Was bedeutet es, "Tochter" zu sein?
Viele Jahre, sehr viele, war es ein Nehmen, ohne sich dessen bewusst zu sein. Das, was ich zu geben hatte, geschah, weil ich war, nicht, weil ich etwas tat.
Eine Tochter zu sein bedeutete, immer einen Ort der Heimat, der Zuflucht zu haben. Eltern, die die da waren, so gut sie es konnten, Richtung gaben, Schranken setzten, bezahlten, rieten, gaben. Jeden Tag.
Nun bin ich fast 50 Jahre alt, und plötzlich, nach dem Tod meines Vaters, dreht sich alles um. Das zumindest wurde auch Zeit. Jetzt bin ich gefordert. Gefordert zu geben. Zurück zu geben.
Trost, Rat, Zeit, Gespräche, Liebe.
Zusammen mit meiner Schwester muss ich mich um meine Mutter kümmern. Und dabei geht es noch gar nicht um das Alter. Das kommt noch irgendwann dazu.
Jetzt erst einmal ist es wichtig, dass ich da bin. Nun kann ich etwas tun.
Wie fühlt es sich an?
Überfällig. In dem Punkt habe ich viel zu lange geschlafen.
Und: absolut richtig!
Das Leben isst einen dunklen Alptraum und
verdaut ihn zu einer romantischen Insel,
die man angeblich verschieden interpretieren
kann, darf, soll, nein, unbedingt muss!
Denn ungestüm [ ... ]
Wenn Macht regiert durch Angst und Schrecken,
Blutspuren manch Bürgersteig bedecken.
Mord und Totschlag den Tag „versüßen“,
Menschen mit ihrem Leben büßen.
Licht malt helle Leuchtspurbahnen
in den Alterungsprozess,
Dinge, die von weither kamen,
setzen sich in Träumen fest,
die dir längst Vergangenes bringen
und dein Hiersein noch [ ... ]
Du findest die Hose! Aber die
Strümpfe sind weg. Du suchst die
Strümpfe. Und findest das Hemd.
Und findest die Schuhe. Und den
Schal. Nur nicht die Strümpfe.
Dann setzt Du die Brille auf. [ ... ]