Lieber fremder Vertrauter,
schreibe heute weiter, damit ich in Übung bleibe, meine Worte nicht wieder zu verlieren, anstrengend für dich zu lesen aber für mich so wichtig . Ich habe gehadert diese Krebsart zu bekommen, wer auch immer dafür verantwortlich war, was hat der oder die nicht verstanden, als ich sagte,alles aber kein Hirntumor. Die Zeit im Krankenhaus ist keine schöne Erinnerung , nicht nur das Essen, aber nachdem ich das meiner Sprachtherapeutin sagte, kam: was sollen wir denn sagen, essen jeden Tag hier, stimmt, aber der Vergleich hinkt die Kranken sollen gesund werden und gesundes Essen ist schon wichtig. Die Therapeutin fragte noch was ich für Ziele habe? Wieder schreiben lernen. Ihre Antwort: das lohnt sich für Sie doch gar nicht mehr. Besuche fielen Corona bedingt aus. Ein anderes Erlebnis -eine Krankenschwester sagte nachts zur Patientin die an Luftnot litt, wenn Sie nicht antworten was Sie möchten, die Gebärdensprache beherrsche ich nicht und ließ die Patientin zurück um den Vorfall lachend ihrer Kollegin zu erzählen. Ich habe es noch zwei weitere Tage ausgehalten und habe mich entlassen . In der Zeit nach der OP gab es auch zu Hause einschneidende Erlebnisse für die Familie.
Es gibt auch sehr schönes zu berichten, einen nach Absprache mit den Ärzten unternommenen toller Familien Urlaub vor der Chemo und Bestrahlung. Die glückliche Wendung durch ein Gespräch mit einem Professor der Neurochirugie in Essen, folgte Ende Oktober ein Fet pet CT das keineAuffälligkeiten zeigte. Der Krankenhaustermin für November wurde abgesagt. Es ist schon toll, da stehe ich am Krankenhaus um mich testen zu lassen für den dortigen Aufenthalt und dann ein Anruf und ich kann nach Hause. Ich sitze hier auf dem Sofa schreibe, anstatt im Krankenhaus zu liegen das Leben kann so schön sein, Weihnachten kann kommen . Vielen Lieben Dank für das Lesen und bis bald. Deine fremde Vertraute
Kommentar:Halt weiter durch. Beschäftige Dich mit schönen Dingen! Denk nicht immer daran was Dir widerfahren ist. Ich weiß, ich kann gut schwätzen! Aber nur so kommst Du etwas Abstand. Es wird nie so werden wie früher, weil der Körper und die Seele etwas mitgemacht haben und da bleibt immer ein Rest. Ich halte Dir die Daumen dafür!
Kommentar:Liebes Weihnachtskind, ich verneige mich vor Dir.....vor Deiner Schönheit mutig dem Leben ins Gesicht zu schauen und bei all den Widrigkeiten, die einer Ohnmacht gleichen oder "ohne Macht" sind, dass Du so tapfer bist.......schreiben kann eine große Kraft sein und sich darüber den Blick für die Schönheit des Lebens zu bewahren und den Blick für das Wesentliche, um es dann auch im Alltag zu leben. Aus meinem Familiengeschehen, hab ich erfahren, was Krankenhausalltag ist, deshalb kann ich sehr gut verstehen, was Du da immer wieder durchmachst. Doch auch dort versuchen die Menschen das Mögliche aus ihrer Sicht zu machen, aber oft geht der Blick für das Wesentliche im wirren Treiben, den medizinischen Zwängen und im herzlichen Bemühen auch unter. Aber es gibt die Menschen für den wesentlichen Blick und wenn es nur einer ist......" so sind meine Erfahrungen.......man sieht den Wald vor lauter Bäume nicht"
Möge Dir weiterhin Kraft zu wachsen im Kreise Deiner Familie und Deiner Freunde und ich bin mir ganz sicher, dass das auch ist.....und gerne höre ich Dir weiter zu, wenn Du die Kraft hast, Elvira
Das Leben isst einen dunklen Alptraum und
verdaut ihn zu einer romantischen Insel,
die man angeblich verschieden interpretieren
kann, darf, soll, nein, unbedingt muss!
Denn ungestüm [ ... ]
Wenn Macht regiert durch Angst und Schrecken,
Blutspuren manch Bürgersteig bedecken.
Mord und Totschlag den Tag „versüßen“,
Menschen mit ihrem Leben büßen.
Licht malt helle Leuchtspurbahnen
in den Alterungsprozess,
Dinge, die von weither kamen,
setzen sich in Träumen fest,
die dir längst Vergangenes bringen
und dein Hiersein noch [ ... ]
Du findest die Hose! Aber die
Strümpfe sind weg. Du suchst die
Strümpfe. Und findest das Hemd.
Und findest die Schuhe. Und den
Schal. Nur nicht die Strümpfe.
Dann setzt Du die Brille auf. [ ... ]