Das Leben eines Menschen wird oft zusammengefasst auf die Umgangssprachliche biologische Uhr, die fortwährend läuft bis das Uhrwerk irgendwann stehen bleibt. Nicht jedem ist dieselbe Zeit vergönnt. Manchen läuft sie beinahe beim zusehen davon, während andere eine Ewigkeit zu haben scheinen. Doch egal wie gut das Uhrwerk aufgezogen wird, irgendwann kommt die Zeit für ein jeden.

Wenn man so will, kommt jeder Mensch mit einem intakten Uhrwerk auf die Welt, das läuft und läuft bis es irgendwann stehen bleibt. Einen Teil davon haben wir selbst in der Hand. Wie bei einer gewöhnlichen Uhr können auch wir unsere mit guter Pflege, Sorgfalt und Achtsamkeit in Schuss halten. Wir können Schrammen hinterlassen, wir können Schäden an Ihr anrichten und teils nagt natürlich auch der reine Zahn der Zeit an Ihr, auf den wir keinen Einfluss haben. Doch was wir nicht aufhalten können, ist Ihre Finalität.

Bei einer gewöhnlichen Taschenuhr gehen wir zum Uhrmacher und lassen das Werk neu aufziehen, hauchen dem Gerät neues Leben ein, reparieren was beschädigt ist. Doch unsere Uhr hat einen Uhrmacher, den wir nicht beeinflussen können. Wir sind ein Einwegprodukt, mit einer Lebensspanne an dessen Ende wir verbraucht sind und unseren Nutzen erfüllt haben. Viele Menschen, die merken das Ihre Zeit sich dem Ende nähert versuchen noch einmal den Weg zu Ihrem Uhrmacher zu finden. Vielleicht lässt sich ja das eine Zahnrad nochmal reparieren, vielleicht wird die Uhr nochmal ein bisschen aufgezogen. Man hatte doch noch so viel vor, es gab so viele Dinge zu sehen und zu tun, nur noch ein paar kostbare Jahre mehr damit die vergangenen nicht so wertlos erscheinen.

Das menschliche Verhältnis zur Zeit ist sehr ambivalent, einerseits scheint Sie uns nicht schnell genug zu vergehen während wir mit dem Kopf an der Zukunft arbeiten. Alles was sein wird, was sein soll und was wir uns wünschen das doch bitte passieren möge. Andererseits hängen wir mit dem Herz in der Vergangenheit, den Erinnerungen, die wir gerne wiederhaben möchten, den Dingen, die wir hätten anders machen können oder Entscheidungen die eigentlich niemals welche waren. Doch bei all der Zeit, die unser Leben beeinflusst, wie ein riesiges Pendel das stehts über uns schwebt, kommt zumeist doch eine Zeit zu kurz, die Gegenwart.

Wir leben in einer Ära, die so beschleunigt ist durch unser eigenes Zutun, dass man meinen könnte der Sekundenzeiger auf der Uhr würde so schnell drehen, dass er sich selbst zu überholen droht. Ein überdrehtes Uhrwerk, das mit aller Macht versucht sich selbst hinterherzurasen denn das hier und jetzt ist immer vergangen bevor wir überhaupt in Ihm angekommen sind. Wir rennen unserer Zeit hinterher, die wir nie erreichen können, weil Sie schneller läuft als wir Sie überhaupt verstehen. Ist es da noch ein Wunder, dass viele Uhrwerke über die Jahre beschädigt werden?

Man sagt gerne hinterher ist man immer schlauer. Doch welche Schlauheit liegt darin das vergangene zu bemängeln, anstatt das jetzt zu erleben? Wir haben immer die Möglichkeit Zeit mit denen zu verbringen, die wir lieben. Können immer Dinge tun, die uns Freude bereiten. Dinge sehen und erleben die wir möchten. Und doch lamentieren wir lieber hinterher, dass wir nie die Zeit dafür hatten. Weil wir einer Zeit hinterher rennen die niemals für uns gedacht war. Wieso also machen wir uns zu Sklaven eines Gegners der ultimativ sowieso gewinnt? Anstatt die Zeit, die uns bleibt zu füllen mit jeder Sekunde, die uns im Jetzt glücklich macht. Wieso ein Leben in der Vergangenheit Leben, während das Jetzt an uns vorbeizieht? Wieso ein Leben in der Zukunft an dessen Ende wir nie lebten und alles nach hinten geschoben haben?

Die Zeit selbst ist neutral, Sie wertet nicht und richtet nicht über uns sie fließt einfach immer weiter unabhängig von uns und unseren Taten. Wieso bewerten wir Sie dann anstatt Sie einfach weiterfließen zu lassen und zu schauen wo Sie uns hintreibt? Für manche ist Sie wie ein Fluss, der alles mit sich reißt, unaufhaltsam in eine Richtung. Für andere ein Rinnsal das fast stehen bleibt in Ihrer eigenen Bewegung. Für Nietzsche war sie ein flacher Kreis, in dem wir dazu verdammt waren, all unsere Fehler aber auch unsere Schönheit zu wiederholen. Doch das wichtigste an Ihr bleibt eine grundlegende Essenz. Wir können versuchen Sie zu beeinflussen, wir können versuchen Sie zu bewerten. Aber eins können wir mit Sicherheit, Sie nutzen.

Jede Sekunde und Minute, jeden Tag und jede Woche. Wir können Sie im hier und jetzt erleben. Damit wir am Ende mit uns im Reinen, da die Zeit kommt das unser Uhrwerk stehen bleibt, behaupten können, dass diese uns gegebene Zeit, jede Sekunde wert war.


© Zeuge seiner Zeit


1 Lesern gefällt dieser Text.


Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Der Uhrmacher"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "Der Uhrmacher"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.