„Man sagt mir nach, ich hätte mehr Glück als Verstand, aber das ist nicht grade ein Kompliment, denn ich habe noch nie irgendetwas gewonnen…“, sagte mir kürzlich ein sehr guter Mensch ins Ohr, und er ergänzte: „Aber ich habe gehört, daß es auch Leute geben soll, die ungeheuer viel Glück in der Liebe haben“.

Ich konnte mir mal wieder nichts unter dem vorstellen was mir ein anderer sagt und so schaute ich nur belämmert aus der Wäsche. Der gute Mensch lachte, als er mich schauen sah und er erkannte offensichtlich, daß ich hier, wo es gar keine guten Menschen gab, fremd war.

Da kam uns einer mit einem Transparent entgegen – es war sehr transparent…man konnte sofort sehen was dahinter steckte…es war der Leibhaftige! Der verbirgt sich ja neuerdings überall, sogar in den Phrasen in Rundfunk und Fernsehen.

Der Träger des transparenten Transparents kam direkt auf uns zu, nein, er kam nur auf mich zu, denn der gute Mensch war ihm bereits vorausgegangen: er eilte gehorsam! Dann baute er sich und seine transparente Botschaft vor mir aus und skandierte:

„Ich bin ein Freund des Unwägbaren, deshalb habe ich mich einer bewegungslosen Bewegung angeschlossen, wo weiter nichts passiert, als daß Schlaftabletten verabreicht werden…sie möchten jetzt bitte auch eine!“ Dann starrte er mich an… Das war sehr freundlich?

Ich erstarrte, während er starrte, worauf er wieder zurückstarrte – bewegungslos, wie die Bewegung, der er sich angeschlossen hatte. Ich bedankte mich mit einem „Nein“, musste aber gleich darauf erfahren, daß es unter guten Menschen kein Nein gäbe, auch wenn es hier gar keine guten Menschen gibt.

Ich rückte ein wenig von mir ab und versuchte zu rochieren, um mich aus der moralischen Schusslinie zu schachern, aber ich hatte die schwarzen Steine und der König bewegte sich nicht, weil er keine Lust dazu hatte sich zu bewegen, was mich wiederum an die bewegungsunfähige Bewegung erinnerte, deren Schlaftabletten ich schlucken sollte.

Ob ich mehr Verstand als Glück oder mehr Glück als Verstand habe, kann ich nicht beurteilen, da ich keinem Test vertraue, den ich nicht überprüfen kann, denn gewonnen habe ich auch noch nie etwas. Meinen „Verstand“ habe ich einmal, in ganz jungen Jahren „testen“ lassen.

Damals kam man auf ein unglaubliches Ergebnis – also fragte ich mich ob ich hohes Fieber hätte, oder warum es unmöglich sein musste, daß die Tester noch dümmer waren als ich. Das konnte nicht sein, denn dann ginge die Welt unter… So sehr vertraue ich mir nun auch wieder nicht!

Mir bleibt also nichts anderes übrig, als Glück in der Liebe zu haben. Wenn ich richtig gezählt habe, dann hätte ich heute 6 Kinder von 6 Frauen, eine Menge Sex also gehabt – nachdem ich aber wirklich keine Lust auf Risiken habe, dazu nicht ausreichend Verstand oder Glück, bin ich einfach ängstlich geblieben und sterbe somit aus!


© alf glocker


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Kommentare zu "Die konsequente Haltungslosigkeit"

Re: Die konsequente Haltungslosigkeit

Autor: Alf Glocker   Datum: 11.07.2017 7:32 Uhr

Kommentar: Ich danke Dir und fühle mich gut dabei...
LG Alf

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