Wie finde ich mich selbst? Lasse ich mir von mir meinen Ausweis zeigen? Beantrage ich für mich ein polizeiliches „Führungszeugnis“? Gehe ich aufs Einwohnermeldeamt und versuche herauszufinden wo ich wohne? Verkleide ich mich als Detektiv und befrage inkognito die Nachbarn was ich in letzter Zeit alles so angestellt habe? Melde ich mich zu einem Boxkampf an, mache ich das Sportabzeichen, nehme ich an einem Schachturnier teil, fahre ich mit der Achterbahn, mache ich eine „Rückführung“, gehe ich zum Arzt und lasse eine Generaluntersuchung über mich ergehen, oder begebe ich mich in den Beichtstuhl einer katholischen Kirche und erzähle dort dem Nächstbesten die „Sünden“ der letzten Zeit, die ich begangen habe? Vielleicht fahre ich auch in den Himalaya und setze mich dort auf einen Berg?

Ich könnte das Procedere natürlich auch erheblich abkürzen und meinen „Partner“ fragen wer, wie, was ich bin, aber dafür müsste ich erst einmal genau wissen, ob ich von dem eine relevante (nicht unbedingt eine Passende) Antwort bekomme. Dann ginge wieder alles von vorne los, denn ich müsste, bevor er / sie mir eine Antwort gibt, herausfinden, wer er / sie wirklich ist. Lasse ich mir also von Ihm / ihr den Ausweis zeigen, beantrage ich für sie / ihn ein polizeiliches Führungszeugnis? Gehe ich aufs Einwohnermeldeamt und versuche herauszufinden wo er / sie überall wohnt, oder verkleide ich mich als Detektiv und befragte die Nachbarschaft, ob sie bei ihm / ihr in letzter Zeit etwas Ungewöhnliches beobachtet hat?

Gehe ich einfach mit der Partnerin, oder (sofern ich eine Frau, bzw. lesbisch bin – auch das muss ich vielleicht in Erfahrung bringen) dem Partner (wenn schwul) ins Bett? Nein! Ich fürchte die dort gemachten Erfahrungen wären wahrscheinlich zu sehr von meinen Gefühlen gefärbt und womöglich für eine effiziente Selbstfindung nicht geeignet. Und womöglich hätte ich, vor lauter Suchen, dann auch vergessen wonach ich gesucht habe, weil das „Spiel“ so kurzweilig ist. Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als einen Kurs, nein, viele Kurse zu belegen, um zu sehen auf welches Thema, auf welchen Themenkreis ich am besten anspreche! Danach kann ich mir ja von einer professionell ausgebildeten Fachkraft erklären lassen wie ich geartet bin.

Und, wenn ich mich endlich „selbst gefunden“ habe – was mache ich dann? Bin ich mir dann willkommen, so wie ich bin? Aber natürlich!! Wer sollte mir denn willkommener sein als ich selbst?! Allerdings darf ich jetzt nicht gleich in eine wilde Feierlaune ausarten und alles kurz und klein essen was sich im Haus befindet und meine ganzen Alkoholvorräte auf einmal austrinken. Vermutlich sollte ich nicht einmal laute Musik anhören und die halbe Nacht mit mir durchtanzen. Ich glaube es ist am besten ich setze mich ganz ruhig hin und lächle. Ob ich verschmitzt, maliziös, oder hämisch lächle / grinse ist dabei eventuell nicht so wichtig. Wichtig erscheint mir nur, daß ich das Vorgefundene – mich – für genau richtig auf dieser Welt halte. Nach dieser fundamentalen Erkenntnis sollte ich es gleich allen anderen mitteilen??? Nein, am besten doch nicht. Ich belasse es einfach dabei, daß alles gut ist und ich hier auf Erden völlig zurecht verweile! Das ist Selbstfindung…! (?)


© Alf Glocker


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