„Also wenn‘s sonst nichts ist, ich muss duschen, Kleine.“, sagte er kichernd und warf mir eine Kusshand zu bevor er durch die Tür aus meinem Blickfeld schwand.
Zane! Mann ey. Ich kickte wütend einige seiner Kleidungsteile zur Seite. Dann setzte ich mich seufzend im Schneidersitz auf den Boden. Er war ja nicht mal schuldig, sondern hatte nur helfen wollen. Ich wusste echt nicht was mit mir los war seit ich ihn kennengelernt hatte. So kannte ich mich gar nicht.
„Cassie!“ Ich hatte doch versprochen sie anzurufen, wenn ich wieder da war. Ich kramte mein Handy raus und wählte ihre Nummer, die vermutlich die einzige war, die ich mit der meiner Mum anrief. Ich hatte nicht so viele Freunde. Cassie war…besonders für mich. Ich weiß noch wie ich sie damals in der sechsten Klasse kennenlernte als ich auf eine weiterführende Schule wie alle anderen auch wechseln musste.
Es war ein regnerischer Tag. Meine Mutter hatte mir Zöpfe geflochten, die sie mit einem roten Band zusammengebunden hatte. Ich trug ein blaues Kleid mit einem Ankerkreuz vorne und einem weißen Kragen.
Ich hatte mir fest vorgenommen, dass dieses Jahr, alles anders werden würde. Ich würde viele Freunde versuchen zu finden und offener sein.
Doch es kam alles ganz anders. Ich fand keine einzigen, weil ich viel zu schüchtern war und bekam schnell zu spüren, dass in den weiterführenden Schulen eine klare Hierarchie herrschte. Wer zu den coolen, gehörte gab den Ton an. Alle anderen mussten sich mit der Rolle, welche ihnen zugeteilt wurde revanchieren. Ich war ein Außenseiter und wurde ständig gehänselt als „Unglücksbringer“, weil ich nie lächelte und keine Freunde hatte.
Irgendwann mal könnte man fast sagen akzeptierte ich dies. Das war eine grausame Zeit. Meine Mutter bekam davon nichts mit und ich konnte es ihr einfach nicht erzählen und sie wohlmöglich unglücklich machen.
In der sechsten Klasse dann lernte ich dann Cassie kennen, welche in meine Schule wechselte und in meiner Klasse landete, da ihre Eltern umgezogen waren. Sie war anders als die anderen. Sie lächelte jeden mit einem so herzlichen Lächeln an, war nett, höflich und bot Hilfesuchenden ihre Hilfe an. Ich hatte fast das Gefühl als umgebe sie eine Art Aura und war sofort von ihr fasziniert. Doch um sie anzusprechen fehlte mir der Mut.
So war es eine glückliche Fügung des Schicksals als der Lehrer sie bat mir die Lehrblätter aus dem Unterricht zu bringen, als ich krank war. Ich war todkrank und lag triefend vor Rotze mit Bauchschmerzen im Bett umgeben von einem Berg mit vollgerotzten Taschentüchern. Meine Mom machte auf und ich horchte auf als ich die Stimme eines Mädchens hörte. Wer um alles in der Welt war das? Dann hörte ich auch schon wie jemand die Stufen hochhüpfte und an meiner Tür klopfte. Bevor ich ein „Ja“ rausbringen konnte, platzte sie auch schon herein. Ich dachte damals das das was gerade geschah eine durch Fieber verursachte Halluzination war.
„Boah, du siehst aber krank aus!“, rief sie und war mit einem Satz an meinem Bett. Ich starrte sie einfach nur mit runden Augen an und brachte kein Wort raus. Sie lächelte ihr magisches Lächeln und plapperte darüber was wir alles in der Schule gemacht hatten. Doch ich hörte gar nicht zu.
Ich fragte: „Bist du echt?“. Sie verstummte und ich hatte Angst, dass ich alles kaputt gemacht hatte und sie mich auslachen würde.
„Was?“, fragte sie verblüfft und starrte mich an. Ich starrte zurück. So starrten wir beide uns einige Minuten an, bevor sie merkte, dass ich das ernst gemeint hatte und fing so sehr an zu lachen, dass ihr die Tränen kamen. Da ich damals nicht wusste, dass das Freudentränen waren, fragte ich erschrocken: „Alles ok?“.
