Fallen.
Ich falle tief, nur um in deinen Armen zu landen.
Ich falle lang, nur um dich wiederzusehen.
Ich falle, weil ich dich liebe.
 
Immer wenn ich an dich denken, kommen mir die Tränen. Ich weiß, du willst mich nicht mehr auffangen. Deshalb versuche ich nicht mehr zu fallen. Früher sind wir gemeinsam gefallen. Von Klippen und den höchsten Bergen. Nur um den Kick zu spüren. Das Adrenalin, das durch deinen Körper rauscht, wenn du die Arme ausbreitest. Als hättest du keine Angst, beim Fallen zu sterben. Als würdest du dem Tod ins Gesicht lachen. Weißt du, dass alleine Fallen keinen Spaß macht? Weißt du, dass man süchtig ist, wenn man alleine fällt? 
Inzwischen habe ich neue Freunde gefunden. Sie nennen mich „ihre kleine verlorene Seele“. Sie sagen, mir sei nicht mehr zu helfen. Deshalb fallen sie mit mir gemeinsam. Sie waren eines Tages einfach da. Waren auf einer Party, auf der ich eingeladen war. Sie kamen auf mich zu. Oder ich zu ihnen? Ich weiß es nicht mehr genau. Jedoch haben sie mich gerufen. Mich gelockt. Sie wollten mich kosten. Mich spüren und ich sie auch. 
Seit ich nicht mehr mit dir fallen kann, weil du mich verlassen hast, ist in mir eine Leere. Sie höhlt mich aus. Greift alles, was sie in die Finger bekommt. Sie nimmt alles, was ich je war. Wenn ich sie füttere, möchte sie mehr. Immer mehr. Sie ist gierig. Eine Bestie, die in mir wohnt. Sie verschlingt mich. 
Weißt du, wie es ist, wenn du zitterst, weil dir warm ist? Weißt du, wie es ist, wenn dir Schweiß von deiner Stirn und deinem Rücken läuft, weil dir kalt ist? Du kennst das Gefühl nicht, wenn dir Tränen in deinen Augen stehen, sie aber nicht fallen wollen? Die Dürre in deinem Körper? Wenn alles juckt, du aber trotz kratzen keine Erlösung findest? Wenn deine Arme und Beine nicht mehr gehorchen wollen? Wenn du das nicht kennst, kennst du die Bestie nicht. Du weißt nicht, wie sehr ich das Fallen vermisse und brauche. Deshalb die neuen Freunde. 
Mary Jane, Stasy, Chrys, Canny, Molly, Coco und viele mehr. Seit du mir nicht mehr helfen möchtest, weil du meinst, du zerstörst mich. Aber deine Freunde sind schlimmer. Sie erzählen mir Geschichten über dich. Sie sagen, du hattest schon viele. Sie sagen, du seist alt geworden und langweilig. Sie sagen, du bist nicht mehr der Alte, den sie kennen. Sie sagen, du bist wie Nick geworden: langweilig. Sie sagen, du erlebst nichts mehr. Aber ich habe dich verteidigt. Kannst du dich an die Party erinnern, auf der wir waren, in der wir zum ersten Mal gemeinsam gefallen sind? Bei der Party lag ich das erste Mal in deinen Armen. Du hast damals gesagt, es war Liebe auf den ersten Blick. Später hast du mich auch deinem besten Freund Nick vorgestellt und wir hatten eine tolle Zeit. Später bist du immer mal auf Partys vorbeigekommen, auf der ich auch war. Aber erst als ich alles verloren habe, was mir wichtig war, hast du mich aufgefangen. Du hast mich in fremde Welten entführt, mir unglaubliche Dinge gezeigt und mir erzählt, gemeinsam seien wir unsterblich. Aber schon bald wurdest du aus meinen Arme gerissen. Du sagtest, es sei zu meinem Besten. Du wolltest nicht der Grund für einen weiteren Tod sein. Du hast Menschen zu mir geschickt, die mich in ein Zimmer gesperrt haben und die Tür zugeschlossen haben. Seit dem Tag habe ich dich nicht mehr gesehen. 
 
„Clean“ haben sie eines Tages gesagt und mich vor die Tür gesetzt. Seit dem ist das Biest wieder in mir. Es kratzt an meinen Eingeweiden. Deshalb bin ich nun auf der Party deiner Freunde. Sie helfen mir, das Biest zu kontrollieren. 
 
Mit ihnen schwebe ich.
         
                   Ich schwebe.
                                     
                            Ich falle nicht.  
 
                                    Ich fliege wie nie zu vor.

Nie hast du mir gezeigt, dass ich ohne dich und mit ihnen fliegen kann.
Nie hast du mir gesagt, dass ich ohne nicht existieren kann.
 
Ohne dich schwebe ich, Al!


© Violet E.


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Beschreibung des Autors zu "Deine Freunde"

Drogen sind gefährlich. Sucht euch Hilfe, wenn ihr das Gefühl vom Fallen kennt.

Violet E.

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