Der Alltag.
Wir alle sind gefangen im Alltag. Dem Gefängnis aus immer dem gleichen Trott.
Ein Gitter aus Zeitnot und Stress.
Und als ob der Alltag nicht schon kräftezehrend genug wäre, gibt es Tage an denen nichts funktionieren will. Steine im Weg wie Berge.
Verschlafen. Zunge beim Kaffeetrinken verbrannt. Fleck auf dem Hemd. Stau. Noch mehr Arbeit als sonst. Vor mir wurde der letzte Schokomuffin gekauft. Überstunden. Feierabendverkehr. Tank leer. Fahrkarte verloren. Bus verpasst. Essen verbrannt. Mülltüte gerissen. Fernsehprogramm. Immer der gleiche Mist. Eingeschlafen vor dem Fernseher. Vergessen Wecker zu stellen.
Nächster Morgen.

Immer unterwegs, hetzen den verloren gegangenen Stunden nach.
Ein endloser Strudel aus dem immer Selben. Wie Maschinen funktionieren. Und die Maschine muss laufen. Einwandfrei. Kein Rädchen fehlen, keine Straube locker sein. Funktionieren. Das ist die Divise. Immer funktionieren. Egal was ist.
Egal was einen bedrückt, egal was gerade sonst noch in seinem Leben passiert.
Und eigentlich gesagt, verschwimmt das Leben doch selbst zu einem grauen Schleier aus Alltag.
Wir leben nach Terminen und Uhren.
Und wenn man fragt: Wie war dein Tag?
Was würdest du antworten?
Gut.
Wobei.
War er wirklich gut?
Oder ist man zu erschöpft zum Erzählen wie schlimm und stressig der Tag wirklich war.
Oder will man nicht den Wehleidigen geben?
Oder hat der andere etwa nur aus reiner Höflichkeit gefragt und will gar nicht wirklich wissen wie es einem geht?
Wir sind wie die Ponys auf den Weihnachtsmärkten.
Laufen stets im Kreis.
Immer der gleiche Ablauf, immer das Gleiche.
Das Zahnrad der Zeit läuft und wir laufen mit.
Und wann hat man das Gefühl mal von der Stelle zu kommen? Etwas geschafft oder bewirkt zu haben.
Beförderung, ein neuer Job, eine bestandene Klausur.
Natürlich gibt es ab und zu Tage, da öffnet sich der Schleier des Alltags und man kann den blauen Himmel wiedersehen. Aber so schnell sind die Wolken auch wieder auch davor.
Und die Routine kehrt wieder ein.

Und schöne Momente. Ein Kuss, eine Umarmung, ein nettes Wort, mein Lieblingslied im Radio, jemanden zum Lachen zu bringen, Schokoladenkuchen, ein Regenbogen, ein Marienkäfer im Badezimmer…
Alles kleine, fast unbemerkte Schimmer der Freude.
Und ich selbst gebe zu: Ich bin auch meist zu feige um mich aus dem Gefängnis des Alltags zu befreien. Füge mich dem Zahnrad der Zeit.
Man hat Verpflichtungen, Erwartungen zu erfüllen.
Und natürlich muss man auch um das zu erreichen was man will mal etwas ertragen und durchhalten.
Aber wann hat das denn ein Ende?
Das nächste Wochenende, die nächste Feier, der nächste Urlaub, der nächste Geburtstag…
Warten. Warten.
Vorfreude ist wunderbar!
Aber muss man trotzdem sich damit abfinden, dass das Leben nur aus hin und wieder auftretenden Highlights besteht?
Hat man nicht mal den Wunsch mal einfach alle stehen und liegen zu lassen.
Weg.
Auf.
Und Davon.
Ich will in fremde Länder reisen, fremde Sprachen hören, aufbleiben bis die Sonne aufgeht, barfuß über Wiesen laufen, einfach nichts tun, die Sonne auf meinen Gesicht, nicht an Morgen denken. Und nicht an gestern. Einfach tun wozu ich Lust habe. Im Regen tanzen. Und vieles andere. Mag es noch so verrückt sein.
Und was hast du heute gemacht?
Vermutlich deinen Lebensunterhalt bestritten, oder gelernt, zur Schule oder Universität gegangen, um zukünftig deinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Vielleicht gekocht, den Müll rausgebracht, sich auf einen Kaffee mit ein paar Freunden getroffen um das Leid des Alltags zu teilen und mithilfe heißen Koffeins hinunterzuspülen.
Oder Pläne gemacht. Was du erreichen möchtest. Was du gerne machen würdest. Wer du gerne sein würdest. Aber hast du wirklich was geändert?
Morgen.. .
Ja morgen.
Aber was hast du für dich getan?
Für dein Glück?
Natürlich kann das Leben nicht aus einer Kette von perfekten Tagen sein.
Alltagstrott, Alltagssorgen.

Man muss auch die kleinen Momente im Alltag genießen und schätzen.
Man sollte mehr lachen.
Einfach lachen.
Auch ohne Grund.
Auch an Tagen an denen scheinbar nicht klappt.
Und doch trotzdem auch mal sich Zeit nehmen.
Zeit zum Leben.
Weg vom Alltag.
-Ausreißen.
Anstatt heute sich dem Trott wieder hinzugeben einfach aufbrechen und mal das Leben treffen.
Und auch wenn man wie bei Cinderella irgendwann wieder zurück in die Normalität muss.
Kann man von den kleinen Freuden im Alltag, den Erinnerungen an die schönen Momente und die Vorfreude auf neue zehren.
Und nicht es an einem bestimmten Tag festmachen oder Termin.
Einfach mal ausreißen, wenn man ausreißen will.
Wenn die Käfigtür offen steht kommt der Vogel auch gerne wieder zurück.
Also flieg los, wenn du willst!

Und ich drücke mich gerade selbst vor dem Alltag, indem ich über ihn schreibe…


© Frieda Hanna


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