Man soll Mitleid mit niemand haben, man soll sich vielmehr schämen, daß es so werden konnte. [...] Mitleid ist aus Verachtung geboren, und ist auch eigentlich Verachtung, und edelgeborne Menschen werden durch Mitleid sich entwürdigt fühlen, sie wollen lieber die eignen Kräfte dransetzen als vom Mitleid sich betauen lassen, und so kommt es oft, daß diese große Helden werden, die dem Mitleid ausweichen; denn natürlich liegt der Keim des Helden in ihnen. Jene andern aber, die dem Mitleid erlauben, mit Schmarotzerliebe sich an ihnen zu mästen, die werden verkümmern und menschlicher Würde untauglich sein. Gewiß ist dies eine, daß Mitleid, welches aus Verachtung entspringt, auch wieder die Quelle der Verachtung wird. Der Mildtätige hält sich hoch über dem Bedürftigen.


© Clemens Brentano


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Quelle: Frühlingskranz

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Kommentare zu "Brentano über das Mitleid"

Re: Brentano über das Mitleid

Autor: possum   Datum: 27.10.2014 23:57 Uhr

Kommentar: Top Gedanken, tolles Video ... danke dir lieb! LG!

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