Wenn man sich aus Versehen mal in eine Mittagstalkshow zappt, kurz nach Mittag Bus oder S-Bahn fährt oder beruflich mit Jugendlichen zu tun hat, stellt man jedes Mal unweigerlich fest, dass gerade die ungebildeteren jungen Leute (und heute sind oft schon Gymnasiasten ungebildet, aber das ist ein anderes Thema) eine vollkommen verrohte Einstellung zu Sexualität haben.

Die Gründe dafür sind vielfältig und würden hier den Rahmen sprengen, Tatsache ist, dass die wenigsten jungen Leute (so zwischen 10 und 25 Jahren - ja, 10!) wissen, was Romantik ist und was es bedeutet, jemanden zu lieben. All das, was nur einer Generation vorher noch wichtig war - das sich Heranrobben ans andere Geschlecht, das hirnrissige Geschwärme für XY aus der 10b, Händchen halten, Schmetterlinge, das vorsichtige Kennenlernen, das auch bei 10° und Regen ins Freibad fahren, um den Schwarm zu treffen, das entfernte Anhimmeln, das sich Herantasten, das erste schüchterne Rumgeknutsche und Gefummel, das zelebrierte erste Mal - ist heute eher eine Randerscheinung.

Zwar wird immer noch genauso viel getuschelt und verschämt gekichert, aber der Zauber scheint verflogen und man ist viel mehr auf das Sexuelle ausgerichtet. Das erste Mal findet so früh statt, dass es kaum noch Bedeutung hat, wie Sex (mit Gefühl) generell an Bedeutung verloren hat. Man hat ihn einfach. Jeder mit jedem, alles mal ausprobieren, alle Stellungen einmal durch - und das am besten schon mit 13 oder 14.

Die Folgen sind sehr frühe, ungewollte Schwangerschaften und Geschlechtskrankheiten. Denn die sexuelle Aufklärung ist überraschend mangelhaft. Was hat man meine Generation mit AIDS-Aufklärung genervt und regelrecht verrückt gemacht. Und wo ist die jetzt? Man sieht ab und an mal einen Spot oder ein Plakat, und es wird im Biounterricht angesprochen. Aber Kampagne sieht anders aus. Stattdessen breiten sich sowohl der Irrglaube "mich trifft das schon nicht" als auch die Krankheit weiter aus. Auch andere Geschlechtskrankheiten halten sich hartnäckig. Sogar die Syphillis gibt es noch. Und wenn man sich auch "bloß" Tripper oder einen Pilz einfängt.

Zwar schwatzt man vielen jungen Mädchen (oft zu früh) die Pille auf, aber die schützt dann (sofern man sie denn richtig einnimmt), gerade mal vor ungewollten Schwangerschaften. Trotzdem steigt die Zahl der sehr junger Mütter (zwischen 14 und 20 Jahren) weiterhin an.

Fazit: Das Einzige, was hier helfen würde, sind Kondome.
Aber: Kondome gelten als unbeliebt. Vor allem bei Jungs. Hartnäckig halten sich die Gerüchte, mit einem Kondom habe man "weniger Gefühl", sie wären unpraktisch, zerstörten die Stimmung (welche Stimmung, wenn man ohnehin bloß rein-raus praktiziert?), man könne von Latex eine Allergie bekommen, sie könnten reißen oder abrutschen (mal ehrlich: wenn man nicht mal ein Kondom richtig anwenden kann, sollte man besser gar keinen Sex haben).

Fortsetzung folgt ...


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Beschreibung des Autors zu "Kondome! (Teil1)"

Es ist wieder mal an der Zeit, eine Kondom-Kampagne zu starten, denn die Gefahren von HIV werden noch immer (oder wieder) auf die leichte Schulter genommen.



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Kommentare zu "Kondome! (Teil1)"

Re: Kondome! (Teil1)

Autor: Phoenix   Datum: 02.07.2010 15:33 Uhr

Kommentar: Jau, du bist stark!
Kritisierst das Verlorengehen von Romantik und bezeichnest Sex als \"bloßes reinraus\". Hand aufs Herz dieses langsame Herantasten ist ein Zeichen von mangelnder Erfahrung und wird erfahrungsgemäß von Frauen als Schwäche interpretiert.
Nicht nur Männer werden von Genitalien gesteuert!

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