So viele Beispiele es ferner von der List der Thiere gibt, will ich doch mit Uebergehung der Füchse und Wölfe und der Kunstgriffe der Kraniche und Krähen, die allgemein bekannt sind, mich nur auf das Zeugniß des Thales, des ältesten unter den Weisen, berufen, der sich nicht geringe Bewunderung durch Ueberlistung eines Maulesels erworben haben soll. Eines der Maulthiere die mit Salz beladen waren war zufällig in einem Flusse ausgeglitscht und gefallen, und fühlte sich beim Ausstehen leichter, weil das Salz sich aufgelöst hatte. Das Thier begriff die Ursache und merkte sichs. So oft es nun wieder durch einen Fluß gehen mußte ließ es sich absichtlich nieder und legte sich nach einander auf beide Seiten, um die Gefäße recht einzutauchen. Als Thales dies hörte rieth er die Gefäße mit Wolle und Schwämmen anstatt mit Salz zu füllen, sie dem Thiere aufzuladen und es fortzutreiben. Da es nun nach seiner Gewohnheit that, füllte sich die Last mit Wasser, und es begriff daß seine List ihm schlecht bekomme. Von da an schritt es so vorsichtig und behutsam durch den Fluß daß die Ladung auch nicht gegen seinen Willen das Wasser berühren konnte.


© Plutarch


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Quelle: Ueber den Verstand der Land- und Wasserthiere [in: Moralische Schriften, [1860], S. 2871f.]

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