Protokoll. Ästhetische Theorien um 1880 Prof. Dr. A. Kern / Prof.
Dr. D. Oschmann
Institut der Philosophie – Universität Leipzig Seminarsitzung: 26.01.16
Protokolliert von: Clint Montgomery und Alexej Licharew

Da Schelling in seinen philosophischen Reflexionen auf das Ästhetische, eine durchaus abstrakte und auf Allgemeingültigkeit abzielende Theorie des Kunstschönen konzipierte, sind wir in der Diskussion nochmals darauf zurückgekommen, wie wir die Definition von Schelling, dass die Kunst in ihrer Endlichkeit das Unendliche repräsentieren solle, richtig auffassen könnten. Die Hauptproblematik in seiner Theorie der Kunstreflexion besteht darin, dass er einerseits das Absolute, Allgemeine und Unendliche mit ihren Gegensätzen, dem Bedingten, Besonderen und dem Endlichen verbinden will, und die jeweiligen Begriffe nur verstanden werden können, wenn sie in ihrem wechselseitigen Auf-sich-bezogen-Sein gedacht werden.

Die Fragen während der Diskussion waren dabei:
Wie hängen Unendlichkeit und ihre endliche Darstellung überhaupt zusammen?
Denn mit Schelling betrachtet, gibt es eine Immanenz des Absoluten in dem gelungenem Kunstwerk. Es gäbe sodann eine gewisse Identität zwischen der Absolutheit und der Darstellung des Unendlichen im Produkt der schöpferischen Tätigkeit. Dabei liegt die Potenz des Unendlichen in dem Kunstwerk selbst, aber da stellt sich die Frage: Ist die Darstellung selbst die Potenz oder zeigt sie nur die Potenz? Das heißt, ist die Darstellung des Absoluten identisch mit dem Absoluten, oder nicht identisch? Wenn sie identisch ist, wie können wir dann eine Pluralität dieser Darstellungen verstehen? Wenn sie nicht identisch ist, wie ist diese Darstellung von dem Absoluten dann zu begreifen? Ein tiefes Problem für Schelling liegt genau darin, dass diese beiden Aspekte extern zueinander gedacht sind. Welches interne Verhältnis besteht aber zwischen den einzelnen Kunstwerken in ihrer Pluralität und ihrer dargestellten Absolutheit? Diese Fragen haben wir während der Diskussion von mehren Standpunkten besprochen, und weitestgehend zu beantworten versucht.

Bei Hegel wiederum können wir eine zunehmende Abstraktionsbewegung in Relation zu den vorhergehenden Ästhetischen Theorien feststellen. Mit seinen Vorlesungen über die Ästhetik entwickelte er eine Philosophie der Kunst, die sowohl das Allgemeine als auch das Besondere innerhalb der Kunstwerke zu beschreiben beabsichtigte. Hegels kunstphilosophische Reflexionen können wir als eine Formalisierung der ästhetischen Betrachtung begreifen. Dabei räumt er der Kunst eine wesentliche Relevanz ein, die mehr ist als bloßer Überfluss oder Luxus des Geistes. Er schreibt über die Notwendigkeit der Kunst für die allgemeine Reflexions- und Vernunftsentwicklung bei den Menschen. Jedes sinnlich gelungene Kunstwerk verweist bereits auf etwas Geistiges, wodurch er die Kunst als eine Lehrerin der Völker wahrnimmt. Bei Hegel gibt es eine Aufwertung des Geistigen gegenüber dem Natürlichen oder Sinnlichen der Kunst. Neben der Erweckung von lebendigen Gefühlen und positiven Empfindungen ist des Künstlers Aufgabe den höheren geistigen Interessen des Geistes Befriedigung zu gewähren, da sie von allen Tiefen des Bewusstseins einen Anklang und Widerklang im Geiste hervorzurufen mächtig ist. “In dieser Weise ist das Sinnliche in der Kunst vergeistigt, da das Geistige in ihr als versinnlicht erscheint.” (s.61) Die allgemeine Zweckmäßigkeit der Künste bestehe weiterhin in der Reinigung von negativen und schlechten Leidenschaften, in der Abminderung von Begierden, in der allgemeinen Belehrung und der moralischen Vervollkommnung der Subjekte.

In diesem Sinn bietet Hegel zwei Richtungen an, bei denen wir die interne Bestimmung der Absolutheit in ihren bestimmten Darstellungen besser verstehen können.
1. Das Endliche ist in dem Unendlichen gleichsam wie aufgehoben. Intern ist es ein Form-Problem.
a) Schelling denkt das Unendliche als zu rein in Bezug auf das Endliche. Diese aus dem Endlichen resultierende Bedingtheit spielt eine zentrale Rolle in der Bestimmung des Absoluten selbst. Hegel hingegen hat wesentlich einen Ansatz der philosophischen Geschichtsbetrachtung, d.h., dass der Rückblick auf die Entwicklung der Form für Hegel selbst ein zentrales Moment der reinen Selbstbestimmung wird. Das ist es, was es bedeutet, die ästhetische Reflexion als ein Formproblem zu bearbeiten. Die Form der Kunst als auch die Form der Kunstinterpretation muss sich selbst in einem Entwicklungsprozess begreifen.

In der Diskussion kamen wir darauf zu sprechen, was es heißt, dass ein einzelnes Kunstwerk über sich selbst innerhalb seiner Entwicklung reflektiert. Dieser Vorgang ist einer werkimmanenten Reflexion gleichzusetzen.
Zeitgenössische Kunstanalysen der Wissenschaftler unterscheiden des Weiteren zwischen den Bedingungen der Kunst innerhalb seiner Zeit und die Erkenntnis aus ihrer unmittelbaren Betrachtung. Dabei kamen unterschiedliche methodologische Vorgehensweisen (hauptsächlich in der Literaturwissenschaft) kurzzeitig zur Sprache. (z.B. die hermeneutische Methode, die dekonstruktivistische Methode, der New Historisicm (mit seiner Methode des „Distant Reading“ und der Idee der Sozialen Energien)

Neben der angesprochenen Individualität von Kunstwerken in Beziehung zur Pluralität von Kunstwerken haben wir des Weiteren von dem Übersichhinausweisen der einzelnen Werke auf andere Kunstwerke gesprochen.
Dabei erscheinen sowohl die Kunst als auch die Deutungen von Kunst in einer historischen Entwicklung involviert zu sein und sind mehr oder minder bedingt durch Zeit und Raum, die historische Situation, die Technik des Kunstschaffenden und weiteren unterschiedlichen Bedingungen ihres Entstehens.
2. Zum Ende der Seminarsitzung wollten wir uns die Möglichkeit vergegenwärtigen, was Hegel meint, wenn er von der Auflösung des Widerspruchs vom Allgemeinen und Besonderen im Kunstwerk spricht.

Danke für die Aufmerksamkeit. Wenn Fehler oder Unstimmigkeiten entdeckt wurden, dann bitte melden....bin gerne bereits diese auszubessern. danke =)


© Alexej


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