Das ist eine Frage, die sich schon viele Kinder, aber auch viele recht belesene Leute gestellt haben.

Vorab können wir ruhig sagen, dass es wahrscheinlich kein Apfel war, in den Eva damals gebissen hatte. Einige meinen sogar, dass das Ganze ohnehin nur symbolisch gemeint ist, und Eva generell in keine Frucht biss, sondern einfach die Regeln, die Gott den ersten Menschen auferlegte, nicht halten wollte. Andere wiederum behaupten bis heute, es hätte sich nicht um Obst, sondern um eine Art Pilz gehandelt, der gleich einer synthetisch hergestellten Droge, psychedelisch und bewusstseinserweiternd gewirkt haben soll. Und es gibt sogar immer wieder besonders Schlaue, die behaupten, das unseren Augen entschwundene Paradies, in dem einst die ersten Menschen wohnten, könnte das im Wasser versunkene und sagenumwobene Land Atlantis sein …

Also nun schön der Reihe nach:

Wenn es sich um eine Frucht gehandelt hat, so käme in erster Linie in der Tat eine Feige in Frage, denn Feigenbäume hatte es zu jener Zeit dort, wo das Paradies vermutet wurde, in großer Menge gegeben. Äpfelbäume gab es jedoch überhaupt nicht. Laut Wikipedia wurden diese erst vor 10 000 Jahren in Kleinasien entdeckt. Die Äpfel, die wir heute kennen, haben mit diesem damaligen „Holzapfel“ auch wenig zu tun, so dass wir – abgesehen von dem großen Zeitensprung – auch so fast sicher sein können, dass Eva in diesen bestimmt nicht freiwillig gebissen hätte. Für eine Feige spricht auch, dass Adam und Eva nach dem Sündenfall versuchten, sich mit Feigenblättern zu bedecken, um so ihre neu gewonnene Blöße vor Gott zu verstecken.

Doch vielleicht war das Ganze wirklich nur symbolisch gemeint? Auch Adam und Eva machten verschiedene Entwicklungsschritte durch. Sie schienen sich irgendwann zu langweilen. Ähnlich wie heutzutage die Jugendlichen, die sich in der Pubertät befinden, beginnen, mit Ihrem Elternhaus und mit ihrem Leben in der Ihnen auferlegten Gesellschaft zu hadern, trumpften auch Adam und Eva plötzlich auf und rebellierten nachhaltig gegen Gott. Um erwachsen werden zu können, mussten Adam und Eva fortan eigene und vor allem neue Wege gehen. Aber warum wird Eva vorgeschoben? Wo es doch in der Bibel ausdrücklich heißt: „Dies ist dein Weib. Sie soll dir untertan sein?“

Ich persönlich denke, dass Eva ganz einfach symbolisieren soll, dass Adam sich emotional von Gott abnabelt und sich so ausdrücklich für ein Leben mit seiner Artgenossin entscheidet. Denn Gott hat den ersten Menschen Adam zwar nach seinem Bild erschaffen (was ja auch vieles heißen kann …) aber Adam war nicht wie Gott. Er war ein Mensch. Er musste lernen, sich an anderen Mensch zu orientieren, mit diesen zu leben, er musste lernen, Fehler zu machen, um so etwas Neues, ganz Eigenes schaffen zu können.

Wenn es sich jedoch um bewusstseinserweiternde Drogen gehandelt hat, wird schnell klar, warum die Schlange erwähnt wird, die ja stellvertretend für den Verführer, für Satan stehen soll. Menschen, die bewusstseinserweiternde Drogen genommen haben, sind durchaus in der Lage, sich auf die Seinsebene anderer Lebewesen oder Gegenstände einzulassen. Der Guru, der sich stundenlang mit seinem Fahrrad oder mit der Spinne an der Wand unterhält … Wer hat diese Geschichte noch nicht gehört?

Und was den letzten Punkt betrifft: Was hat das Paradies denn überhaupt mit dem sagenumwobenen versunkenen Land Atlantis zu tun? Wird dort nicht von einem ganzen, hoch entwickelten Volk gesprochen? Von florierender Wirtschaft? Von geheimer Macht und Heilkraft? Hat Gott vielleicht nicht nur Adam und Eva sondern auch ihre bereits geborenen Kindeskinder mit verstoßen, weil sie mit ihrer langsam wachsenden Macht nicht umzugehen wussten, und er ihr Leben und ihr Schicksal durch die Vertreibung in ganz neue Bahnen lenken wollte?

Letztendlich kann man sagen, dass der Rauswurf aus dem Paradies kein spontaner Strafakt war, sondern er war zwingend notwendig und von Anfang an geplant. Ähnlich wie ein Fötus nach spätestens neun Monaten den Mutterleib verlassen muss, mussten auch Adam und Eva die Wiege ihrer Kindheit verlassen, um sich weiterentwickeln zu können. Dort im Paradies – wo die Hasen den Füchsen Gute Nacht sagten, konnten sie ungestört groß werden, waren keiner Gefahr ausgesetzt und hatten sich um nichts weiteres zu kümmern. Auch war Gott nicht so herzlos, wie es auf den ersten Blick immer aussieht. Er hat ausdrücklich gesagt: „Ihr könnt von allen Früchten essen, nur von diesem einen Baume nicht.“ Er hat somit Adam und Eva die Möglichkeit gegeben, selbst über den Zeitpunkt zu bestimmen, an dem sie das Paradies verlassen mussten.

Aber warum überhaupt der Baum? Warum die Früchte?

Einen Hinweis darauf könnte uns die Kabbalah* geben. Dort wird von dem Baum des Lebens berichtet. Die Früchte, die er trägt, muss sich jeder erarbeiten, sie lassen sich nicht einfach so pflücken und essen … und doch wird in der Kabbalah berichtet, dass der Mensch, der gelernt hat, die Früchte vom Baum des Lebens zu genießen, den Schlüssel zurück zum Paradies erhalten soll …

*Die Kabbalah ist eine mystische Tradition aus dem Judentum. Sie steht in einer jahrhundertelangen, mündlichen Überlieferung, deren Wurzeln sich in der Torah, der Heiligen Schrift des Judentums, finden. Des Weiteren gibt es eine reichhaltige schriftliche Überlieferung. Das bedeutendste Werk ist der Zohar.

Quelle Wikipedia)


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Biss Eva wirklich in einen Apfel?

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