Als vor vielen tausend Millisekunden einmal der Propeet auf seinem Kamesel durch das wüste Land gondelte, da hatte er zuerst noch seine Frau dabei und er dachte nur „gut“, wenn er über sie nachdachte. Aber die gute Frau hatte immer etwas an ihm auszusetzen. „Humammet“, kreischte sie einmal, „mit dieser Satteldecke kannst du doch nicht unter die Leute gehen!“. Und ein anderes Mal schalt sie ihn, seiner komischen Meldungen wegen: „Also wirklich, so geht das doch nicht…immer wenn wir Rast machen drückst du den Leuten deinen Schmonsens aufs Ohr – hast du denn nicht gemerkt, daß die das gar nicht hören wollen?“

Humammet dachte „gut, Frauen sind Frauen und Frauen sind anscheinend immer mit irgendetwas unzufrieden“. Er machte sich nichts draus und gondelte fröhlich weiter durch die wüsten Lande, sprach mit wüsten Menschen, auf daß sie noch etwas wüster wurden und er drückte ihnen seinen Schmonsens aufs Ohr…andauernd von seiner Frau unterbrochen, die alles noch weit besser wusste als er. Jeden Abend stieg sie von ihrem hohen Ross, einem feurigen Araber und kochte für ihren Humammet ein Süppchen aus Spucke, das er dann auslöffeln durfte.

Humammet war glücklich, denn ab und an wurde er von seiner Frau dafür belohnt, daß er milde Gaben von wüsten Menschen in den wüsten Landen annahm und an sie weiterreichte, damit sie ihm ihre Süppchen kochen konnte, die er dann auslöffeln durfte. Dann merkte er wie stolz sie war, weil er ihr, aus ihrer Sicht ausgeliefert, am Gängelbändchen gondelte. Aber er merkte auch, daß sie das nicht völlig befriedigte, denn sie verweigerte sich ihm immer öfter, besonders als die milden Gaben vorübergehend weniger wurden.

„Ich sage dir doch nun schon seit einer Ewigkeit, du sollst den Leuten einen anderen Schmonsens verzapfen als den deinen. „Nimm dir doch ein Beispiel an anderen Propeeten und rede wie sie reden, dann wirst du Erfolg haben und ich werde zufrieden sein!“ Dabei quollen ihr die Augen schier aus dem Kopf. Dann fügte sie noch erbost hinzu: „Und sag deinen Zuhörern doch auch einmal wer dir die Kraft für deine Predigten gibt – ich nämlich, niemand sonst!“

Dann zog sie sich hinter ihren feurigen Araber zurück und grollte in unverständlichen Sätzen vor sich hin: „schn wder so n Mst, erissthal nur ein Barbar, der kne Rückschtn auf mich nmmt!“ Humammet bekam nacheinander Heuschnupfen, Ausschlag und Blutdruck, wobei er hin, meistens aber doch her überlegte, was diese Frau endlich, ihm gegenüber milder stimmen könnte, aber ihm fiel nichts ein, denn besonders einfallsreich war er ja nicht grade und außerdem hatte er auch schon alles was ER konnte probiert.

Und inzwischen vermisste er auch so langsam jemanden, der ihm half und ihn nicht immer zurechtwies. „Hast du heute deinen Bart schon gestutzt?“, oder „Was glaubst du warum ich immer noch hinter dir her reite – weil wir so gut zusammenpassen vielleicht?!“. Nie gab es ein gutes Wort, nie eine heitere Aufmunterung und niemals sprach sie sich mit ihm über ihre Bedürfnisse aus – er sollte sie erspüren und von selbst danach handeln, ansonsten hing den ganzen Tag lang der Zeltsegen schief!

Humammet hielt das nicht länger aus. Er fragte den heiteren Himmel danach was er tun sollte und der riet ihm zu einer Steinigung! Während der nächsten Predigt erwähnte er beiläufig, er sei mal ganz kurz im Paradies gewesen und habe dort nichts als Jungfrauen gesehen, während er bei seinem Besuch in der Hölle von lauter Weibern belästigt wurde. Als seine Anhänger das hörten gruben sie sofort ein Loch, steckten seine Alte hinein und bewarfen sie mit allen Steinen die sie überhaupt finden konnten…

Humammet aber erwarb auf dem nächsten Markt ein kleines Mädchen, das er heiratete und er begann sofort sie für seine Zwecke zu erziehen. Sie wurde fromm und folg-fügsam, ergab sich allen seinen Wünschen und sie brauchte auch keinen feurigen Araber, um hinter ihm her zu reiten. Nein, sie ging ihm, Blumen streuend, voraus und pries seine Weisheit bei jeder, sich bietenden, aber auch bei sich nicht bietenden Gelegenheiten, freudig an. So zogen sie nun durch die wüsten Lande und brachten den wüsten Menschen etwas bei.

Der Rest, und was sie den Menschen beibrachten ist seit ein paar Millisekunden allen wohlbekannt: Humammet wurde groß und stark, weil er eine starke Frau hinter sich wusste, aber er befreite alle Männer mit Ehre vom Gekeife missmutiger Weiber, weil damit einfach keine Ordnung aufrecht erhalten werden konnte. Das erkannte zuerst sein eigener Stamm als gut an und später die ganze Welt. Und heute, Sekundenbruchteile nach der allerersten Predigt des großen Propeeten, ist es überall sieben-in Ordnung-Uhr.

Der große Propeet Humammet

© Alf Glocker


© Alf Glocker


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