„Ja. Es ist nur du bist so lustig!“, kicherte sie und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. Sie fand mich lustig? Ich war irgendwie geschockt. Das war erste Mal, dass mich jemand lustig fand. „Echt?“, vergewisserte ich mich, dass sie das ernst gemeint hatte.
„Natürlich. Was sonst?“
„Du findest mich nicht merkwürdig oder gruselig?“
„Hä?“, sie schien ernsthaft verwirrt. „Warum? Sollte ich das? Bist du ein Ungeheuer oder so?“
Ich glaube in diesem Moment pflanzte sich etwas von ihr in mein Herz und es war als hätte sie eine Mauer gebrochen.
Seit jenem Moment war sie stets an meiner Seite gewesen, egal was irgendwer zu ihr gesagt hatte, trotz ihrer steigenden Beliebtheit. Inzwischen war sie ein fester Teil von ihr. Sie war die einzige Person mit der ich je normal reden konnte außer meiner Mutter.
Zane war nun merkwürdigerweise der Zweite in dieser Reihe, fiel mir staunend auf.
„Ja? Wer ist denn da?“, hörte ich Cassies Stimme am anderen Ende.
„Ich bin’s. Jo“
„Jo? Endlich rufst du an! Erzähl schon? Wie ist dein neues Heim so? Die Stadt? Deine Mitbewohner? Erzähl mir ALLES!!! Und wag es ja nicht mir was zu verschweigen!“
Ich lächle. Typisch Cassie. Als wäre ich zum Iglu bauen in die Arktis gegangen. Aber diesmal habe ich wirklich etwas fast genauso spektakuläres zu berichten.
„Du glaubst ja echt nicht was mir alles passiert ist, seit ich hier bin. Ich bin aus dem Studentenwohnheim geschmissen worden! Und dann hat mich jemand Fremdes von der Straße aufgenommen. Ich sitze grade in seinem Schlafzimmer.“
„WAAAS?! Dein Ernst? DU? Machst sowas? Ein Fremder? Warte mal etwa ein TYP? Du sagtest SEIN Schlafzimmer!“
„Ja, man könnte sagen mir blieb keine andere Wahl nachdem die mich rausgeschmissen haben. Aber ich bin immer noch total überrascht von mir selbst…und ja es ist ein Typ, aber es ist nicht so wie du denkst. Du kennst mich doch.“
„OMG, das ist ja wie in einer Soap!“, sie kichert: „Naja, wer weiß vielleicht entwickelt sich da ja noch was…“
Ich kann ihr meterbreites Grinsen fast schon durch die Leitung hören. Ich bin verärgert.
„Nein! Garantiert nicht! Der Typ ist ein vollkommener Idiot und außerdem extrem nervig! Und hässlich ist er außerdem auch!“
Sie lacht.
„Weißt du ich höre dich gerade das erste Mal so von Jemandem reden. Weiß du was ich glaub? Was liebt neckt sich. Egal wie sehr du es leugnest.“
Ich werde rot: „Gar nicht!“
Sie lacht wiedermal.
„Du ich muss jetzt auflegen, bei uns gibt’s jetzt gleich Abend.“
Ich bin enttäuscht. Ich hätte gerne noch weiter telefoniert.
„Schade. Aber ok, dann reden wir später weiter.“
„Ja unbedingt. Vermiss dich jetzt schon. Tschüüüs, schlaf schön Süße.“
„Ja ich auch…Tschüs und auch gute Nacht. Grüß noch deine Eltern von mir, ja?“
„Ok wird erledigt.“, mit diesen Worten legt sie auf.
Ratlos, sehe ich mich um. Soll ich also wirklich in seinem Bett schlafen?
Ich beschließe ihn zu suchen: „Zane?“
Er liegt auf der Couch und scheint eingeschlafen zu sein. In seiner Hand ist noch die Fernbedienung, der Fernseher läuft. Wetternachrichten. Was soll ich tun. Ich beschließe den Fernseher auszumachen und ihn zuzudecken. Wie friedlich er doch schläft. Ich lächle.
Mein Blick fällt auf die Uhr an der Wand. Es ist halb elf.
Ich glaub ich sollte so langsam auch schlafen gehen sonst wird das nichts mit Frühaufstehen morgen wegen der Uni. Ob ich überhaupt schlafen kann? Ich bin total aufgeregt.
Hier in dieser Stadt kennt mich niemand . Darüber bin ich froh den ich möchte meine Vergangenheit weit hinter mir lassen.
