Als ich in die fünfte Klasse eingeschult wurde, erklärte man uns die Hausordnung. Keine kurzen Hosen und ein bedeckter Ausschnitt waren klare Regeln, von Anfang an. Als ich nachfragte, warum das so sei wurde mir gesagt dass die Hormone von den Jungs aus der eigenen Klasse ja sonst verrückt spielen und sie sich deshalb nicht mehr genug konzentrieren könnten. Das ist bis heute so. Ich soll mich im Sommer vermummen? Ich soll im Sommer lange Klamotten anziehen, während die Jungs in kurzen Shorts und Tshirt kommen dürfen? Nur weil ich eine Frau bin? Nur weil ich Brüste habe? Nur weil mein Körper anatomisch anders aussieht als das meines Sitznachbern? Wenn ich mit kurzer Hose raus gehe wird mir oft gesagt "ich verstehe nicht wie du kurze Hosen anziehen kannst. Das machst du doch nur damit die Jungs dir auf den Arsch gucken." Wenn ich als Mädchen im Sommer dem Wetter angepasst gekleidet rausgehe, weil ich nicht schwitzen will als wär ich in Albanien, lässt sich das also direkt als sexuelle Provokation deuten. Dass ich ein ganz normaler Mensch mit Hitzeempfinden bin kommt den meisten gar nicht in den Sinn. Was auch gerne gesagt wird sind Sprüche wie "wenn du so gekleidet rausgehst Abends dann bist du selber Schuld, wenn du vergewaltigt wirst." Ach, bin ich das? Ich bin es also selber Schuld, wenn ich sexuell missbraucht und geschändet werde, nur weil mein Ausschnitt nicht bis zum Hals geht? Das gibt den tätern das Recht mich zu vergewaltigen? Ich könnte auch nackt um 3 Uhr Nachts durch die Straßen laufen und das gäbe trotzdem keinem Menschen der Welt das Recht, mich auch nur irgendwo anzufassen, wenn ich es nicht will. Ist es unsere Schuld, wenn manche Männer ihre Hormone nicht im Griff haben wenn sie ein paar Zentimeter mehr Haut sehen? Ist es unsere Schuld, dass unser Körper anders aussieht, als der des männlichen Geschlechtes? Ist es deshalb fair, so behandelt zu werden, als ob wir direkt "Schlampen", "Nutten", "Huren" sind, nur weil wir im Sommer nicht bedeckt rumlaufen? Es ist mein Körper, mein eigener. Ich kann damit anstellen was ich will und kein Mensch auf dieser Welt hat das Recht mich deshalb zu verurteilen.
Tage eilen in grauen Kleidern
an mir vorbei, doch ich
glaube zu schweben, eingehüllt
in einem Mantel aus Licht.
Ich habe noch viel vor
und halte die Uhren an,
doch das Leben läuft [ ... ]
Strahlend wärmt der Sonnenschein nach dürstend, finsterer Zeit.
Licht und Wärme streichelt alle Sinne, die wir haben.
Ein Märchen scheint erwacht zu sein, in einem bunten Kleid.
Des Lebens [ ... ]
Gevatter Tod, -unsichtbarer Geselle,
verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
stehst von Anbeginn schon vor der Tür,
gehst neben mir, trittst an des Lebens Stelle.
„Schau doch wie die Bäume blühen“
flüstert mir mein Freund ins Ohr.
„Siehst du wie die Jahre ziehen?!“
frage ich ihn voll Humor –
aber er geht nicht drauf ein,
denn er lässt [ ... ]