Rolands Bescheidenheit

Credo: Sieben Worte sagen mehr als acht Bilder.

(Eine Illustration)

Die wahren Fragen liegen in den Fragen.

Wo ruht sich Nachts der Fortschritt aus?

Eine ernste Mahnung: Freu Dich Deines Lebens!

Glaube versetzt Berge. Je Glaube ein Berg.

Die Sprache lässt nicht mit sich reden.

Der Zeiger rückt vor, die Zeit nicht.

Viel Vorbild macht den Menschen zum Nachbild.

Der Zahn der Zeit heißt heute Trend.



(1) Manchen Narren bringt sein eygen glück umb.

(2) Eym jeden narrn gefelt seyn kappen wol.

(3) Eitel honig Reden seynd nit ohn gift.

(4) An der that ligt die meist Macht.

(5) Wers glück hat / dem kelbert ein ochs.

(6) Was man lieb hat / keuft man teuer.

(7) Fallen ist keine schand / aber lang ligen.

(8) Man sol keinen hungrigen ansprechen oder grüßen.



(9) Froelich armuot,
deist grôz rîcheit âne guot.

Wer trotz Entbehrung frohen Mut
bewahrt, ist reich – auch ohne Gut.

(10) Untriuwe in deme schînet,
swer lachende grînet.

Untreu ist, wer freundlich tut,
wenngleich ihm Groll im Herzen ruht.

(11) Valschiu friuntschaft,
diu enhât niht triuwen kraft.

Falsche Freundschaft
hat nicht der Treue Kraft.

(12) Herzelieber friunde zorn,
der wirt schiere verkorn.

Wenn Zorn zwei gute Freunde trennt,
macht ihm Verzeihung bald ein End.

(13) Frôude unde herzeleit
nieman mit einander treit.

Fröhlichkeit und Herzeleid
passen in kein Herz zu zweit.

(14) Fremede scheidet herzeliep;
state machet manegen diep.

An Trennung scheitert manche Liebe.
Zudem: Gelegenheit macht Diebe.

(15) Betwungener magetuom
hât vor gote kleinen ruom.

Jungfräulichkeit nie in Gefahr,
vor Gott noch niemals ruhmvoll war.

(16) Maneger ist unmaere,
da'r gerne liep waere.

Manch einer wär' gern dort beliebt,
wo's wenig Neigung für ihn gibt.

(17) Frô mit ungeraete,
diu fröude ist unstaete.

Frohsinn in Gefahren bleibt
von Bestand nur kurze Zeit.

(18) Es machent leidiu maere
vil dicke herzeswaere.

Ein bös' Gerüchte bringt gar oft
viel Herzeleid ganz unverhofft.



Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald.

Schmiede das Eisen, solange es warm ist!

Noch nie fiel ein Meister vom Himmel.

Hoffen und harren macht manchen zum Narren.

Widder, Stier, Krebs, Löwe, Skorpion, Steinbock, Fische




(19) Wo viele Gesetze, da sind viele Laster.

(20) Die Gesetze strafen und nicht der Richter.

(21) Wer Recht hat, wird doch endlich siegen.

(22) Eine alte Gewohnheit soll man nicht brechen.

(23) Wer bürgt, hat für den Schaden aufzukommen.

(24) Geschenkt ist nicht, was lange geborgt wurde.

(25) Man soll nicht Gleiches mit Gleichem vergelten.

(26) Ein jeder ist seiner Worte bester Ausleger.

(27) Zeuge vom Hörensagen gilt im Rechte nicht.

(28) Des Richters erste Pflicht: Beschuldigte zu hören.

(29) Schweigst du stille, so ist's dein Wille.

(30) Ein Richter soll zwei gleiche Ohren haben.

(31) Der Eid ist der Zeuge der Wahrheit.



Die Aufgabe: Sich acht Bilder vorstellen, die zusammengenommen mehr sagen als einer der 45 Sieben-Worte-Sätze.



Anmerkungen:

Die Worte (1) bis (8) sind dem "Gepfefferten Sprüch Beutel" (Eulenspiegel Verlag Berlin) entnommen, zu welchem Fritz Scheffel die Sprüche gesammelt hat.

Die Worte (9) bis (18) stammen aus Freidanks Bescheidenheit; 1985 Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig. Übertragung aus dem Mittelhochdeutschen von Wolfgang Spiewok, der auch der Herausgeber ist.

Die Worte (19) bis Ende sind Rechtssprichwörter, 1980 VEB Bibliographisches Institut Leipzig, Günter Grundmann, Michael Strich, Werner Richey.

© )Roland Morgenstern (1938*), Werkzeugmacher und Maschinenbau-Ingenieur. Sprücheklopfer (Der Specht von Karow)

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Karl Hausruck

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