Chapter 3
Ziel: Leser lernt M. kennen und beobachtet die Beziehung zw. T. und M. und auch J. in ihrer Umgebung.
Mein Wecker klingelt, automatisch streckte ich mich nach rechts aus wo der Wecker seinen Stammplatz auf meinem Nachttisch mit Ehre schmückt und falle aus dem Bett: „Aaah. Fuck that shit.“, ich seufze.
Rolle ein Stück weiter und stemme mich langsam auf. Verwirrt sehe ich mich um: „Hä?“
„Oh..“, ernüchtert setzte ich mich wieder auf das Bett als mir einfällt wo ich bin.
Ob er schon wach ist? Ich beschließe ins Wohnzimmer zu gehen. Er schläft noch. Also gehe ich in die Küche. Ich hab nen riesen Kohldampf. Ich öffne den Kühlschrank. Gähnende Leere ist das einzige was der Kühlschrank für mich bereit hält…“Na super.“
„Sry hatte keinen Besuch erwartet.“, erklingt Teufels verschlafene Stimme hinter mir. Wann ist der denn aufgestanden? Er ist mir so nah dass ich seinen Atem direkt an meinem Ohr wahrnehme. Ich erstarre, mein Herz rast. Dann tritt er neben mich und ich ertappe mich wie ich das schade finde. Ich werde rot. Er macht den Kühlschrank zu: “Wir wollen doch nicht unnötig Strom verschwenden nicht?“, er grinst.
Ich werde nun endgültig zu einer Tomate, zumindest so farblich was mein Gesicht angeht. Ob er wusste was er für einen Effekt auf mich hatte?
„Wann hast du Uni?“, fragt er. Ich schaue auf die Uhr. 7 Uhr. „Um 8.“
„ Dann solltest du dich langsam fertig machen, außer du willst nur in dem Hemd zur Uni. Auch wenn ich sagen muss dass es schon sexy aussieht.“, er zwinkert.
O gott, der machte mich ganz fertig. „Jaja.“, sage ich und drehe mich um, damit er nicht mein Gesicht sehen kann, wie ich so dümmlich vor mich hin grinse.
Ich spüre seinen Blick in meinem Nacken und weiß genau dass er mir hinterher sieht wie ich zurück ins Schlafzimmer stakse um mich umzuziehen.
„Wir können uns unterwegs was holen, wenn du magst. Der Bäcker um die Ecke ist ganz nice und nicht so teuer.“
„Ja passt“, meine ich und drehe mich noch kurz im Türrahmen nach ihm um. Er steht an dem Türbogen zur Küche gelehnt und lächelt.
Ich stutze. „Warte mal du hast auch ne Vorlesung dann um 8?“
„Ja leider.“, er seufzt.
„Mmh ok“ und ich hatte mich schon gewundert. „Dann geh ich mich mal umziehen“, sage ich und verschwinde aus seinem Blickfeld.
Er nickt. “Beeil dich aber.“
Ich war schon immer ein richtiges Mädchen gewesen. Zumindest so vom äußeren her. Ich hatte schwarze Haare die mir bis zur Hüfte reichten und trug oft genug Rüschenkleider oder so. Ich weiß nicht aber in solchen Sachen fühlte ich mich einfach wohl.
Also griff ich auch heute zu meinem Lieblingskleid. Weiß mit Rüschen, also typisch ich. Meine Haare flocht ich zu einem langen seitlichen Zopf. Zeit zum Schminken hatte ich nicht. Ich stopfte mein Zeug für den heutigen Tag in meinen Rucksack, griff mir noch meine Jacke und lief zur Haustür um meine Schuhe anzuziehen. Er wartete bereits.
„S-Bahn“, fragte ich.
„Ja.“
Ob er wohl ein Auto hatte?
Also liefen wir den Weg den wir gestern Abend entlang gekommen waren zurück zu der s-bahn Station.


© Kolibri


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Kommentare zu "Storyboard"

Re: Storyboard

Autor: Kolibri   Datum: 15.07.2017 2:35 Uhr

Kommentar: wäre schön wenn ich ein paar meinungen dazu bekommen könnte. Überlege nämlich die geschichte weiterzuschreiben, bin mir aber nicht sicher ob sie gut/interessant genug ist für Leser. :))

Re: Storyboard

Autor: wanderer   Datum: 22.08.2017 9:43 Uhr

Kommentar: Ich möchte wissen wie es weiter geht :)
LG,
Wanderer

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