In meiner Kinder- und Jugendzeit war die Campingwelt am schönen Bodensee in Ordnung, wenn die Sonne schien und kein Wölkchen den blauen Himmel trübte.
Bahnte sich aber am Ende eines schwülheißen Tages ein Gewitter an,so war es mit der Urlaubsruhe abrupt vorbei und vor allem unter den Urlaubern,die mit einem Zelt unterwegs waren ,machte sich so langsam aber sicher Panik breit.
Für uns Kinder aber was das eine interessante und unglaublich spannende Sache.Auf dem alten Holzsteg ,der normal als Anlegestelle für kleinere Boote und gleichfalls als Sprungturm für uns diente,sitzend,den aufkommenden warmen Sturmwind im strahlenden Kindergesicht spürend,starrten wir gebannt auf den See und die Blinklichter in den Häfen ,die zuerst Vor- und dann Sturmwarnung signalisierten,wenn das Unwetter näher und näher kam.Dann hieß es für alle Boote ,jetzt sofort und unverzüglich den nächsten Hafen anzusteuern.
Wie viele vielleicht gar nicht wissen,wurden Zelte zu dieser Zeit nicht aus Hightechmaterialien,wie Nylon oder noch besser Polyester ,sondern aus Baumwolle,die mehr oder weniger gut gegen eindringendes Wasser imprägniert war,hergestellt.So auch, natürlich,unser Familienzelt.
Beging man während eines kräftigen Regengusses den fatalen Fehler die Zeltwand von innen zu berühren,was,da ja in jeder Ecke ein Familienmitglied stand,das die Aufgabe hatte die jeweilige Zeltstange mit aller Kraft festzuhalten,damit das Zelt nicht davonfliegt ,fast nicht zu verhindern war,passierte meist das Folgende.
Das Wasser hatte sofort die Schwachstelle erkannt und begann nun langsam aber unaufhaltsam den Innenraum zu fluten und unsere Mutter bekam einen Tobsuchtsanfall.Es war immer meine Mutter,denn sie sah die Katastrophe kommen,da sie sich im Zelt befand.
Mein Vater war da schon längst in Badehose und mit Spaten bewaffnet draußen dabei ,Gräben um das Zelt zu ziehen um Schlimmeres zu verhindern,was leider nur selten gelang.
Man konnte dann nur noch darauf hoffen,dass das Gewitter schnell weiter ziehen würde ,um die Schäden in vertretbaren Grenzen zu halten.
Für mich und meine Schwestern war die Sache aber meist nur halb so schlimm.In der überfluteten Schlafstatt,manches Mal war auch noch die ein oder andere Stange gebrochen,blieben dann meine Mutter und mein Vater frustriert zurück,wir Zwerge hingegen durften in so einem Fall dann im Bulli schlafen.Herrlich.
Damit war die Sache aber noch längst nicht ausgestanden,denn der nächste Urlaubstag,so er denn hoffentlich ein warmer und trockener war,mußte dafür geopfert werden ,die Baumwollhütte samt Inventar wieder in einen funktionstüchtigen Zustand zu versetzen,das nächste Gewitter war nie weit entfernt.
Das Hauptproblem stellten hierbei immer die Schlafsäcke dar.Kein Vergleich zu heutigen ,ultraleichten ,bei jeder Temperatur komfortablen,Topmodellen ,waren diese untauglichen Teile aus einem undefinierbaren Materialmix hergestellt,welcher den Erfinder ganz eindeutig als Sadisten und Nichtcamper auswies.
Schwer wie Blei,vor allem im genässten Zustand unter 30 Grad Aussentemperatur kaum wieder trocken zu bekommen,bei Kälte zu kalt und bei Hitze zu heiß,füllten diese Ungetüme zudem auch noch einen nicht unbeträchtlichen Teil des Kofferraumes im Bulli aus.Kurzum,eine Katastrophe.
Besonders schlecht um den Familienfrieden stand es ,wenn der große Regen in der Nacht vor der Heimreise über uns hereinbrach.
Die Stimmung nahe dem Gefrierpunkt,die Erholung im Eimer,und zu allem Unglück war der Bulli ob der von verschiedenen Utensilien aufgesaugten Menge an Wasser total überladen und die mageren 50PS hatten allergrößte Mühe uns über die schwäbische Alb in Richtung Heimat zurück zu schaukeln.
Zu guter Letzt mussten dann die nassen Sachen natürlich zuhause auch noch ausgepackt und getrocknet werden,was in Anbetracht des benötigten Platzes nicht ohne Schwierigkeiten ablief.
Der,insbesondere für meine Mutter,absolute Tiefpunkt ,bahnte sich manchmal erst Tage nach der Ankunft an ,wenn ihr siedend heiß einfiel,dass noch ein Teil der Ausrüstung fehlte.Natürlich war es eines das Wasser gut speichern konnte und das dann nach intensiver Suche,verpackt in einer Plastiktüte z.B.unter einem Autositz wieder auftauchte.
Ich erspare mir und dem Leser die Schilderung des optischen und geruchlichen Zustands des gefundenen Gegenstands.
Die wenigen negativen Erlebnisse des Urlaubs waren dann aber doch recht schnell auch wieder vergessen ,die positiven Momente einfach deutlich in der Mehrzahl und so freute sich schon die ganze Familie wieder auf den nächsten ,natürlich,Campingurlaub am "See".


© Troubadix


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Teil der Camping-Geschichten(CG) des Autors

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